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Vergraben

Vergraben

Titel: Vergraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Cross
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unterwegs.«
    »Okay. Das habe ich Miriam auch gesagt: ›Wahrscheinlich ist er mit Justin unterwegs.‹ Aber sie hat mir gesagt, dass Justin in einer Besprechung ist.«
    »Sie wird dafür bezahlt , das zu sagen. Sie sagt das hundertfünfzig Mal am Tag. Es stimmt nie.«
    »Ich habe keinen Grund, ihr nicht zu glauben.«
    »Doch, das hast du. Sie ist Justins Assistentin. Ihr Job besteht darin, zu lügen.«
    »Scheinbar hattest du dein Handy ausgeschaltet.«
    »Das stimmt.«
    »Das passt aber gar nicht zu dir.«
    »Nein.«
    »Betrügst du mich?«
    »Wie bitte?«
    »Hast du eine Affäre?«
    Er wollte empört aufstehen, aber er war viel, viel zu müde.
    »Du solltest wissen, dass du so was nicht fragen musst.«
    »Was soll ich denn denken? Du bist wie ausgewechselt.«
    »Tut mir leid.«
    »Wenn du keine Affäre hast, was ist dann los?«
    »Das kann ich nicht erklären.«
    »Hat es was mit Bob zu tun?«
    »Nein. Wieso?«
    »Weil du nicht mehr derselbe bist, seit dem Moment, als er damals hier aufgekreuzt ist. Seit genau dem Moment.«
    Was konnte er schon sagen? Sie hatte recht.
    Sie sagte: »Ich gehe jetzt ins Bett.«
    »Ich auch.«
    »Mach, was du willst.«
    Er folgte ihr auf den Fersen. Versuchte, wenigstens die körperliche Distanz zwischen ihnen zu verringern.

32
    Am Morgen, nachdem er sich beträchtlich Mühe gegeben hatte, weniger verkatert zu wirken, als er sich fühlte, sagte er zu Holly: »Ich lass mir einen Termin bei Brian geben.«
    Brian war ihr Hausarzt; er war einer von Grahams Domino-Kumpanen.
    Sie antwortete: »Gut.«
    Nathan kannte Brian privat – sie hatten sich bei diversen Feiern und Grillfesten und Silvesterpartys miteinander unterhalten. Nathan und Holly hatten sich an Brian gewandt, als sie zum ersten Mal versuchten, ein Kind zu zeugen. Deshalb konnte er für denselben Nachmittag einen Termin bekommen.
    Brian war klein, elegant und hatte eine Adlernase, er war dreiundsechzig und unverheiratet.
    Nathan mochte Brian, sie hatten sich bei Partys oft zueinander gesellt. Nathan glaubte, dass sie jeweils beim anderen ein Geheimnis erspürten – obwohl Nathan annahm, dass sein Geheimnis nicht das war, was Brian vermutete.
    Nun beschrieb Nathan Brian seine Angstzustände, seine Schlaflosigkeit.
    »Aber ich will keine Antidepressiva. Sie helfen nicht. Ich schaffe es auch ohne. Ich brauche einfach nur Schlaf. Nur ein paar Nächte guten Schlaf, dann geht’s mir wieder besser.«
    Brian schrieb Nathan ein Rezept für einen Dreimonatsvorrat Temazepam und sagte: »Jeder hat so seine Höhen und Tiefen. Du hast dich wahrscheinlich überarbeitet. Ich kenne mehr solche Fälle, als ich zählen kann. Du musst einen Gang runterschalten, dir eine Auszeit nehmen. Graham und June erzählen mir jedes Mal, wie hart du arbeitest.«
    »Wahrscheinlich hast du recht.«
    »Komm wieder, wenn du noch was brauchst.«
    »Mach ich. Mach ich. Aber ich bin sicher, das wird reichen.«

    Er wartete vor Oakley’s The Chemist , bis der Apotheker sein Medikament herausgesucht hatte. Während er auf dem Bürgersteig auf und ab ging wie ein Eisbär in einem Zoogehege, rief er Bob an. Der fragte: »Wie geht’s dir?«
    »Müde. Wir müssen noch mal reden. Können wir uns heute Abend treffen? Im Plough ?«
    »Ich kann um acht dort sein.«
    »Bis dann also.«
    Nathan steckte das Handy in die Tasche, ging zu Oakley’s hinein, um sein Medikament abzuholen, und fuhr dann zurück zur Arbeit. Unterwegs blieb er beim Travis-Perkins -Baumarkt stehen und kaufte einen schweren Bolzenschneider.
    Der Kassierer beäugte Nathan, wie er in seinem Anzug und mit der feinen Krawatte und der schicken Frisur einen Bolzenschneider kaufte. Nathan lächelte verkrampft und ging hinaus, wobei er den Bolzenschneider an dem langen Griff in seiner Faust baumeln ließ.

    Er rief Holly vom Büro aus an.
    »Wie geht’s dir?«, fragte sie.
    »Müde.«
    »Wie war’s bei Brian?«
    »Gut. Er hat gesagt, ich hätte zu viel gearbeitet.«
    »Wir wissen ja, dass das stimmt.«
    »Er hat mir was verschrieben. Damit ich besser schlafen kann.«
    »Was?«
    »Temazepam. Aber ich hab das Rezept behalten. Ich glaube nicht, dass ich es brauche.«
    »Das ist gut. Das freut mich zu hören.«
    »Mir geht’s bald wieder gut.«
    »Ich weiß.«
    »Und uns auch.«
    »Ich weiß.«
    Er holte tief Luft und sagte: »Ich komme heute spät nach Hause.«
    Einen Moment lang Schweigen in der Leitung. »Wohin gehst du?«
    »Pass auf. Du hast recht. Es hat mit diesem Typen zu tun, mit Bob. Er lässt mir

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