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Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Titel: Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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bewältigende Forderung. Sie bekam keine Luft mehr. Kalter Schweiß perlte ihren Nacken hinab.
    „Wer sind Ihre Gefangenen?“ Gott, sie betete, er würde ihr die Namen sagen und keiner davon lautete Reese Little.
    „Wir spielen das Spiel ohne Polizei, klar?“
    „Was für ein Spiel?“ Dieser Mensch war krank. Sie hatte nicht die geringste Vorstellung, auf was er hinauswollte. Erst recht nicht, was sie tun sollte.
    „Eine kleine Schnitzeljagd, die dich zu den Kindern führt. Wenn allerdings die Polizei mitspielt, findest du sie nie und die beiden hier …“ Er griff der jungen Frau ins Haar und zerrte ihren Kopf nach vorn. Der Strick schnitt tief in ihren Hals. „… werden das Spiel auch nicht überleben.“
    Sie musste Zeit schinden, irgendwie. „Das werden sie ohnehin nicht, nicht wahr?“ Natana lauschte in die Stille. Konnten nicht Sirenen einen herannahenden Streifenwagen verkünden? In tiefstem Herzen war ihr klar, dass das keine Rettung bedeutete.
    „Willst du eine reelle Chance in den Wind schlagen?“
    „Schreiben“, wisperte sie mit einer Stimme, die schrill und hoch klang, als gehörte sie nicht zu ihr.
    „Was?“
    „Es heißt
in den Wind schreiben
… die Redewendung
in den Wind schlagen
hat eine andere Bedeutung.“ Sie konnte nicht alle Tassen im Schrank haben.
    „Eine kleine Klugscheißerin!“
    „Besser als ein Psychopath, oder?“ In der Ferne klangen Polizeisirenen wie Musik in den Ohren.
    „Die Zeit läuft davon. Sie kriegen mich nicht.“
    „Was wollen Sie?“
    „Du lässt dein Telefon, wo es ist. Ich gebe dir zwanzig Minuten. Such ein Internetcafé und melde dich wieder im Chat.“
    Das Videofenster schloss sich.
    „Warten Sie!“ Zu spät. Natana wischte sich die Augen. „Warten Sie!“
    Die Sirene klang ganz nah. Zwanzig Minuten. Sie sprang auf, schnappte sich ihre Handtasche und hastete aus dem Apartment. Sie nahm nicht den Aufzug, sondern rannte durch das Treppenhaus. In jeder Etage machte sie Halt, hielt den Atem an, lauschte und stürmte weiter. Durch die Glasblocksteine rotierte blaues und rotes Licht. Zwanzig Minuten.
    In der Tiefgarage drückte sie sich an einen Pfeiler und hielt sich die stechende Seite. Sie erlaubte sich zwei, drei tiefe Atemzüge. Neben dem herabgelassenen Gitter der Ausfahrt befand sich eine Tür. Ihre Finger zitterten, als sie den Schlüssel der Apartmentanlage hineinschob.
    Schritt für Schritt schob sich Natana mit dem Rücken zur Wand an der Fassade entlang, fort von dem Einsatzwagen der Polizei, der in vielleicht dreißig Yards Entfernung parkte. Die Dunkelheit umhüllte sie wie ein Mantel, das rotierende Licht erfasste nicht einmal ihre Schuhspitze. Die knarzenden Stimmen des Polizeifunks wurden leiser. Nat bog um die Hausecke. Sie stürmte weiter, bis sie den Olympic Boulevard erreichte. Prustend rang sie um Atem. Das Leben pulsierte tief in der Nacht, die Rücklichter der vorbeirauschenden Autos glichen dem psychedelischen Bild eines Stroms blutiger Tränen. Nat wischte sich mit den Handrücken über die Augen und blickte die Straße hinauf und hinab. Entgegen der Darstellung aus Filmen, einfach an den Straßenrand zu treten und sich ein Taxi herbeizuwinken, funktionierte das in der Realität nicht. Entweder man bestellte sie telefonisch oder ergatterte einen Wagen an Hotels, Bahnhöfen oder am Flughafen. Nicht weit entfernt erkannte sie die Glasfassade und die zahlreichen beleuchteten Fenster des Convention Centers. Sie wusste, dass sich darin das Ritz-Carlton auf einigen Etagen befand.
    Nat trabte los und atmete erleichtert auf, als sie die Kreuzung erreichte. In der Stichstraße gegenüber des Kongressgebäudes standen mehrere wartende Yellow Cabs und giftgrüne Bell Cabs. Sie rannte auf eines der Fahrzeuge zu und sprach den Fahrer an.
    „Kennen Sie ein Internetcafé, das 24 Stunden geöffnet hat?“
    Der Mann nickte. „Wilshire Boulevard.“

    Simba blieb abrupt stehen. Er starrte in den Raum, in dem sich bis vor weniger als fünf Minuten noch die beiden Frauen seines Lebens aufgehalten hatten. Jetzt war das Zimmer leer und das Fenster stand offen. Seine Schritte wurden immer schneller, das schmerzende Bein drohte, unter ihm wegzuknicken. Er kletterte aus dem Fenster.
    Vor ihm breitete sich ein karger Garten aus, die Luft geschwängert vom Geräusch der erlahmenden Helikopterrotoren, vermischt mit den Stimmen der Männer. Niemand rief ihre Namen. Niemand bekam mit, dass Reese und Nani-ji verschwunden waren.
    Die Sonne brannte

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