Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll
Skizze. „Das Haus des Dorfältesten ist der Gemeindetreffpunkt. Auf diesem Weg“, er wies auf eine Lücke zwischen Kästen, die Häuser darstellen sollten, „gelangt man auf dem schnellsten Weg in den angrenzenden Wald. Diese Straße führt in das nächste Dorf. Nach Khapa. Sowohl südlich als auch nördlich und östlich von Nimtalai landet man meilenweit in der Pampa.“
„Der Dorfälteste war derjenige, der Informationen an die Rebellen verkauft hat, die Jagd auf dich gemacht haben.“ Ace kaute an seinem Fingerknöchel. „Nach einiger Zeit ist das CT-Kommando aufgetaucht, das ebenfalls auf der Suche nach dir war. Könnte euer Voodoopriester doppelt abkassiert haben?“
Diesmal strafte Simba Ace mit einem Blick, aus dem er förmlich Blitze schießen ließ. „Voodoo ist eine überwiegend kreolische Religion und verbreitet in Afrika, Haiti und einigen anderen Teilen Amerikas. Vielleicht war deine Mutter eine Zombiekönigin.“ Er straffte die Schultern. „In meinem Volk praktiziert man keine weiße oder schwarze Magie, man durchbohrt keine Wachspüppchen mit Nadeln oder ähnlichen Nonsens. Man folgt dem Edlen Achtfachen Pfad. Aber das verstehen Banausen wie ihr nicht.“
Ace zuckte betroffen zusammen und stand auf. Er reichte Simba die Rechte. „Schlag ein, Mann. Tut mir leid, okay?“
Simba versuchte, seinen Ärger zu schlucken. Zögerlich reichte er Ace die Hand.
„Kommt, wir gehen an die Bar und genehmigen uns einen Bourbon. Ich glaube, wir sind quitt.“
Mit dem ersten Schluck spülte Simba den Rest Zorn hinunter. Er musterte Ace. Wahrscheinlich mussten sie erst aneinandergeraten, um zu einem Team zu werden. Hoffentlich blieb ihnen das wenigstens erspart, wenn sie mit dem anderen Black Boy zusammentrafen.
„Soll ich euch einen Witz erzählen, Jungs?“ Neil grinste und zeigte seine weißen Zähne.
„Schieß los.“ Ace hieb ihm auf die Schulter.
„Aufgepasst, ihr Arschgeigen.“ Neil ahmte General Powells Stimme mit absoluter Perfektion nach.
Simba versuchte vergeblich, sein Grinsen zu unterdrücken. Er setzte das Whiskeyglas an die Lippen.
„… einem Gegner darf nur in die Beine geschossen werden. Also Stirnbein, Brustbein, Kreuzbein, Jochbein, Schambein und so weiter!“
Der goldbraune Bourbon spritzte bis auf Ace’ T-Shirt. Lachend sprang der Black Boy zurück. Im gleichen Moment klingelte sein Telefon und er wurde sofort wieder ernst, ehe er dranging.
„Für dich“, sagte er und streckte ihm das Gerät entgegen.
„Simba!“
Gott, ihre Stimme zu hören tat so gut.
* William Shakespeare, Romeo und Julia
Donnerstag, 29. September
D ie meiste Zeit während des knapp vierzehnstündigen Fluges nach Mumbai hatte Simba geschlafen. Er träumte von Reese, hielt sie fest in den Armen und wehrte sich nicht gegen die Flut zärtlicher Gefühle, die seine Seele streichelten. Die Wartezeit bis zum Weiterflug in New York hatte an seinen Nerven gezerrt. Während des Landeanflugs wuchs seine Aufregung von Minute zu Minute. Es hielt ihn kaum noch auf dem Sitz, als die Maschine ihre Parkposition ansteuerte.
Als sie endlich aus dem Terminal hinaustraten, traf ihn das Luftholen wie ein Faustschlag in den Magen. Den ekelerregenden Gestank der Stadt, die von einer Wolkendecke schier erdrückt wurde, hatte er niemals derart widerlich empfunden. Von Jetlag spürte er nichts. In Kalifornien war es noch Mittwoch und bald Abendbrotzeit, während hier bereits der neue Tag angebrochen war und das Dröhnen des frühmorgendlichen Berufsverkehrs wie Gewittergrollen in der Luft lag.
„Ich rufe Nash an“, sagte Ace. Er ließ es einige Male klingeln und legte auf. „Meldet sich nicht.“
„Ich geh noch mal rein und schaue nach, ob die Maschine schon gelandet ist“, sagte Simba.
Die Anzeigetafel zeigte
Delayed
.
„Sie haben Verspätung, aber dort steht keine Information, wie lange.“
„Ist nicht weiter schlimm. Nash weiß, was er zu tun hat. Sie werden sich bei mir melden, sobald sie hier sind und wir können bereits alles in die Wege leiten. Wir haben keine Zeit zu verlieren.“
Darin war sich Simba mit Ace einig. „Sagtest du nicht, ein Verbindungsmann erwartet uns?“
„Nicht hier am Flughafen.“
Ace gab ihm einen Zettel. „Merk dir die Adresse und nenn sie dem Taxifahrer dort drüben. Nicht den Zettel vorzeigen oder abgeben.“
Nach einer halbstündigen Fahrt stiegen sie am New Shireen Cinema in der Nähe der Mahalakshmi Pferderennbahn aus.
„Wir warten, bis das Taxi verschwunden
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