Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
sicher niemals hinterfragt, warum sie manche Fehlentscheidung getroffen hatte. Dazu war sie emotional viel zu sehr in die Sache verstrickt gewesen.
„Hier entlang.“, wies er sie hin und öffnete sogar die Türen für sie, dann erreichten sie nach einigem Suchen Cats schicken Sportwagen.
Nico drückte auf den Knopf, der den Öffnungsmechanismus auslöste und sah dann fragend zu ihm auf.
„Was soll ich Cat ausrichten?“
Sie öffnete die Fahrertür und ließ sich auf den Sitz gleiten, als er nach langer, stummer Musterung immer noch keinen Ton sagte. Alles in ihr drängte sie darauf, ihn anzuflehen, sie zu begleiten, doch diese Entscheidung musste er mit sich und seinem Gewissen ausmachen. Cat konnte heute keine weitere belastende Auseinandersetzung gebrauchen. Die Sache mit Nathan würde ihr schon genug zu schaffen machen. Sie hatte bloß daneben gestanden und hatte den Drang verspürt, sich bei ihm für alles zu entschuldigen und sie war nicht einmal gemeint gewesen.
Als Dragomir die Tür zuschlug, hätte Nico in Tränen ausbrechen können. Wie sollte sie Cat erklären, dass sie den letzten Menschen verloren hatte, der ihr früher etwas bedeutet hatte? Mutlos ließ sie den Motor starten und legte den Gang ein, wie Cat ihr das beigebracht hatte. Sie vergaß sogar ihre Angst vor Autos.
Dann wurde die Beifahrertür geöffnet und Cats Bruder stieg zu ihr in den Wagen, so dass sie ihm ein strahlend erleichtertes Lächeln schenkte.
„Danke!“, sagte sie leise und fuhr dann Richtung Uptown los.
In der Fortress
Nathan hatte zusammen mit Tiponi die Krankenstation vorbereitet, nachdem er sich direkt vor Therons Apartment materialisiert und seinem Anführer Bericht erstattet hatte. Es stand außer Frage, dass die prominente Versammlung, auf die Rys und er gestoßen waren, woanders als in der Fortress übernachten würden. Gästezimmer wurden ebenfalls hergerichtet und speziell für die Lost Soul eines ohne Fenster sowie weiteres Plasma bereitgestellt.
Darüber, dass er Cat gegenüber die Beherrschung verloren hatte, verlor Nathan kein Wort. Das war privat und gehörte nicht hierher. Rys war der erste, der ankam und er unterrichtete Nathan davon, dass die Jäger mit einem eigenen Wagen, in dem auch Cat mitgebracht werden würde, herkommen würden und dass Nico den Jungen mitbrachte.
Cats Bruder.
Nathan konnte kaum glauben, ihm soeben Auge in Auge gegenüber gestanden und ihn beinahe umgebracht zu haben. Was für ein Schock musste das für Cat gewesen sein? Ihr sehnlichster Wunsch und zugleich schlimmster Alptraum war wahr worden. Wunsch, weil sie Dragomir noch einmal in die Arme hatte nehmen wollen und Alptraum, weil der ebenfalls unter Jägern aufgewachsene und ausgebildete Junge für sie in ihrer neuen Gestalt vielleicht nicht mehr als Abscheu empfand.
Doch Nathan hatte bereits hinter die Fassade geblickt. Als der Junge am Boden lag und wutschäumend zu ihnen aufgesehen hatte, waren da doch ein paar rumänische Gedanken gewesen, die nicht von Wut und Hass zerfressen gewesen waren. Das, was er zu Cat über Dragomir gesagt hatte, entsprach der Wahrheit. Selbst wenn es für sie kaum zu glauben war.
„Es ist alles für Nico bereit gelegt, Nathan. Soll ich mir nun deine Verletzungen ansehen?“ Tiponi riss ihn aus seinen Gedanken und ihm fiel auf, dass er schon eine ganze Weile tatenlos an einer der Liegen im Krankenzimmer lehnte. Sein Priesterhemd hing an den Ärmeln in Fetzen herunter, doch die blutigen Striemen, die die Löwin hinterlassen hatte, waren für ihn nicht mehr als vernachlässigbare Kratzer, obwohl einige tatsächlich tief und böse aussahen. Nichts im Vergleich zu dem Schmerz in seinem Herzen.
Es tat ihm schon wieder leid, Cat so angefahren zu haben. Er hätte bei ihr bleiben sollen. Doch sie verletzt und noch dazu uneinsichtig zu erleben, waren die einzigen Situationen mit ihr, die ihn aus der Haut fahren ließen und auf die Palme brachten. Das musste Cat verstehen.
Sie kannte doch Awendelas Geschichte und musste doch ahnen, wie empfindlich er auf Alleingänge ihrerseits reagierte. Es ging nicht darum, ihr die Jagd zu verbieten oder nur noch unter seiner Aufsicht zu gestatten. Wenn sie nicht mehr schmollte, weil sie sich von ihm überfahren fühlte, würde sie seine Sorge um sie begreifen. Er liebte sie. Sehr. Deswegen war es nicht nötig, die Kratzer, die Cat ihm zugefügt hatte, zu behandeln. Für sie würde er alles ertragen. Nur nicht, dass sie sich nicht um sich selbst zu sorgen
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