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Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Titel: Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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es nicht zuließ.
    „Ich fand sie, nur um sie erneut zu verlieren.“ Eine Träne rann über seine Wange. Eines Tages … eines nicht fernen Tages würde er zurückkehren.

Montag, 3. Oktober – Los Angeles
    I mmer wieder schwankte Nat zwischen panischer Furcht und wilder Entschlossenheit. Dieser brutale Psychopath konnte ihr nichts anhaben, solange sie sich in Gesellschaft anderer Menschen befand und zudem nicht wusste, wo sie sich überhaupt aufhielt. Er hatte ihr aufgetragen, erneut Kontakt aufzunehmen. In welches Internetcafé sie gehen würde, konnte er nicht wissen. In L. A. gab es mehrere Dutzend Möglichkeiten, auch wenn sie diese nicht alle kannte.
    Sie musste also vorrangig zwei Regeln beachten: Niemals ihren Aufenthaltsort verraten und sich stets in der Gesellschaft von Menschen aufhalten. Die Polizei erneut hinzuziehen würde sie in der Sekunde, wenn ihr der Aufenthaltsort der Kinder oder der entführten Frauen bekannt werden sollte. Sie rieb sich die Stirn. Oder wenn sie erkennen musste, dass das
Spiel
verloren war.
    War es überhaupt richtig, was sie hier tat? Ihre widersprüchlichen Antworten lauteten Ja und Nein. Die Argumente lieferten sich einen Widerstreit, den zu gewinnen einem Tic-Tac-Toe Spiel glich. In der Regel gewann der Spieler, der den ersten Zug ausführte, aber bei optimalen Zügen gab es niemals einen Sieger, auch nicht in ihren Gedanken. Statt sich weiter mit der Frage Richtig-oder-Nicht zu quälen, sollte sie lieber darüber nachdenken, wie sie sich diese lebensmüde Aktion überhaupt vorstellte. Das Schlimme war: Sie hatte keine Vorstellung.
    Vor den hell erleuchteten Fenstern des Internetcafés auf dem Wilshire Boulevard bezahlte sie den Taxifahrer. Noch hatte sie die Gelegenheit, nicht nur aus dem Taxi, sondern aus dieser unfassbaren Situation auszusteigen. Die Frage, ob es sich bei der zweiten Gefangenen um Reese handeln könnte, verbot sie sich jedes Mal strikt, sobald sie aufkam, denn sollte sie zu dieser Annahme gelangen, gäbe es kein Zurück.
    Der Fahrer warf ihr einen Blick über die Schulter zu. „Ist noch etwas, Miss?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, danke.“
    Nat eilte über den Bürgersteig und betrat das Café. Eine ältere Frau hinter einer Theke lächelte ihr zu. Drei Männer saßen an Rechnern, ruhig und vertieft. Zwei weitere spielten an Automaten, die im hinteren Bereich an der Wand hingen und deren Töne gedämpft von der leisen Musik durchdrangen.
    „Muss ich im Vorfeld bezahlen oder bevor ich gehe?“
    „Computer sieben“, sagte die Frau. „Bevor du gehst, Schätzchen. Viel Spaß.“
    Sieben war ihre Glückszahl. Mit neuem Schwung eilte Nat zu den Rechnern und war froh, dass die Plätze rund um sie herum unbesetzt waren. Nur einer der Männer blickte auf, als sie an ihm vorbeiging, senkte den Kopf jedoch schnell wieder.
    Ihre Finger zitterten. Sie rief die Webseite des Chatdienstes auf und loggte sich ein. Reeses Passwort war in ihrem Browser gespeichert gewesen, sodass sie jetzt nicht den Benutzernamen „Little“ benutzen konnte. Sie wählte „Little2“.
    Kaum hatte sie den Channel
#L. A. City Hausfrauen
geöffnet, öffnete sich ein Chatfenster mit einer privaten Nachricht.

    Nat wusste nicht, woher sie den Mut für ihre Antworten nahm. Falls er erwartete, dass sie in Angst vor ihm erzitterte, schnitt er sich in den Finger. Das würde sie ihm niemals zeigen.

    Sie knetete ihre Finger. Genau das war es, was sie verhindern wollte. Sie würde ganz bestimmt nicht an einen Ort gehen, den er kannte, um hirnlos in ihr Verderben zu rennen und sich von ihm überfallen zu lassen. Für wie dämlich hielt er sie? Langsam gewannen ihre Zweifel immer mehr die Oberhand. Was sie tat, war purer Wahnsinn. Sie sollte auf der Stelle in Reeses Apartment zurückkehren und mit den Polizisten reden. Wenn dieser Irre den Plan gefasst hatte, seine Gefangenen umzubringen, änderte sie garantiert nichts daran. Sie durfte sich nicht schuldig fühlen! Irgendwo zwischen ihren zerrissenen Gedanken flatterte die Furcht herum, in dieser Hundebox könnte Reese stecken. Ein Schweißtropfen perlte Nat in den Nakken. Sie ignorierte es, starrte auf den Monitor, als könnte sie ihn hypnotisieren. Die Sekunden tropften zäh dahin.

    Drei Minuten lang fixierte sie den Bildschirm. Sie schloss die Augen, fühlte sich für einige beklemmende Atemzüge lang in die Lage der jungen Frau versetzt, die ihre Verzweiflung in die Welt hinausschrie und keine Hilfe erlangte. Tränen pressten sich

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