Verhängnisvolle Verlockung - Jordan, N: Verhängnisvolle Verlockung - To romance a charming rogue / Courtship-Wars 4
meine Liebe? Ich hoffe, dich hat Wrexhams Erscheinen nicht allzu sehr aufgewühlt.«
»Gewiss nicht. Meinetwegen kann er sich zum Teufel scheren.«
»Was er zweifellos bereits tat, auch wenn ich dich daran erinnern möchte, dass Damen solch grobe Ausdrucksweise meiden sollten.«
»Ja, Tante«, murmelte Eleanor und verbarg ihr Lächeln. Ihre vornehme Verwandte legte größten Wert auf tadelloses Benehmen, und Eleanor war gern bereit, ihre Dankbarkeit zu zeigen, indem sie Beatrix nicht über Gebühr echauffierte.
»Ich nehme an, dass Wrexhams Rückkehr keinerlei
Einfluss auf Prinz Lazzaras Werben um dich hat.«
»Ich wüsste nicht, warum. Weder möchte Wrexham mir aufs Neue den Hof machen, noch wäre ich gewillt, seine Aufmerksamkeiten zu dulden.« Unter keinen Umständen würde sie zugeben, dass Damons Kuss im dunklen Garten ihr die Sinne raubte, geschweige denn, dass sie ihn mit schamloser Leidenschaft erwiderte.
»Fährst du morgen früh mit Don Antonio aus, Eleanor?«
»Ja, um zehn Uhr.«
Beatrix staunte. »Ist das nicht eher spät für dich?«
»Ja, aber der Prinz steht ungern früh auf.«
»Wie dem auch sei, nimm unsere Diener zur Begleitung mit. Schließlich muss der Anstand gewahrt bleiben.«
Eleanor widersprach nicht. »Natürlich, Tante.«
»Dann schlaf gut, meine Liebe.«
»Du auch, Tante.« Leider wusste Eleanor bereits, dass sie nicht allzu gut schlafen würde. Zwar war sie unendlich froh, das erste Wiedersehen mit Damon überstanden zu haben, doch hatte es schmerzliche Gefühle von Reue und Verlangen in ihr geweckt.
Sie ging, ohne ihre Tante auf die Wange zu küssen oder ihr auch nur die Hand zu drücken, denn Lady Beldon betrachtete derlei Zuneigungsbekundungen als wenig vornehm.
Während Eleanor sich zu ihrem Schlafzimmer im angrenzenden Flügel begab, dachte sie, dass die strenge Reserviertheit ihrer Tante womöglich ein Grund war, weshalb sie Damons Wärme so bezauberte, als er begann, um sie zu werben.
Sie hatte eine eher einsame Kindheit verlebt, die sie größtenteils in der Obhut einer kühlen, auf Anstand bedachten Gouvernante zubrachte. Ihre Eltern, Baron und Baroness Pierce, führten eine klassische Vernunftehe und waren weder einander noch ihren Kindern sonderlich zugetan. Der einzige warmherzige Mensch ihrer Familie, ihr geliebter Bruder Marcus, war zwölf Jahre älter und folglich die meiste Zeit auf dem Internat und später der Universität gewesen, als sie klein war.
Nach dem plötzlichen Tod ihrer Eltern bei einem Kutschenunfall wurde Marcus zu Eleanors Vormund, allerdings lebte Eleanor bei der Schwester ihrer Mutter, Viscountess Beldon, die eine sehr viel geeignetere Anstandsdame für eine Zehnjährige war.
Ganz auf ihre Erziehung und ihren Rang bedacht, weigerte Tante Beatrix sich, Eleanor auf ein Internat zu schicken, wo sie Freundinnen gefunden hätte. Und trotz ihrer heutigen Beliebtheit in den feinen Kreisen, hatte sie kaum wahre Freunde außer Drew Moncrief, dem Duke of Arden, und Heath Griffin, dem Marquess of Claybourne, die beide wie große Brüder für sie waren.
Natürlich zog sie reichlich Verehrer an, als sie mit achtzehn in die Gesellschaft eingeführt wurde. Immerhin machten sie ihr Titel wie auch ihr Vermögen zu einer ausgesprochen guten Partie.
Marcus sorgte sich folglich, sie könnte einem Mitgiftjäger zum Opfer fallen, wohingegen Tante Beatrix erwartete, dass sie eine gesellschaftlich optimale Verbindung einging, sprich: Herkunft und Vermögen ihres künftigen Gemahls es mit ihrem eigenen
aufnehmen könnten; gegenseitige Sympathie war gänzlich nebensächlich.
Indes hatte Eleanor eine klare Vorstellung von ihrer Zukunft. Sie wollte einzig aus Liebe heiraten.
Und dann, kaum sechs Monate nach ihrem Debüt, begegnete sie dem teuflisch charmanten Lord Wrexham.
Anfänglich hatte sie Damon schon aus Prinzip widerstanden. Alle Damen begehrten ihn, weshalb sie beschloss, es eben nicht zu tun. Doch rasch verfiel sie seinem Zauber. Er war anders als alle Gentlemen, die sie kannte, denn ihn umgab neben seinem maskulinen Charme eine Aura von Gefährlichkeit, die höchst aufregend war.
Nie würde Eleanor den ersten, unerwarteten Kuss vergessen. Es war beim jährlichen Ball ihrer Tante gewesen. Sie schlenderten durch den Garten des Landguts ihrer Ladyschaft in der Nähe von Brighton, als er sie auf eine Weise umwarb, die ihren Witz forderte und ihre Zurückhaltung unterminierte.
»Sie sind verführerischer, als gut für Sie ist«, hatte Eleanor
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