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Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Titel: Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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ist“, sagte Ace.
    Kaum entschwand das Fahrzeug Simbas Sicht, lief Ace los und übernahm die Führung, während er immer wieder Informationen von seinem Smartphone ablas. Sie überquerten im Zickzack eine mehrspurige Straße, die in einen Kreisverkehr mündete. Am Verkehr hatte sich nichts geändert, seit Simba vor einem Jahr das letzte Mal in Mumbai gewesen war. Seine Landsleute machten aus dreispurigen Straßen einfach mal so eine mindestens vierspurige. Hupkonzerte begleiteten den Motorenlärm. Hätte sich der Verkehr nicht gestaut, wären sie eher auf dem Asphalt festgewachsen, als dass sie auf die andere Straßenseite gelangt wären.
    Sie nahmen die nächste Abzweigung am Kreisverkehr und nach einigen Dutzend Yards stieg Simba der typische Slumgeruch in die Nase und er sah die ersten Wellblechhütten. Schmutzige Plastikplanen spannten sich über abenteuerliche Konstruktionen aus allem, was die Menschen fanden. Holzlatten, Metallstangen, Asbestplatten und allerlei ausrangierte Baumaterialien; aus Abbruchgebäuden oder von Baustellen entwendet. Es roch nach Hitze, nach Schweiß, nach Schmutz und nach Essen. Ace folgte noch immer zielstrebig einer Route, die sie mitten in das Getto führte. Spielende Kinder zogen sich ängstlich vor ihnen zurück und im Schatten der Zeltdächer bargen Mütter sie schützend an ihren Röcken. Ein Geruch nach Seife verstärkte sich, je weiter sie sich durch die Gassen schlängelten.
    Simba wusste, wo sie sich befanden, auch wenn er nie zuvor hier gewesen war. Die Unterkünfte gehörten zum
Dhobi Ghat
, Mumbais Outdoor-Wäscherei, in der mehr als zehntausend Menschen arbeiteten. Auch seine Wäsche war früher von einem Boten abgeholt und hier gewaschen worden – ebenso wie die Schmutzwäsche von Krankenhäusern, Hotels, Restaurants und unzähligen Privathaushalten. In Mumbai gab es keine Waschmaschinen, der Strom dafür wäre zu teuer. Vielleicht nicht einmal produzierbar.
    Sie erreichten die erste Schneise mit Dutzenden Betonbecken, in denen in milchiger Seifenlauge Männer standen und mit bloßen Händen Wäschestücke auf Steine schlugen. Andere rubbelten die Stoffe oder wrangen größere Teile zu zweit aus. Wohin Simba blickte, spannten sich dicht an dicht Wäscheleinen über die Zeltdächer und Betonbecken. Ace marschierte immer weiter, vorbei an Frauen, denen der Schweiß über die Gesichter floss, während sie Laken bügelten und an alten Männern, die Feuer schürten, um mit glühenden Kohlestücken die Bügeleisen zu füllen.
    Als sie den westlichen Rand des Gettos erreichten, blieb Ace stehen. Ein Zug ratterte auf den benachbarten Bahngleisen vorbei. Er wartete, bis die Lautstärke abnahm, und führte ein Telefonat.
    „Unser Mann wird gleich hier sein“, informierte er sie und tatsächlich dauerte es nicht lang, da tauchte ein Mann auf, der sich mit dem Namen Shahruhk vorstellte.
    Sie folgten ihm in eine Holzhütte, in der sie zu viert kaum Platz zum Atmen hatten. Ihr Kontaktmann bedeutete ihnen mit einer Geste, noch weiter zusammenzurücken. Simba spürte die Bretterwand in seinem Rücken wackeln, als drohte der Verschlag, jeden Moment zusammenzubrechen.
    Shahruhk hob eine Palette an und wuchtete sie hochkant an die gegenüberliegende Wand. Er entfernte die Pappe eines auseinandergefalteten Kartons und darunter kam eine Bodenluke zum Vorschein. Mit einer Taschenlampe leuchtete der Mann in den Schlund. Simba erkannte in das Erdreich führende Treppenstufen, nur in den Boden getreten und hier und da mit einer Holzlatte abgedeckt. Shahruhk ging voran.
    Ace folgte wortlos, dann Neil und Simba ging als Letzter. Nach zwanzig Stufen erreichten sie einen Gang, der in eine Höhle mündete. Der Raum war leer.
    „Was ihr brauchen?“, fragte Shahruhk in gebrochenem Englisch und Simba trat vor, um sich mit seinem Landsmann zu unterhalten. Er übersetzte Ace’ Forderungen. Ein innerliches Grinsen umspielte seine Gedanken. Mit der geforderten Ausrüstung hätten sie Fort Knox ausräumen können.
    „Shahruhk meint, er wird die Waffen und das Marschgepäck binnen sechs Stunden besorgen. Wir sollen selbst für Fahrzeuge sorgen, er nennt uns die Adresse eines privaten Vermieters, der zwei Jeeps bereitstellen kann.“
    „Gut.“ Ace nickte. „Sag ihm, wir brauchen die Ausrüstung in drei Stunden.“ Er unterbrach nach Sekunden die Wortflut des Kontaktmannes und zog ein Bündel Dollarnoten aus der Tasche. „Ich hab verstanden, das kostet extra. Die übrige Kohle gibt’s bei

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