Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll
Sie haben eine Homepage, auf der sie die Tourdaten bekannt geben. Erst vor vier Monaten gab es ein Konzert in San Diego, wo sie als Vorgruppe gespielt haben. Er hat sich nicht getraut, hinzugehen. In Kürze treten sie in L. A. auf.
Sein Blick bleibt an Tamis langen blonden Locken hängen. Er sieht ihre wunderschönen blauen Augen vor sich und fragt sich wie so oft, wie es ihr gehen mag. Sie ist jetzt auch schon einunddreißig. Er vermisst sie noch immer. Die Behörden haben ihm keine Auskunft gegeben und erst, als er den Job beim Jugendamt bekommen hat, ist es ihm gelungen, über das Computernetzwerk Daten zu ermitteln. Tamis Pflegeeltern sind vor fünfzehn Jahren gestorben. Wo sie sich seither aufhält, ist unbekannt.
Früher haben die Pflegeeltern im Nordwesten der USA gelebt. In einem Kaff in der Nähe von Billings im Bundesstaat Montana, nur einige Meilen von ihrem ehemaligen Zuhause entfernt.
Aus Tami muss etwas ganz Besonderes geworden sein. Sie ist ein wunderschöner zarter Schmetterling, nährt sich von süßem Nektar und flattert im warmen Sonnenlicht von Blume zu Blume.
Nur selten denkt Ben an Mommy und ihren neuen Mann. Den vierten oder fünften, er hat aufgehört, sie zu zählen, seit er von zu Hause weg ist. Mit irgendeinem von ihnen wird sie sich totsaufen. Nur noch manchmal fährt er hin und beobachtet ihr Haus. Sie ist uninteressant, die Klapperschlange braucht andere Nahrung.
Er fischt zwei weiche Scheiben Toast aus der Packung und setzt sich mit seinem Salat an den Tisch. Der Fernseher läuft, seit Ben den Container betreten hat. Er zappt durch ein paar Kanäle und schaltet die Kiste ab.
In der nächsten Woche wird er mit dem Wagen zur Arbeit fahren und Fergus erzählen, das Motorrad sei kaputt. Wenn er ihn zur Schule bringt, wird
Es
gefesselt sein, angebunden an den Ösen im Laderaum. Eine geschickte Fesseltechnik wird die Atemwege abschneiden, sollte
Es
versuchen, herumzuhampeln, um das Fahrzeug zum Schaukeln zu bringen. Außerdem wird er
Es
bis mittags mit Schlaftabletten ruhigstellen. Um die Zeit danach braucht er sich nicht zu sorgen. In den Bezirken, wo er im Außendienst unterwegs ist, schert sich niemand um das geparkte Fahrzeug vor der Haustür der Familien, die er betreut. Selbst wenn –
Es
wird Gesellschaft haben. Anu bellt wie wild, sobald sie fremde Stimmen hört. Jeder wird glauben, die Hündin spränge im Wagen herum. Freitagnachmittag trifft
Es
sich mit ihm.
Natürlich ist ihm bewusst, wie gefährlich es ist, ein Heimspiel zu geben. Aber der Reiz ist groß,
Es
und Anu stets in der Nähe zu wissen. Die Vorstellung gefällt der Klapperschlange.
Nachts wird er
Es
mit in den Container nehmen. Mrs. Fowler, seine Nachbarin, ist nicht nur schwerhörig, sie ist auch halb blind. Er wird warten, bis sie schläft. Das Mobilheim auf der anderen Seite neben ihm ist unbewohnt, der Eigentümer bleibt nur von Juni bis August.
Das Entsetzen, das Reese im Fahrstuhl gepackt hatte, war längst einer noch schlimmeren Art von Bestürzung gewichen, die permanent in ihr schwelte und Bauchschmerzen bereitete. Daran änderten auch Max’ rührende Fürsorge und das Gefühl, Teil einer großen Familie zu sein, nichts. Cindy verkraftete es einigermaßen beherrscht, aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen zu werden, aber sie und Jamie hatten sich wenigstens gegenseitig, um sich aufzurichten. Nur in einem war Jamie ebenso angespannt wie Reese: in der Sorge um ihren Partner. Von Simba hatten sie zumindest die Nachricht bekommen, dass er mit Neil und Ace in Mumbai angekommen war, auch wenn die nächste Meldung überfällig war. Von dem zweiten Team fehlte bislang jedes Lebenszeichen. Jamies Zustand rückte einem Zusammenbruch immer näher und auch Reese musste sich arg zusammenreißen, um sich nicht heulend in eine Ecke zu kauern. Sie gestattete sich zwar nicht, überhaupt davon zu träumen, jemals vor der Welt und dem Schöpfer Narsimhas Frau zu sein, aber ihr Herz war ebenso rettungslos verloren wie das von Jamie an Dix. Ohne ihre Männer wären Jamie und sie irgendwie … leer, nur noch tote Hüllen.
Nachdenklich malte sie Flammen auf die spiegelnde Oberfläche des Tischchens in ihrer Unterkunft und versuchte, ihre Gedanken von Simba abzulenken.
Sie hatte einige Zeit gebraucht, um die Empörung über ihre Entführung abzustreifen und sich unter den zahlreichen fremden Menschen zurechtzufinden. Auch jetzt war sie noch nicht ganz sicher, welcher der Männer zu welcher Gruppe gehörte. Es gab die Black
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