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Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)

Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)

Titel: Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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seine Wunden sorgfältig behandelt und verbunden.
Sie hatte sowohl Vulcan als auch Cat völlig überrumpelt. Mit den besten Absichten natürlich, aber dennoch ging ihr der vorwurfsvolle Blick ihrer Patrona gerade nicht mehr aus dem schmerzenden Kopf. In der Stille des Krankenzimmers erlaubte sie sich endlich, den bisher zurück gehaltenen Tränen freien Lauf zu lassen. Im Raum herrschte beinahe völlige Dunkelheit, weil sie das Licht gelöscht hatte, sobald Cat verschwunden war. Durch die Fenster drang auch kein Lichtstrahl, da sie die Verdunkelung schon herunter gelassen hatte. Nur die grünlichen Linien der lebensüberwachenden Geräte warfen ein gespenstisches Licht auf Vulcans Gesicht, das man vor lauter Verbänden kaum noch erkennen konnte.
    Sein Atem ging regelmäßig und ruhig. Nico konnte nur noch für seine Genesung beten. Die Chancen standen gegen sie, das wusste Nico. Ihr blieben allein die Hoffnung und die Gebete. Cat würde sie hassen, wenn Vulcan durch ihre Hände etwas passierte. Egal, ob er schon zuvor dem Tod geweiht gewesen war. Am Ende trug sie allein die Verantwortung für den wahnwitzigen Plan, den sie mit dem Herzen geschmiedet hatte, um dabei den Verstand völlig außer Acht zu lassen.
Die anderen kümmerten sich um die Säuberung des Hotelzimmers, in dem nur zu deutliche Spuren eines Massakers zu erkennen waren. Die Jäger hatten sich angeboten, die Aufgabe zu übernehmen, allen voran Hagen von Frankenstein, der in der Jägertruppe diese Dinge sonst auch erledigte. Sein Spitzname kam nicht von ungefähr und Nico wollte sich lieber nicht vorstellen, wie genau er vorgehen mochte.
    Müde beugte sie sich vor und legte den Kopf neben Vulcans Hand, in der eine Infusionsnadel steckte, auf der Matratze ab und richtete den Blick auf den stummen Monitor, der die Herztöne ihres Patienten abzählte. Sie hatte den Ton abgestellt, weil er immer lauter und bedrohlicher zu piepsen schien.
Tiponi hatte ihr vorhin auch angeboten, sie im Laufe der Nacht abzulösen, doch Nico hatte das vehement ausgeschlagen, sie würde bis zum bitteren Ende bleiben. Ihre Tränen rannen lautlos in die weißen Laken und sickerten in die Matratze, sie konnte sie nicht zum Stillstand bringen. Der Schmerz in ihrem Herzen musste irgendwie heraus.
    Das Leben konnte doch nicht so grausam sein! Nicht zu Catalina.
    ° ° °
    Cat suchte wie so oft einen Aussichtspunkt auf, wo sie mit ihrem Schmerz allein sein konnte. Hier weit oben auf der schmalen Aussichtsterrasse des Eagle Buildings peitschte der kühle Herbstwind um sie herum und ließ die schweren Strähnen ihres Haares um ihr Gesicht fliegen, wo sie die Tränen von den feuchten Wangen wischten. Sie stand ganz nah am Rand, der nur mit einem niedrigen Sicherheitszaun umgeben war. Unter ihr erstreckte sie ein paar Stockwerke tiefer die eigentliche Besucherterrasse, die besser gegen Unfälle abgesichert war. Wäre sie nicht so stark und hätte dem Wind genügend Kraft entgegen zu setzen, würde sie wahrscheinlich über die kniehohe Umrandung nach unten fallen.
So war sie nur eine dunkle in sich ruhende Gestalt, deren Haare im Wind flatterten. Sie hatte die Arme um sich geschlungen und starrte blind auf die Silhouette der Stadt, die sich wie ein glitzernder Teppich unter ihr präsentierte. Atemberaubend.
    Sie hatte etwas Schreckliches getan. Das Blut ihres Bruders getrunken und ihm ihres im Austausch dafür eingeflößt, dann hatte auch Nico ihm ihr Blut gespendet. Nicht im üblichen Sinn. Sie hatte einen wahnwitzigen Plan gehabt, dem Cat in ihrer Angst, Vulcan zu verlieren, nur blind zustimmen konnte. Sie biss sich immer wieder auf die Lippen und rieb mit den Zähnen daran entlang, als würde sie noch Blutreste von Vulcan davon abkratzen wollen, obwohl sie schon heiß geduscht und alle Spuren des Kampfes und der anderen Gräueltat abgewaschen hatte.
Sie hatte ihren Bruder womöglich in das verwandelt, was er sein ganzes Leben lang verabscheut und gejagt hatte. Das hätte niemals passieren dürfen. Und trotzdem hing sein Leben am seidenen Faden, weil auch sie die Toten nicht einfach wiedererwecken konnten. Ihr Verstand war zurückgekehrt, als sie vorhin am Fußende seines Bettes gestanden hatte, während sie Nicos geübten Handgriffen zusah, die ihren Bruder zusammen geflickt und dann an die Maschinen angeschlossen hatte. Der Anblick drehte ihr den Magen um und ließ unkontrollierbaren Zorn in ihr aufsteigen.
    Wenn die Sonne aufgeht, werden wir mehr wissen.
    Sie hätte Nico am liebsten

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