Vergraben
glänzte.
Normalerweise war Nathan nach wenigen Minuten wieder bereit. Dann sorgte er dafür, dass es gut wurde. Wenn ihr Orgasmus sich anbahnte, grinste er in sich hinein, und wenn er dann in sie eindrang, schrie sie auf und bohrte ihm ihre Nägel in den Hintern.
An ihrem ersten Arbeitstag nach den Flitterwochen betrachtete er sie in ihrem strengen grauen Kostüm und der weißen Hemdbluse mit Kentkragen, dann schob er ihr den Rock bis zu den Hüften hoch und vögelte sie gegen die Tür. Und als sie an jenem Abend nach Hause kam, zog er sie aus, noch bevor sie Hallo sagen konnte, und vögelte sie auf dem Sofa.
»Das ist ganz natürlich«, meinte sie. »Dein Körper versucht mich zu schwängern.«
»Glaubst du?«
»Ja.«
»Und wie findest du das?«
»Was?«
»Dass mein Körper versucht dich zu schwängern.«
»Na ja, ich will jedenfalls nicht, dass du damit aufhörst.«
»Aber was ist, wenn es klappt?«
»Wenn was klappt?«
»Dass mein Körper dich schwängert.«
Sie richtete sich auf einen Ellbogen gestützt auf. »Wie findest du das?«
»Das kommt drauf an.«
»Worauf?«
»Darauf, wie du es findest.«
Sie legte sich mit einem Arm über den Augen auf den Rücken und gab ihm einen Klaps auf den Oberarm.
»Ich finde das ganz gut.«
»Was heißt ›ganz gut‹?«
»Ich bin bereit, wenn du bereit bist.«
»Okay.«
»Ist es nicht noch zu früh?«
»Ich wüsste nicht, wieso.«
Sie setzte sich wieder auf.
»Hast du darüber nachgedacht ?«
»Natürlich.«
»Wie lange?«
»Schon ewig. Ich weiß nicht genau.«
Sie kitzelte die Härchen in seinem Nacken.
»Bist du sicher, dass du sicher bist?«
An jenem Abend stellten sie sich gemeinsam neben das Klo, drückten die Antibabypillen eine nach der anderen aus der Packung und ließen sie wie Konfetti in die Schüssel fallen. Holly betätigte die Spülung und sah zu, wie sie hin- und herschwammen und davontanzten.
»Es ist noch nicht zu spät«, gab sie zu bedenken.
Er führte sie an der Hand ins Schlafzimmer und legte sie aufs Bett. Als sie fertig waren, drückte sie seine Handfläche leicht auf die weiche Wölbung ihres Bauches, und so schliefen sie ein.
Spät in der Nacht drehte sie sich auf die Seite und streichelte ihn. Er deckte sie zu. Er lag wach da. Er dachte an die dunklen Räume unten und die dunkle Diele und das dunkle Bad mit den unbedeckten Spiegeln. Er dachte an den dunklen Schrank unter der Treppe, in dem eine menschliche Gestalt sich zusammenrollen konnte, um ihr lächelndes Gesicht zu zeigen, wenn die Tür geöffnet wurde. Und er dachte an die flirrenden Lebensfünkchen, die blind in Holly herumstoben, die Essenz seines Wesens.
Irgendwann schlief er in der Dunkelheit ein.
Als sie ihre Periode bekam, taten sie so, als seien sie nicht enttäuscht. Sie hatten es erst seit ein paar Wochen versucht. Sie waren etwas zu höflich zueinander, aber nur einen oder zwei Tage lang.
Als vier Wochen später noch einmal dasselbe passierte, war es ein bisschen schlimmer – aber nur ein bisschen. Aber den Monat darauf war es noch ein bisschen schlimmer und den Monat darauf ebenfalls. Aber sie waren noch immer am Anfang, und sie waren jung, und es machte noch Spaß, es zu versuchen.
Und sie versuchten und versuchten es – aber am Ende des Zyklus kam immer Blut. Und mit dem Blut gab es einen weiteren geisterhaften Trauerfall. Die Ahnung eines Jungen oder Mädchens – nicht mehr als der Hauch einer Möglichkeit, aber dennoch ebenso geliebt – war aus der Welt gewischt worden.
Jedes Jahr, wenn der Jahrestag von Elises Verschwinden näher rückte, zog Holly sich in sich selbst zurück. Sie sprach morgens weniger und lief verwirrt und geistesabwesend durchs Schlafzimmer, bevor sie nach einem Handtuch oder einer sauberen Unterhose oder ihrer Uhr griff.
An einem Sonntagmorgen kurz vor Weihnachten 2004 stand Nathan früh auf, machte Holly Frühstück und brachte es ihr auf einem Tablett ans Bett.
Sie setzte sich auf. Ihr Haar war auf der einen Seite platt gedrückt und das zerknitterte Bettzeug hatte Abdrücke auf ihren Brüsten und ihrem Oberkörper hinterlassen. Ihr Brustbein war ganz leicht gerötet. Weil sie nicht gerne nackt aß, reichte er ihr ein T-Shirt.
Sie setzte sich in den Schneidersitz und balancierte das Tablett auf dem Schoß. Sie trank einen Schluck Orangensaft, dann Kaffee und fragte: »Und womit habe ich mir das verdient?«
»Ich mache mir Sorgen um dich.«
Sie streifte sich das Haargummi vom Handgelenk und machte sich einen
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