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Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll

Titel: Verhängnisvoll - Felsing, K: Verhängnisvoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Felsing
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kuschelt sich an Anu. Wenn die Hündin die Nächte im Wohncontainer mit ihm verbringt, ist sie lammfromm. Nur tagsüber kann er sie nicht allein lassen, sondern muss sie in den kleinen Zwinger draußen sperren. Sie würde ihm sonst die Türen und Schränke zerkratzen. Ein leises Winseln lässt Ben unwillig brummen. „Sei still, Anu. Du kannst noch eine halbe Stunde warten, bis du nach draußen rennst.“ Die Geräusche reißen ihn immer wieder aus dem Halbschlaf, in den er behaglich sackt, bis der Schlaf ihn nicht mehr willkommen heißen will. Er schlägt die Bettdecke beiseite und richtet sich auf. „Du hast es geschafft!“ Ben klopft sich auf den Oberschenkel. „Na komm, Gassi ruft.“
    Anu hebt verschlafen den Kopf und blinzelt ihn an, ehe sie sich wieder lang macht und sich ausgiebig streckt. Sie sieht nicht danach aus, als würde sie dringend auf ihren Spaziergang warten.
    Ben schlurft in den Küchenbereich und löffelt Kaffee in den Filter der Maschine. „Anu!“ Das kleine Miststück kratzt schon wieder am Holz.
    Er zuckt zusammen, als er spürt, wie sich die Schäferhündin von hinten an seine Beine drückt. Anu fängt an zu bellen und will sich nicht beruhigen. Es ist wirklich Zeit, mit ihr spazieren zu gehen. Rasch steigt er in seine Jeans und erledigt eine Katzenwäsche. Nur beim Zähneputzen nimmt er sich Zeit, gurgelt zwischendurch Anu beruhigende Worte zu. Sie kann noch einige Minuten aushalten und wird ihm nicht in die Hütte pinkeln.
    Als er wieder im Wohnraum steht, gleitet sein Blick über die Hundetransportbox in der Ecke vor dem Einbauschrank. Leise Geräusche dringen daraus hervor. Im Moment weiß er sie nicht einzuordnen. Er setzt sich an den Tisch und stützt das Gesicht in die Hände.
    „Du bist ein Versager, Ben Ogan. Du gleichst deinem Vater nicht nur vom Äußeren, du bist ein ebenso brutales Schwein!“
, schreit Mommy ihn an.
„Wenn du noch ein einziges Mal ein Tier in den Keller sperrst, wirst du es bitter bereuen.“
    Ben darf man in den Keller sperren, aber keine Tiere. Er ist ein Nichts, nicht mal eine Kakerlake. Er springt auf, hetzt wenige Schritte in seinem Wohnraum auf und ab, unfähig, seinen Körper ruhig zu halten. Ihm wird alles zu eng. Die Wände scheinen sich wie in einer Schrottpresse auf ihn zuzuschieben. Mit geschlossenen Augen bleibt er vor dem Waschbecken in seinem kleinen Badezimmer stehen, holt tief Luft, bis er glaubt, seine Lungen würden jeden Augenblick bersten.
    Pepper! Als ganz so feurig, wie es der Name zu vermitteln suchte, hat
Es
sich nicht entpuppt. Sie schlottert ununterbrochen vor Angst und ist nicht in der Lage, ihm aufmerksam zuzuhören. Hätte
Es
besser tun sollen, anstatt seine Pläne zu vereiteln.
    Zurück im Wohnraum breitet er eine Wolldecke über der Box aus. Jetzt dringen die Töne nur noch gedämpft hervor, beinahe unhörbar.
    „Komm, Anu.“ Die Hündin springt an ihm hoch und er streichelt ihren Kopf, schiebt sie hinunter und legt ihr ein Halsband an. Der Spaziergang wird ihnen guttun.
    Mit weit ausholenden Schritten überquert er das Feld gegenüber von seinem Wohncontainer. Er atmet tief ein und aus, genießt die frische Luft und die herbstlichen Sonnenstrahlen, die am Morgen noch kraftlos wirken, aber stündlich an Energie gewinnen werden.
    Wie schön wäre es, wäre jeder Sonnenaufgang ein neugeborenes Leben. Frei von quälenden Erfahrungen und schmerzlichen Erinnerungen. Der Mittag würde den Menschen auf dem Höhepunkt seiner Existenz spiegeln und Ben sähe sich fast im Zenit stehen. Bald darauf beginnt der Nachmittag des Seins – und neigt sich alsbald dem Abend zu, bis nach einem wunderschönen Sonnenuntergang der Tod wie die Nacht ein samtenes schwarzes Tuch ausbreitet.
    So hat er sich als Junge das Leben gewünscht. Er wollte wie seine Großeltern sein, deren warmes Abendrot bereits an ihren Lebenshimmel gezeichnet war, seit er sich erinnern kann. Ehe es sich zu einem leuchtend roten Strahlen erheben konnte, haben die Taten ihres Sohnes die Glut erstickt. Das Leben ist nicht wie ein wunderschöner Tag, der mit dem Strahlen der Sonne beginnt und endet. Das wahre Leben hat zahlreiche Nächte. Dunkelheit, unheilschwangere Finsternis.
    Nur wer sich nicht kleinkriegen lässt, erblickt erstarkt das Licht des neuen Morgens. Nur wer kämpft, wird die Freiheit seiner Seele erreichen. Nur wer seine Chancen nutzt, kann die Furcht überwinden.
    Anu bringt ihm einen Stock und er wirft ihn weit von sich.

    Sie waren noch Donnerstag Nacht

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