Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
weil das so einiges erklärte.
„Der Junge hat versucht, ihr den Arsch zu retten, Nat. Er wollte nicht auf sie schießen, sondern auf den Aryaner dahinter.“ Der dann von dem anderen Jäger, Morris, erschossen worden war, noch bevor er selbst das Schwert hatte ausholen lassen können.
Nathan lächelte schmal und verschränkte die starken Arme vor der Brust, während er den breitbeinig und sehr herausfordernd dastehenden Jungen über Cats Kopf hinweg musterte.
„Er gehört zur Familie. Ich kann ihn nicht einfach töten, selbst wenn es mir noch so sehr in den Fingern juckt, Bruder.“
Rys grinste: „ Yeah , schade. Aber es ist mir ein Trost zu wissen, dass du dir deine auch nicht aussuchen kannst.“
Eine kleine Spitze auf Romys Schwester, die sich immerhin seit der Verbindungszeremonie nicht mehr daneben benommen hatte. Bei diesem Burschen hier würde zweifellos ebenfalls Einiges an Überzeugungsart nötig sein. Und zwar eine nicht gerade sanfte, wie man feststellen durfte.
Zwei Schritte vorwärts und Nathan hatte Catalina sicher in seinen Armen geborgen. Selbst mit ihr auf dem Arm war der Junge vor ihnen noch keine nennenswerte Bedrohung.
Cats Verletzung hörte nicht auf zu bluten. Die Wunde war ziemlich tief. Nathan konnte beinahe mental ausloten, wie schwer diese war, tat es aber nicht, da er sie sonst nur zwingen würde, von ihm zu trinken. Er trug Cat zurück zum Tisch, an dem die Konferenz stattgefunden hatte und setzte sie auf die Platte. Dem Jungen hatte er dabei herausfordernd den Rücken zugewandt.
„Er meint es nicht so, Catalina.“, redete Nathan beschwichtigend auf seine Soulmate ein, so laut, das ihr Bruder ihn gut hören konnte, und berührte eine Strähne ihres schmutzig gewordenen, verklebten roten Haars.
„Wenn er dich hätte töten wollen, dann hatte er vorhin die Gelegenheit dazu. Er liebt dich und er hat dich genauso vermisst wie du ihn vermisst hast.“
Eine tollkühne Behauptung, aber wenn ihm der Junge ins Genick springen wollte, dann würde Rys ihn schon packen und ihm notfalls den anderen Arm brechen, wenn es nötig sein sollte.
. . .
Sie wollte ihn immer noch beschützen wie eine Löwin ihr Junges. Sie war eine Löwin!
Vulcan achtete nicht mehr auf die anderen Jäger oder die Eindringlinge, von denen einer ihn davon abgehalten hatte, seine alte Schuld zu begleichen. Er sollte sich bei dem Anblick, den sie bot, vor ihr ekeln, denn Abscheu und Verachtung diesen Kreaturen gegenüber zu empfinden, war ihm in die Wiege gelegt worden.
Aber sie hatte ihn praktisch aufgezogen und sein Verhältnis zu ihr war enger gewesen als das zu seiner eigenen Mutter. Die Jungen in ihrer Familie wurden schon sehr früh von der Mutter getrennt und ins Trainingslager gesteckt. Er hatte es besser gehabt als seine älteren Brüder, weil Catalina trotz all ihrer Fähigkeiten immer noch ein Mädchen gewesen war. Ihm war erst Jahre später aufgegangen, wie viel sie riskiert hatte, um seine Erziehung mit ein bisschen Wärme zu füllen.
Sie hatte ihm Trost gespendet, seine Tränen getrocknet und seine Wunden versorgt. Und niemals hatte sich jemand um sie gekümmert. Das war ihm erst während des Klinikaufenthalts in Bukarest klar geworden, als er lange Wochen im Krankenbett lag und viel Zeit zum Nachdenken gehabt hatte.
Danach hatte man ihm allerdings den Kontakt zu ihr verboten. Sein Vater hatte sie für sein Vergehen bestraft und er war zu spät gekommen, um für sie zu sprechen. Ihm wäre niemals eingefallen, ihr zu unterstellen, sein Blut trinken zu wollen. Ohne ihre Beatmung wäre er wahrscheinlich an dem Schock gestorben, den er durch den Angriff und den Biss des Aryaners erlitten gehabt hatte.
Gerade war ihr Mund auch wieder mit Blut verschmiert. Mit dem Blut des Feindes. Seine Welt war schon lange ins Wanken geraten, allerdings war es schwer, sich von der Familie loszusagen. Sogar für die Außenseiterin Catalina hatte es eines Todesurteils bedurft, um die Bande endgültig zu kappen.
Er spürte die alte Wut in sich aufsteigen, nachdem er festgestellt hatte, dass sie die Flucht ergriffen hatte - ohne ihn. Kein Abschied, keine Erklärung. Nur der Versuch, ihn mit Hypnose zu manipulieren, die bei ihm nicht so gut gewirkt hatte wie bei dem anderen Jungen.
Wäre sie damals gleich nach der Befreiung ihres Gefangenen geflohen, wären er und sein Cousin schwer bestraft worden. Während der Rat über ihren Verrat tagte, hatte er seine Schwester nicht aus den Augen gelassen, sie jedoch suchte niemals seinen
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