Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll
bis sie aus Ihren süßen Träumen erwachen.“
Als Antwort flog ein weiterer Monitor durch den Raum und krachte gegen die Wandtafel.
„Hält sich wohl für Popeye, der Kerl. Zu viel Spinat.“ Seth lachte hart.
Ein Gedanke schoss Reese in den Sinn. Warum hatte bisher niemand etwas darüber erwähnt? „Max, du hast von drei Gefangenen gesprochen. Einer hält sich zweifellos hier auf, aber wo sind die beiden anderen?“
Max Diaz senkte den Kopf, holte tief Luft und erwiderte ihren Blick. „Wir fürchten, die beiden haben unsere Teams verfolgt und sich mit ihnen auf den Weg nach Indien gemacht.“
Oh Gott! Simba! Tränen schossen ihr in die Augen und liefen haltlos über ihre Wangen. Sie schlug die Hände vors Gesicht und schaffte es nicht, ein hemmungsloses Schluchzen zu unterdrücken. Wie konnte sie noch länger stark bleiben? Wenn diese Kerle über sämtliche Schritte informiert waren, die die G.E.N. Bloods und die Black Boys unternahmen, hatten sie wahrscheinlich die beiden Teams bereits außer Gefecht gesetzt. Darum meldeten sie sich nicht.
„Ruhig“, sagte Max leise an ihrem Ohr und streichelte ihren Arm. „Simbas Team hat sich immerhin aus Mumbai gemeldet. Gib niemals die Hoffnung vorschnell auf. Die Jungs sind gut, keine Sorge.“
Insgeheim bewunderte sie Jamie für die Haltung, die sie aufbrachte. Reese nahm ein Taschentuch von Cindy entgegen und trocknete sich das Gesicht. Selbst die Kleine zeigte mehr Beherrschung als sie.
„Tommy Crabb und Zachir Cole werden sich bereit machen, nach Indien zu fliegen, um Team eins aufzuspüren“, sagte General Powell. „Wir übrigen kümmern uns um den Kerl da und diverse andere Angelegenheiten.“
Reese bemerkte, wie Jamie sich versteifte. Die Ungewissheit, wo Dix, Virgin und Nash Rayo steckten, nagte auch an Reese. Das Rätsel um ihren Verbleib als
diverse andere Angelegenheiten
zu bezeichnen, konnte sie nur der militärischen Knappheit und Denkweise Powells zurechnen. Zumindest verstand sie ihn nach und nach etwas besser und schaffte es, seine Erfahrung anzuerkennen, ohne durch seine Art erneut in Rage zu geraten.
Der General fragte Max, welchen seiner Leute er mitzuschicken gedachte.
„Wade. Seth könnte uns hier eine große Hilfe sein mit seinem Wissen über das CT-Kommando. Jay-Eff kann leider mit keiner Gabe beitragen und wir brauchen auch noch gute Leute hier.“
„Ich werde ebenfalls mitfliegen!“ Reese rutschte von dem Barhocker hinunter.
„Werden Sie nicht“, widersprach General Powell.
„Und ob. Ich lasse mich auf keinen Fall davon abhalten und wenn ich auf eigene Faust nach Indien fliege. Sie können mich hier nicht festhalten. Außerdem habe ich Erfahrung im Einsatz in der Wildnis, ich habe drei Jahre in Afrika gearbeitet.“
Max rieb sich das Kinn. „Vielleicht ist die Idee nicht schlecht.“ Er legte General Powell eine Hand auf die Schulter. „Wir wollen es nicht hoffen – aber es könnte Verletzte zu versorgen geben.“
Samstag, 1. Oktober & Sonntag, 2. Oktober – Kalifornien & Indien
B en reibt sich die Augen und gähnt. Es ist noch dunkel draußen, zu früh zum Aufstehen. Er geht in Gedanken seinen Tagesplan durch. Um sieben muss er Fergus zur Schule fahren. Um acht trifft er sich zum allmorgendlichen Meeting mit den Kollegen aus dem Außendienst. Ab zwölf beginnen seine Besuche bei den betreuten Familien. Sybil Myers ist an der Reihe – er muss kontrollieren, ob die junge Mutter das Babytagebuch gewissenhaft führt. Ihre sechs Monate alte Tochter hatte bereits bei der Geburt Untergewicht und ihr dreijähriger Sohn zeigte ebenfalls Zeichen von Mangelernährung. Um sicherzustellen, dass die Kinder seit der Betreuung durch das Jugendamt besser versorgt werden, muss die alleinerziehende Mutter nun ein Tagebuch führen und die Gewichtsentwicklung der Kinder festhalten. Sie hat mittlerweile den Ernst der Lage erkannt, will ihren Sohn und ihre Tochter nicht verlieren und gibt sich Mühe, alle Auflagen einzuhalten. Er besucht sie ohne Ankündigung zwei- oder dreimal wöchentlich. Wahrscheinlich kann er die Anzahl der Besuche bald reduzieren. Sybil freut sich sogar, wenn er vorbeikommt. Wahrscheinlich nur, weil er sich meist breitschlagen lässt, sie zum Einkaufen zu fahren, damit sie sich mit den Kleinen nicht so abmühen muss.
Den Gefallen wird er ihr mit dem neuen Wagen nicht mehr tun können.
Jäh fällt ihm ein, dass Samstag ist. Er kann sich noch mal umdrehen und weiterschlafen. Ben wälzt sich auf die Seite und
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