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Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Titel: Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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die Ohrläppchen wanden. „Die Farben sind nicht gerade blass, aber man muss genau hinschauen, um die filigranen Linien vorn an den Ohrläppchen zu erkennen. Smiths Haare dürften zudem in der Regel darüberfallen.“ Reese rieb sich die Arme, als sie sich die Zeichnung der Schlange aus dem Gedächtnis rief. „Die Klapperschlange sieht gruselig echt aus, hat gelbliche Rücken- und Flankenschuppen, dazwischen dunkle Flecken. Das Tattoo beginnt am linken Ohr, läuft unter dem Haaransatz entlang durch den Nacken zum rechten Ohr.“
    Vega machte eifrig Notizen, während McGee das Gespräch fortführte.
    „Die Zunge ist also links?“
    „Ja.“
    „Meinen Sie das linke Ohr, wenn man Smith ansieht oder das linke Ohr aus seiner Sicht?“
    „Immer aus der Sicht des Patienten. Das sollten Sie eigentlich wissen. Wenn Sie ihn ansehen, ist die Zunge rechts.“
    „Ich wollte nur sichergehen. Gibt es sonst noch etwas?“
    Blöder Kerl. Sichergehen? Bei einer Ärztin? „Nein, nichts, was mir aufgefallen wäre.“
    „Narben?“
    „Keine. Der Blinddarm ist noch drin.“
    „Weitere Tattoos?“
    Er fing an zu nerven. Nicht, dass sie nicht alles tun wollte, um der Polizei bei ihren Ermittlungen zu helfen, doch dann sollte McGee wenigstens nicht ständig dasselbe fragen. Sie hatte es doch bereits bestätigt. Es gab keine weiteren Merkmale. Polizisten sollten einige Semester Medizin studieren, dann würden sie lernen, präzise zu arbeiten. Eine Erwiderung schluckte sie lieber und bedachte McGee stattdessen mit einem genervten Blick.
    „Rufen Sie an, wenn Ihnen noch etwas einfällt.“ Der Detective drückte ihr eine Visitenkarte in die Hand.
    In ihrer Wohnung ließ sich Reese für einen Moment an die geschlossene Eingangstür sacken. Drei Mal tief durchatmen – und dann die Gedanken einfach an der Garderobe ablegen und sich nur noch aufs Wochenende freuen. Sie schleuderte die Schuhe von den Füßen und ließ sie achtlos mitten im Flur liegen. Ihr Magen knurrte vernehmlich und sie fischte den Donut aus der Tüte.
    Im Wohnzimmer glitt sie in den Bürostuhl und schaltete den Monitor ein. Ihr Computer lief rund um die Uhr – ein Freund, der vorgab, sich mit der Technik auszukennen, hatte behauptet, ihrem altersschwachen Schätzchen bekäme es besser, ihn nicht ständig ein- und auszuschalten, sondern ihn nur in den Ruhezustand zu versetzen, wenn sie nicht an dem Gerät arbeitete. Dennoch würde nicht nur das Netzteil, das immer häufiger pfeifende Geräusche von sich gab, bald den Geist aufgeben. Sie hatte keine Lust, ein neues Gerät zu kaufen und ihre über Jahre angesammelten Programme und Daten neu zu sortieren, kopieren, installieren, organisieren, konfigurieren, adaptieren … ein Exfreund vor Jahren war ein absoluter Nerd gewesen, der keine anderen Wörter kannte, und bei den Treffen in ihrer Bude delegieren, logieren, dinieren und kopulieren wollte.
    Am Ende wollte sie ihn exportieren. Auf den Mond deplantieren. Oder lädieren, flambieren, sezieren, filetieren, kastrieren.
    Gott, sie war gemeingefährlich!
    Sie legte einen Ordner auf der Festplatte an. Chatroom-Killer. Dann öffnete sie ein neues Dokument und starrte auf die weiße Fläche auf dem Bildschirm. Hatte sie der Polizei alles erzählt, was sie wusste? Gab es Details, die sie vergessen hatte und die sie eventuell nachreichen könnte? Nach einigen Sekunden tippte sie: John Smith. Echter Name? Sie fügte eine Beschreibung hinzu.

    Es folgte eine detaillierte Beschreibung, dann stützte sie ihre Ellbogen auf die Tischplatte und legte die Stirn auf ihre Handflächen. Welche Informationen könnten noch dienlich sein? Der Versuch, sich den Ablauf der Behandlung minutiös durch den Kopf gehen zu lassen, brachte keine bahnbrechenden Erkenntnisse.

    John Smith musste zumindest über ein mittleres Einkommen verfügen, für einen sozial Schwachen waren Markenklamotten zu teuer. Obwohl die Kleidungsstücke rußverdreckt gewesen waren, hatten sie nicht alt gewirkt. An die Schuhe erinnerte sie sich nicht. Sie versuchte, weitere Details aus dem Gedächtnis zu schälen. Schmuck … nein, da war nichts. Weder trug Smith eine Kette noch einen Ring.

    Sie hatte am Krankenbett seine Hand gehalten. Die Innenseite und die Finger fühlten sich glatt an, nicht rau oder schwielig. Also eher kein Mann, der körperlich schweren Tätigkeiten nachging, obwohl sein Brustkorb und die Arme muskulös wirkten.

    Was könnte er sein? In seinen Augen hatte eine Leere gelegen, aber sie traute ihm

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