Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll
losgeflogen. Zuerst von L. A. nach New York, weiter nach Frankfurt, von dort nach Mumbai und schließlich nach Nagpur. Dreißig Stunden Reisedauer – und nur zwischendurch konnten sie kurze Gespräche mit Max und General Powell führen. Zuhause war es jetzt Samstag, vier Uhr in der Frühe – hier ging der Tag fast schon wieder zur Neige. Es war fast halb sechs und sie hatten noch immer keine Nachricht von Simba, Neil und Ace; dafür reihte sich die Information über Dix’, Virgins und Nashs Verbleib als weitere Katastrophe in Reeses aus den Fugen geratene Welt ein. Wade hatte sie in der Gangway sogar stützen müssen, als sie schwankte, weil ihr Max’ Nachricht seit Stunden auf den Kreislauf schlug.
Sie blieb stehen, sodass Wade noch einen Schritt lief und ihr unabsichtlich am T-Shirt zerrte. In einem der Flughafencafés lief ein Fernseher. Sie erkannte die Szenerie sofort, aber auch die durch das Bild laufenden Untertitel sprangen ihr förmlich ins Gesicht.
Fluggesellschaft hält Entführung fast 60 Stunden lang geheim, schützt einen verzögerten Start wegen technischer Probleme vor! – Bekennervideo einer islamischen Terrorgruppe angekündigt – Motive und Forderungen der Entführer noch unklar!
„Die Presse hat durch besorgte Angehörige Wind bekommen. Länger konnte die Fluggesellschaft das nicht geheim halten“, sagte Wade.
„Schlimm genug, dass sie es überhaupt getan haben.“
„Nicht ganz. Wenn die Geheimhaltung eine Forderung der Entführer war, sind die Geiseln jetzt in noch größerer Gefahr.“
„So ein verdammter Dreck. Glaubst du, diese CT-Truppe hat damit zu tun?“
Wade zuckte zuerst mit den Schultern, dann sagte er: „Nein. Ich denke, der Typ, der die drei verfolgt hat, sitzt jetzt mit Dix, Virgin und Nash in einem Boot.“
„Es sind beinahe siebzig Stunden. Ich wünschte, jemand könnte etwas tun.“
„Es ist schwer, das weiß ich. Versuch trotzdem bitte, deinen Kopf freizubekommen. Wir haben eine Aufgabe, auf die wir uns konzentrieren müssen.“ Wade legte ihr einen Arm um die Schultern.
Als wenn er ihr das erst sagen müsste.
Tommy Crabb und Zachir Cole drängten zum Weitergehen. Als sie auf dem Parkplatz in den geliehenen SUV einstiegen, sagte Crabb: „Wir werden auf die Schnelle keine Schusswaffen besorgen können und müssen uns mit dem behelfen, was wir in normalen Geschäften finden.“
Die Vorstellung, mit bloßen Händen gegen bis an die Zähne bewaffnete Gegner anzutreten, jagte Reese Schauder über Schauder über die Haut. Sie stoppten an einem Sportladen und kauften eine Campingausrüstung. Anschließend fuhr Crabb offenbar ziellos durch die Innenstadt und Reese war nahe daran, die Geduld zu verlieren, da bog er auf einen großen Parkplatz, an den sich mehrere Geschäfte reihten. Er wies auf einen Shop, der nach Lebensmittelgeschäft aussah.
„Reese – kauf mindestens fünfzehn Liter Wasser, dazu reichlich Schokolade, Milchpulver, Trockenobst, Dörrfleisch, Müsliriegel, Traubenzucker, Kaffee.“ Er wandte sich an Wade. „Du gehst in die Apotheke und besorgst Schmerzmittel, eine Erste-Hilfe-Ausstattung, Wasserentkeimungstabletten. Zac und ich plündern den Do-it-yourself Shop dort drüben. Wir haben nicht viel Zeit, die Geschäfte schließen gleich.“
Reese beeilte sich, ihre Aufgabe zu erledigen und staunte nicht schlecht, weil die Männer noch schneller gewesen waren als sie. Sie luden bereits eine geschätzte Tonne Gepäck in den Wagen.
„Was habt ihr geholt?“
„Kompasse, Klebeband, Draht, Säge, Zangen, Stirn- und Taschenlampen, Batterien, Feuerzeuge, Seile, Taschenmesser, Rasierklingen, Äxte, Schleifsteine“, rasselte Crabb herunter. Er hielt etwas Längliches, in Packpapier Eingewickeltes hoch. „Buschmesser.“
Reese musste sich zwingen, den Mund zuzuklappen. Auf der Rückbank des Wagens drückte sie sich an die Tür, räumte Zac so viel Platz wie möglich ein und sah zu, wie er die Buschmesser auswickelte und sie mit dem Schleifstein bearbeitete. Crabb hatte wieder das Steuer übernommen, Wade saß auf dem Beifahrersitz und las die Fahrtstrecke von einer Karte ab. Der Leihwagen verfügte zwar über ein Navigationssystem, aber das hatte, kaum dass sie aus der Millionenstadt Nagpur herauskamen und durch karge Anbaugebiete fuhren, gemeldet, dass sie das erfasste Straßennetz verlassen hätten. Als Zac das vierte Buschmesser beiseitelegte, half sie ihm, die übrigen Einkäufe auszupacken und zu sortieren.
„Ich hasse das in der Regel“,
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