Verhängnisvolle Verlockung - Jordan, N: Verhängnisvolle Verlockung - To romance a charming rogue / Courtship-Wars 4
verletzt fühlen, wenn seine Lordschaft Sie schroff abweist. Er neigt nicht dazu, andere Menschen nahe an sich heranzulassen.«
Was schamlos untertrieben war , dachte Eleanor, die sich entsann, wie Damon sie die vorletzte Nacht aus seinem Zimmer gejagt hatte.
»Sie sind ausgesprochen loyal, nicht wahr, Cornby?«
»Ja, Mylady. Ich bin ihm ergeben. Aber er hat meine Loyalität verdient, denn er ist ein sehr guter Herr … und ein sehr guter Mensch.«
Sie lächelte verhalten. »Dem stimme ich zu. Und ich danke Ihnen, dass Sie ihm so gut dienen.«
Er verneigte sich. »Es ist meine Pflicht, Mylady, und überdies mein Vergnügen.«
Cornby hatte ihr einiges zum Nachdenken gegeben, befand Eleanor, als sie in ihr eigenes Schlafzimmer ging. Und sie war sehr dankbar dafür.
Nun begriff sie endlich, warum Damon entschlossen war, niemanden zu nahe bei sich zu dulden, nicht einmal sie. Nein, vor allem nicht sie. Weil ihn der Verlust seines Bruders zutiefst erschüttert hatte, wollte er nie wieder mit jemandem wahre Vertrautheit erleben, denn er fürchtete, solch einen schrecklichen
Kummer nochmals durchleben zu müssen.
Der Gedanke brach ihr fast das Herz.
Unwillkürlich musste sie an die gelöste Verlobung vor zwei Jahren denken. Hatte Damon sich seiner Mätresse zugewandt, damit Eleanor sich von ihm abwandte? Wollte er sie nicht nahe genug an sich herankommen lassen, dass sie ihn verletzen könnte?
Möglich wäre es.
Aber die Vergangenheit war weniger wichtig als die Frage, was sie nun tun sollte. Was geschah mit einem Mann, der all seine Trauer in sich verschloss? Sein Schmerz bahnte sich den Weg in seine Träume, sofern er kein anderes Ventil fand.
Sie musste mit Damon über seine Gefühle reden, beschloss Eleanor, als sie ihr Zimmer verließ und wieder nach unten gehen wollte. Aber würde er es ihr erlauben? Ihre letzten Versuche, ihn zu trösten, hatte er barsch zurückgewiesen, und er könnte es erneut tun, wenn sie ihn dazu bringen wollte, über seinen Bruder zu sprechen.
Eigentlich hatte Damon nie seine Gefühle mit ihr geteilt, solange sie ihn kannte. Er hatte sie tief in sich vergraben, und zweifellos wollte er, dass sie dort blieben.
Nun, dann musste sie ihn eben umstimmen. Leider konnte sie dabei nicht auf Fannys Rat zurückgreifen. Sie musste ihrer eigenen Intuition folgen. Genug mit den Verführungsspielen zwischen ihnen. Was Damon brauchte, war eine Freundin.
Ihre Freundschaft zu stärken, würde sehr viel weiter gehen, als sein Verlangen nach ihr steigern zu wollen, dachte Eleanor. Sie war nach wie vor entschlossen,
Damons Liebe zu gewinnen – und dafür zu sorgen, dass er keinen Grund hatte, eine Mätresse zu wollen -, aber sie würde sich fortab auf ihre Eingebung anstelle des Ratgebers verlassen.
Sie gesellte sich zu den anderen, grübelte indes weiter über ihren Plan; und je mehr der Gestalt annahm, umso hoffnungsvoller wurde sie.
Damon kam nicht zum Abendessen, obwohl Eleanor wusste, dass er zurückgekehrt war. Ihrer Bitte gemäß hatte der Stallbursche ihr Bescheid gegeben.
Falls jemand seinen leeren Platz an der Tafel bemerkte, behielt er es für sich, denn niemand fragte sie. Eleanor hingegen konnte ihn nicht ignorieren. Auch wenn Marcus, Arabella und Tess sie ablenkten, schien ihr der Abend ohne Damon endlos lang. Immer wieder schaute sie zur Uhr auf dem Kaminsims.
Nachdem später am Abend das letzte Teetablett in den Salon gebracht worden war, schlich Eleanor sich hinaus und ging nach oben. Damon antwortete nicht auf ihr leises Klopfen, aber sie ging trotzdem hinein.
Nur in Hemd, Kniebundhose und Reitstiefeln saß er allein vor dem Kamin, in dem das Feuer fast heruntergebrannt war. Bis auf das schwache Glimmen der letzten Scheite war es vollständig dunkel im Zimmer.
»Was tust du hier, Elle?«
»Ich wollte dich sehen.«
Damon wandte den Blick von ihr ab und sah auf den Boden. »Nun, du kannst gleich wieder gehen. Ich bin nicht in der Stimmung für deine Neckereien.«
»Nein, wohl nicht. Aber ich bin auch nicht hier, um dich zu necken.«
»Und warum zum Teufel bist du dann gekommen?«
»Um dir Gesellschaft zu leisten. Ich vermute, du möchtest nicht schlafen, weil du fürchtest, von Alpträumen geplagt zu werden.«
Stirnrunzelnd schaute er zu ihr auf. »Ich will dein Mitleid nicht, Elle.«
»Selbstverständlich nicht. Trotzdem bleibe ich bei dir. Jeder Freund würde dasselbe tun, denn du solltest jetzt nicht allein sein. Du brauchst jemanden, der deinen Kummer
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