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Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Titel: Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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Fingerkuppen viel zu lange auf seiner Haut lagen. Sie griff hastig nach einer Mullbinde. Der Ausdruck in Narsimhas Augen verriet, wie sehr er ihre Verwirrung genoss. Ein winziges Zucken floss um seine Mundwinkel. Das Teufelchen in ihrem Kopf befahl, die liebkosende Behandlung fortzusetzen. Reese wusste nicht, welcher Dämon sie ritt. Von Sekunde zu Sekunde verdichtete sich die Spannung im Raum wie eine Ladung knisternder Elektrizität, die sich im nächsten Moment als gewaltiger Kugelblitz zu entladen drohte. Längst hoben sich ihre Bewegungen mehr als deutlich vom einfachen Anlegen eines Verbandes ab. Ihre Finger streiften seinen Arm, wann immer es möglich war. Reese fragte sich, ob sie überhaupt ihrem eigenen Willen folgte oder ob es der hypnotische Bann seines Blickes war, der den ihren gefangen hielt und in die Tiefe ihrer Seele tauchte. Ihr Innerstes brannte lichterloh, ihre Lippen wurden trocken. Sie traute sich nicht, sie zu befeuchten – aus Scham und Furcht, diese Geste könnte noch aufdringlicher und provokativer wirken. Obwohl sie den Anfang gemacht und sich danach gesehnt hatte, Narsimhas Körper zu berühren, wollte sie ihn jetzt loslassen und fand kein Ende. Ihr Atem beschleunigte sich und ein leichter Schwindel kündigte sich an.
    Der unwiderstehliche Zauber brach erst, als Narsimha abrupt den Kopf abwandte. Gleichzeitig hörte sie das Klappern der Tür und ihr Kollege betrat den Raum wieder.
    Reese stand auf. Sie schwankte und stützte eine Hand an die von der Decke herabhängende Behandlungslampe. „Bitte suchen Sie morgen einen Arzt zur Nachuntersuchung auf.“ Wie schaffte sie es nur, ruhig und sachlich zu klingen? „Ich verschreibe Ihnen eine antibiotische Salbe und Schmerztabletten. Tragen Sie die Salbe drei Mal täglich auf und nehmen Sie die Tabletten nach Bedarf, maximal vier am Tag.“ Je mehr sie sprach, desto einfacher fiel es, sich hinter einer Maske aus Routine zu verbergen.
    Der Pfleger blieb im Raum zurück, als sie Narsimha auf den Flur begleitete. Die drei Männer saßen in der Wartezone auf einer Bank und standen sofort auf, als sie sie erblickten. Einer zog seine Jacke aus und legte sie Narsimha um die nackten Schultern. Himmel! Was trugen die Kerle da? Das waren Uniformen. Dass auch Narsimha eine nicht gerade saubere schwarze Hose und feste Stiefel trug, die an die Kleidung eines Sondereinsatzkommandos erinnerten, fiel ihr erst jetzt auf. Sie vermisste den Schriftzug FBI auf den breiten Rücken. Alle vier waren außergewöhnlich groß und kräftig. Männer wie aus der Traumfabrik.
    „Halten Sie den Arm möglichst ruhig.“ Erneut flüsterte das Teufelchen ihr Worte zu, die sie eigentlich nicht sagen wollte. „Keine War-Games während der nächsten vierzehn Tage und auch keine Befreiung gefangener Prinzessinnen aus ihren Gefängnistürmen.“ Sie lächelte, als sie das Schmunzeln in den Gesichtern der Männer registrierte.
    „Jawohl, Ma’am!“
    Wie angewurzelt stand sie im Flur, während sich die vier entfernten. Erst als die Außentür der Notaufnahme hinter ihnen zuglitt, ging Reese auf ihre Station zurück.
    Dr. Mills hatte bereits seinen Dienst aufgenommen. Wenn keine Operationen anstanden, mussten auch die Chirurgen auf den Stationen Einsatz leisten – im Gegensatz zu den Nachtschichten nicht nur als Bereitschaft. Das Ergebnis strenger Sparmaßnahmen. Mills begrüßte sie gut gelaunt und sie erwiderte sein kollegiales Lächeln.
    „Müde? Oder mögen Sie noch die Runde mit mir gehen?“ Er machte eine einladende Handbewegung.
    Reese wollte nicht sofort zum Parkplatz laufen. Was, wenn die Männer noch draußen weilten? Auf dem Weg zur Station hatte sie gesehen, dass der Hubschrauber nicht mehr auf dem Landeplatz stand. Möglicherweise warteten sie nun auf ein Taxi oder jemand anderen, der sie abholte.
    „Ich begleite Sie.“
    Zwei Schwestern schlossen sich an. Es war keine ausgiebige Visite, eher eine Art Kontrollgang am Morgen nach Dienstübernahme, um sich des Wohlbefindens aller Patienten zu vergewissern. Das Zimmer, in dem Mikayla Costello gelegen hatte, stand leer. Einen Raum weiter lag eine ältere Frau, die beim Putzen von der Leiter gestürzt war und sich einen komplizierten Schienbeinbruch zugezogen hatte, der operiert werden musste. Im dritten Krankenzimmer behandelten sie einen Patienten zum wiederholten Mal an seinem Bandscheibenvorfall. Nicht mehr lange, und der 60-Jährige zählte zum Inventar. Sein Bettnachbar war erst vorgestern von der

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