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Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Titel: Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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Intensivstation verlegt worden, nachdem er vor drei Tagen erstmals seit seiner Einlieferung das Bewusstsein wiedererlangt hatte. Mit Erschaudern dachte Reese an das hässliche Schlangentattoo, das sich von Ohr zu Ohr wand. Generell hatte sie nichts gegen Tätowierungen, auch wenn sie manche zu übertrieben fand, andere dafür wirklich hübsch. Sich mit einer Klapperschlange zu verzieren, die dazu noch hauptsächlich vom Kopfhaar bedeckt wurde, rief allerdings keinen Anklang hervor.
    Der Mann weckte einfach nicht ihre Sympathien. Laut Auskunft der Polizei, die mehrfach da gewesen war, um ihn zu vernehmen, hieß er John Smith, was ihr ein gezwungenes Lächeln entlockte. Der typische Name für einen vermeintlichen Gangster, der unter falscher Identität seinen krummen Geschäften nachging. Irgendwie hatte sie kein gutes Gefühl. Er hatte keinerlei Papiere bei sich getragen und wie sie von einem der Officers wusste, war in dem Leihwagen, mit dem er im Forest unterwegs gewesen war, nur der Mietvertrag gefunden worden, ausgestellt auf den Namen John Smith. Da Smith bisher nicht vernehmungsfähig war und sich seit seinem Erwachen in Schweigen hüllte, kamen die Cops nicht weiter. Hätten die Wanderer nicht ausgesagt, dass sie den Wagen zufällig gestoppt hatten und Smith sich selbstlos an der Rettungsaktion beteiligte, hätte Reese eher darauf getippt, dass er etwas mit Maggies Entführung zu tun hatte. Vielleicht nahm das auch die Polizei an, doch sie hielten sich bedeckt. Wenn sie Indizien gefunden hätten, die diese Vermutung untermauerten, hätten sie Smith längst in ein Gefängniskrankenhaus überführen lassen. Also gab es offenbar keine Beweise, die für eine Verhaftung ausreichten.
    „Einen schönen guten Morgen, Mr. Hicks. Wie geht es uns denn heute?“
    Reese unterdrückte ein Schnauben. Sie hasste es wie die Pest, wenn die Schwestern mit den Patienten sprachen, als wären sie unmündige Kinder.
    „Wohlauf, wohlauf“, antwortete Mr. Hicks.
    Sie warf einen Blick auf das leere Bett. „Wo ist denn Mr. Smith?“
    „Auf’m Klo.“
    Sonderlich gesprächig zeigte sich Hicks heute nicht. Das wunderte sie, denn in der Regel steckte er alle mit seiner Fröhlich-keit an und hatte immer einen flotten Spruch oder einen kleinen Witz auf den Lippen. Sie wartete, bis eine der Schwestern das Kissen aufgeschüttelt und Dr. Mills sein Gespräch mit dem Patienten beendet hatte, ehe sie leise an die Badezimmertür klopfte. Als keine Reaktion erfolgte, pochte sie fester gegen das Holz. „Mr. Smith?“
    „Der ist schon seit ner halben Stunde da drin.“
    Merkwürdig. Reese zog den Schlüssel aus der Kitteltasche, mit dem sich jedes verschlossene Patientenbad von außen öffnen ließ. „Ich öffne die Tür, Mr. Smith. Brauchen Sie Hilfe?“
    Ein Schreck durchfuhr ihre Knochen, als sie in den leeren Raum starrte. Das Fenster stand auf, das Vögelchen war ausgeflogen. Das hatte sie noch nie erlebt. Es gab immer einmal Patienten, die – kaum dass sie wieder kriechen konnten – eine weitere Behandlung verwehrten und notfalls eine Entlassung auf eigene Verantwortung erwirkten, aber dass jemand auf diese Weise das Weite suchte, konnte nichts Gutes bedeuten.
    Reese ging ins Krankenzimmer zurück. Ihr schwante Böses.
    „Darf ich Ihren Schrank öffnen, Mr. Hicks?“
    „’türlich. Ich weiß, dass Klamotten fehlen.“
    Wie bitte? „Warum haben Sie niemanden informiert?“ Sie sparte sich das Öffnen der Schranktür und trat zu dem Patienten ans Bett.
    „Ha’m se dem Kerl mal in die Augen geschaut? So was von kalt und abgebrüht – der hätt mich glatt abgemurkst, tät ich den Mund aufgemacht haben.“
    „Was hat er Ihnen entwendet?“
    „Kleidung, Schuhe und Geldbeutel. Heut Nacht. Ich hab getan, als schlaf ich.“
    „Warum haben Sie nicht vorhin nach einer Schwester geklingelt?“
    „Hab ich g’wusst, ob der Kerl noch da drin ist?“ Er nickte in Richtung Badezimmer. „Ne ne, mein Leben is mir lieb und teuer. Verdammt mehr als ein paar Klamotten und dreißig Dollar. Als Taxifahrer lernt man das. Das könn’se mir mal glaub’n, Ma’am.“
    „Schon gut.“ Reese strich dem Patienten beruhigend über den Arm. „Sie haben nichts verkehrt gemacht.“ Wenn jemand sang- und klanglos aus dem Krankenhaus verschwand, war das sicher ein Grund, die Polizei zu benachrichtigen und in diesem Fall erst recht.
    Sie beeilte sich, das Stationszimmer aufzusuchen und besprach sich mit Doktor Mills, dann rief sie das Revier an. Die

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