Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
er mit ihr eine Unterhaltung hätte führen können. Natürlich hatte er ein paar von diesen blutrünstigen Geschöpfen der Nacht abgeschlachtet, doch die waren meist kaum fähig, sich zu artikulieren. Das zählte also nicht.
„Du kannst gehen, wohin du möchtest, Vulcan. Niemand… NIEMAND wird dich gegen deinen Willen festhalten! Wage es aber ja niemals, mir danach unter die Augen zu treten, wenn du weiterhin die Fahne der Tatarescus schwenkst. Wir sind und waren schon immer Feinde!“
Cat wandte sich nach einem letzten wie versteinerten Blick von ihrem Bruder ab und ließ sich von Morris stützen, der sie wahrscheinlich gut genug kannte, um ihr kleines tapferes Spiel zu durchschauen. Innerlich litt sie Höllenqualen, sich auf diese Weise von ihrem Bruder trennen zu müssen.
Selbst sie hatte unerfüllbare Träume gehegt, wenn sie allein irgendwo auf der Welt in einem schäbigen Bett lag und sich wünschte, den einzigen Menschen mitgenommen zu haben, mit dem sie eine beinahe normale Beziehung geführt hatte. Aber sie hätte niemals riskiert, ihn auf ihre Todesmission mitzunehmen. Er war schließlich nur ein Mensch.
Morris fegte Cat schließlich gekonnt von den Beinen, als es ihm zu bunt wurde, ihren Gehversuchen zuzusehen. Er mochte kein Vampir sein, aber mit ihrem Leichtgewicht wurde er jederzeit fertig. Wozu waren Freunde sonst da? Dass sie nun eine Immaculate war, störte ihn wenig. Ihr Charakter hatte sich nicht verändert und sie würden sich immer noch mögen und gut verstehen. Das hatte sich ja schon auf den ersten Blick vorhin bei ihrem Wiedersehen gezeigt.
Nico sah zu, wie Mina ihre Männer hinaus führte, bis schließlich nur noch Rys und sie mit Cats Bruder zurückblieben.
„Gehst du schon vor und kündigst unser Kommen an? Ich brauche sicher länger mit dem Auto. Ich würde sagen, wir treffen uns zuerst in der Krankenstation. Ich sollte wohl ein paar Spritzen gegen Tetanus verteilen.“, bat sie Rys und bedachte dann den Bodenbelag mit einem Rümpfen ihrer Nase.
- Er begleitet mich sicher, Rys! Vertrau mir einfach! - Das war eine ziemlich gewagte Behauptung, mit der sie sich selbst Mut zusprach.
Rys war nicht begeistert, verschwand dann jedoch vor ihren Augen, nachdem er den Jungen mit einem letzten drohenden Blick bedacht hatte.
„Woher kannten Sie meinen Namen?“
Nico war einfach aus dem Raum gelaufen, wobei sie versuchte, den Kadavern unter ihren Füßen auszuweichen, so gut es eben ging. Cats Bruder hatte sie schließlich eingeholt und nahm sie einigermaßen sanft am Ellenbogen, um ihr den Weg nach draußen zu weisen, den sie sonst mühsam hätte suchen müssen.
„Ich sehe Dinge… Visionen. Ihre Schwester hat ihn mir praktisch in ihrer Aufregung verraten. Sie hat an die Vergangenheit gedacht. An den Tag, als die Aryaner sie beide im Wald angefallen haben. Die Aussicht von Ihrem Zuhause ist wirklich überwältigend. Ich heiße übrigens Nico.“
Vulcan blieb stehen und hielt sie dadurch ebenfalls vom Weitergehen ab, da er ihren Arm ein wenig fester umfasst hatte.
„Davon hat sie Ihnen erzählt?!“ Sein Blick bohrte sich lodernd in ihre Augen.
Nico schüttelte den Kopf und bedachte ihn mit einem zurechtweisenden Blick.
„Natürlich nicht! Sie spricht niemals über ihre Vergangenheit. Ich weiß nur, dass sie in einem Haus ohne Liebe groß geworden ist, in dem man sie zu einer Jägerin ausgebildet und bis aufs Blut gequält hat. Sie hat es natürlich herunter gespielt und es mit einem Schulterzucken abgetan… Hätte Nathan sie vor ein paar Wochen nicht praktisch von der Straße aufgelesen, wäre sie heute tot. Aber diese Dinge interessieren die Tatarescus nicht, oder? Sie sehen nur die Monster und niemals den Menschen dahinter. Hat man Sie geschickt, um sich endlich einen Vorteil über die Vampire zu verschaffen, die dem Tageslicht widerstehen können? Ich hoffe, ich habe mich nicht in Ihren Gefühlen geirrt, die ich in dem schlaksigen Jungen gelesen habe. Sie wollten Ihre Lehrmeisterin stolz machen, um in ihren Augen bestehen zu können. Das tut man nicht für jemanden, der einem nichts bedeutet, auch wenn es natürlich nicht unbedingt der richtige Weg ist, Gefühle auszudrücken, aber es ist der einzige, den man ihnen beiden als Kind beigebracht hat…“
Sie empfand leise Genugtuung über die Fassungslosigkeit in seinem Blick. Dragomir konnte nicht unbedingt nachvollziehen, dass man noch nach Jahren seine Gedanken lesen konnte. Cat hätte ihr das gar nicht erzählen können, sie hatte
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