Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
Erscheinen hier ein gutes Zeichen war. Bitte... Bitte, lass es so sein!
Cat verschwand mit Nico, sie wollte ihm also unbedingt aus dem Weg gehen. Die kleine Sophora kehrte viel zu schnell zurück, was bedeutete, dass Cat einen Alleingang wagte, den Nathan ihr unter keinen Umständen erlaubt hätte. Sie war viel zu wackelig auf den Beinen gewesen. Somit musste er anscheinend den ersten Schritt tun. Selbst Nico wagte kaum, ihm in die Augen zu sehen. Was nichts mit ihrem kuriosen Einsatzoutfit, sondern vielmehr mit der Tatsache zu tun hatte, dass sie ihn diesmal in Echtzeit und nicht in einer ihrer Visionen böse erlebt hatte.
„Entschuldigt mich bitte. Ich muss mich um Catalina kümmern. Bringt den Jungen in mein Apartment. Ich habe das Gästezimmer dort vorbereiten lassen. Sie hätte ihren Bruder sicher gern um sich. – Nach so langer Zeit.“
Und Dragomir/Vulcan wurde ins kalte Wasser geworfen, damit er sich gleich wieder an sie gewöhnte. Angst davor, im Schlaf ermordet zu werden, hatte Nathan nicht. Das hatten schon ganz andere versucht und in dem Jungen steckte noch ein Funken Anstand, wie es schien. Tiponi legte ihm gerade in fürsorglicher Geste eine Schlinge in den Nacken und band die Enden zu, damit er seinen Arm ruhig lagern konnte. Der Jäger hatte sich nicht gegen die Behandlung gewehrt. Es würde eine ganze Weile dauern, bis der Bruch des Handgelenks verheilt war und ebenso die Rippen, die Tiponi fest verbunden hatte. Cats Bruder war immer noch menschlich. Nathan hatte die Beherrschung verloren.
„Es tut mir leid.“, sagte er aufrichtig, wenn auch nicht in der Annahme, dass seine Entschuldigung einfach so akzeptiert werden würde. Noch nicht. Auch sie mussten sich erst besser kennen lernen. Im Vorbeigehen hatte er vor Vulcan inne gehalten und ihm einen Moment lang eine Hand auf die Schulter des unverletzten Arms gelegt.
„Ich hatte Angst, du würdest sie töten. Das konnte ich nicht zulassen.“
Und nun würde er das Gleiche zu Catalina sagen.
Nathan ließ die anderen zurück und folgte demselben Weg, den Cat Minuten zuvor gegangen war. Er fand sie auf und ab tigernd in der Umkleidekabine wieder. Unruhig und voller ungestümer Gedanken, die sich darum bemühten, nicht um ihn zu kreisen und es unbewusst immer wieder taten.
Nathan erlaubte sich ein kleines, erleichtertes Lächeln im Halbschatten, in dem er stand. Dann trat er vor.
„Willst du dich nicht lieber hinsetzen?“, fragte er leise und sah sich mit einem überrascht dreinblickenden amethystfarbenen Augenpaar konfrontiert, das ihn ansah, als wäre er das Letzte, was sie zu sehen erwartet hätten. Nathan senkte bedauernd den Kopf und deutete in ergebener Geste auf die Holzbank.
„Bitte. Du hast längst nicht genug geruht, um vollständig geheilt zu sein.“
Nathan setzte sich ebenfalls. Die bandagierten Arme und Hände in den Schoß gelegt, die Schultern ebenso demütig gesenkt wie den Kopf, starrte er schweigend auf den Fußboden, bis sie tat, um was er sie gebeten hatte.
Cat war schon kurz vor dem Durchdrehen, als Nathan plötzlich neben ihr stand. Er hatte sich mal wieder erfolgreich angeschlichen, um ihr in den Hintern zu treten.
Der böse Gedanke tat ihr sofort leid, sie war gerade nicht sehr geduldig oder besonders genießbar. Sie wollte einfach nur aus der Haut fahren. Still sitzen war noch nie ihr Ding gewesen. Es hatte eben nie einen Ruhepol in ihrem Leben gegeben. Oder einen guten Grund, an einem Ort zu verharren. Stillstand bedeutete nur, sich mit allem auseinandersetzen zu müssen, vor dem sie davon lief. Resigniert ließ sie sich schließlich neben Nathan auf die Bank fallen. Seine Berührung konnte sie gerade nicht ertragen. Das würde sie nur dazu bringen, in sich zusammen zu fallen und loszuheulen. Es geschah aus reinem Selbstschutz, weil sie sonst kein Wort mehr herausbringen würde.
Sie musste wegsehen. Nathan war viel zu gut darin, in ihr zu lesen, was allen anderen verborgen blieb. Die meiste Zeit war es beruhigend, doch wenn es um ihre Schwächen ging, fühlte sie sich ihm gegenüber nackt und bloß. Sie brauchte noch Zeit, um an sich zu arbeiten, um diese Defizite endlich hinter sich zu lassen.
Unsicher tastete Nathan mit seiner linken nach ihrer rechten Hand und versuchte, sie zu ergreifen, Cat versteifte sich ebenso unsicher unter seinem Griff und ihre äußere wie innere Anspannung deutete an, dass er diesmal in keinem Fall so einfach davon kommen würde, wenn er ein weiteres Mal wagte, sie anzugreifen und
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