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Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Titel: Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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Lieferung, klar? Und um die Fahrzeuge soll er sich selbst kümmern.“
    Simba übersetzte, vereinbarte den Übergabeort, und als sie wieder draußen standen und Shahruhk hinterherstarrten, fragte er: „Ich dachte, wir fliegen nach Nagpur.“
    „Wir gehen kein Risiko ein, dass die Fahrzeuge unterwegs eventuell überfallen werden und wir ohne Ausrüstung in Nagpur stehen. Ob wir dort warten und Däumchen drehen oder gleich selbst fahren …“
    „Schon klar, ich konnte ja nicht wissen, dass die Ausrüstung so weit transportiert werden muss und nicht direkt in Nagpur bereitgestellt werden kann. Wir hätten den Flieger kapern können, damit sie uns mitnehmen.“

    „Deal!“, sagt der spindeldürre Kerl, dessen Anzeige für einen Kastenwagen Ben in der Union Tribune gefunden hat. Er schlägt in die ausgestreckte Hand des Verkäufers ein.
    Sechshundert Dollar will er für das Fahrzeug haben, das äußerlich in einem guten Zustand ist und sicher den fünffachen Wert hergäbe. Die Folienbeschriftung mit dem Schriftzug
Butchery
auf dem weißen Lack kann Ben leicht entfernen, nur der Geruch nach Blut und Fleisch im Innenraum wird haften bleiben.
    Er mag den Gestank nicht, aber es wird ihn auch nicht stören. Vorn in der Fahrerkabine ist er nicht so intensiv. Er kann ihn mit einem Duftbaum überspielen. Die Ladefläche ist mit einer Trennwand abgegrenzt, in die eine Glasscheibe eingelassen ist. An den Wänden und am Dach im Laderaum befinden sich Metall-Ösen und Haken, die der Metzgereibetrieb zum Aufhängen kleinerer Fleischbrocken angebracht hat.
    Ben hat das Geld abgezählt in der Tasche stecken und zieht das zusammengerollte Bündel hervor.
    „Gute Fahrt“, wünscht der Verkäufer, als sich Ben hinter das Steuer klemmt.
    Eine Dreiviertelstunde später lenkt er den Wagen in die Zufahrt seiner Siedlung und stoppt in der äußersten Reihe vor seinem Wohncontainer. Der Mobilheimpark liegt in Vista im San Diego County, etwa neunzig Meilen von L. A. entfernt.
    Anu, seine Schäferhündin, begrüßt ihn freudig bellend. Ben öffnet ihren Zwinger und lässt sie laufen. Sie rennt sofort auf den Acker gegenüber der Siedlung. Er wartet, bis sie ihr Geschäft verrichtet hat, und pfeift sie zurück. Anu ist gut erzogen. Sie gehorcht.
    Die Mobilheime stehen dicht an dicht, nur wenige haben einen Streifen Grün vor der Tür oder Blumenbeete. An seinem Wohncontainer hängen Blumenkästen unter den Fenstern. Ben nimmt den Wasserschlauch, der zusammengerollt auf dem Boden liegt, wässert die Geranien und zupft einige welke Blätter ab. An der Kopfseite des Containers hat er einen Werkzeugschrank aufgestellt. Er holt sich einen Lappen, eine Dose Lösungsmittel und eine Kabeltrommel. Aus seinem kleinen Badezimmer muss der Föhn für besondere Zwecke herhalten.
    Nach einer guten Stunde wischt er sich zum letzten Mal den Schweiß aus dem Nacken. Die Beschriftung des Kastenwagens ist vollständig entfernt. Mit ein bisschen Politur beseitigt er letzte Klebereste und betrachtet sein Werk. Das Fahrzeug wirkt unauffällig. Er spritzt mit dem Schlauch die Ladefläche ab und lässt die Türen offen stehen. Klauen wird hier keiner. Seine Nachbarin, eine alte Lady, winkt ihm zu und er lächelt zurück, als er in seinen Container geht. Anu hat den Wagen bereits von allen Seiten und auch von innen inspiziert. Besonders den Geruch fand sie klasse, und das Toben unter dem Wasserstrahl. Tropfnass steht sie neben ihm und wirft ihm ihren Hundeblick zu.
    „Du bleibst draußen!“ Ben springt zur Seite, als sich Anu schüttelt. Sie legt sich auf die Betonplatten vor dem Eingang. Er lässt die Tür offen. Anu wird nicht hereinkommen.
    Auf dem Tisch steht sein Netbook. Ben summt zufrieden vor sich hin. Alles ist vorbereitet.
Es
kann sich mit ihm treffen.
    Er wäscht sich die Hände, ehe er sich an seine Mini-Küchenzeile stellt und beginnt, sich einen Salat zuzubereiten. Immer wieder betrachtet er während des Schnibbelns das gerahmte Foto an der Wand über dem Esstisch. Es zeigt vier Kinder, die wie Orgelpfeifen aufgereiht stehen. Tami, dann er, daneben Sally und schließlich Dakota. Jeder hält die Hand seines Nächsten. Dakota wäre jetzt siebenunddreißig. Ob sie Kinder bekommen hätte? Sally hat offenbar keine. Sie tingelt noch immer mit einer Rockband durch das Land, feiert aber nur mäßige Erfolge. Wie sehr wünscht er ihr, ein richtiger Star zu sein.
    Bei jedem Besuch in einem Internetcafé sucht er als Erstes nach Neuigkeiten über Sallys Band.

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