Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
mit zitternden Händen vorsichtig die Pflaster, die die Verbände auf seinem Gesicht hielten, während sie tröstend auf ihn einredete.
Nico löste ihre Hände von dem Bett, bevor sie noch einen Schaden mit ihren Kräften anrichtete, die sie gerade überhaupt nicht unter Kontrolle hatte. Cat warf die Verbände achtlos auf den Boden und dann schrien beide Frauen bestürzt auf.
Sie hörte Vulcan husten und Cat aufschluchzen, die sich quer über den Oberkörper ihres Bruders warf. Mit vor Entsetzen geweiteten Augen wich Nico Stück für Stück vor ihnen zurück bis sich die Klinke der Tür in ihren Rücken bohrte. Blind von Tränen tastete sie mit der Hand danach, drückte sie herunter und fiel in ihrem Eifer, die Flucht ergreifen zu wollen, beinahe aus dem Zimmer. So leise wie möglich zog sie die Tür hinter sich zu und rannte den Gang entlang in einen der Behandlungsräume, wo sie sich haltsuchend an den Rand des stählernen Waschbeckens klammerte und den nicht vorhandenen Inhalt ihres Magens in das Becken spuckte. Nach einigen erfolglosen Würgern, die ihren kleinen Körper durchschüttelten, griff sie nach dem Wasserhahn und ließ das kalte Wasser laufen, mit dem sie ihren Mund ausspülte und das Gesicht bespritzte. Doch das schraubstockartige Gefühl um ihre Brust und die Übelkeit wollten nicht weichen.
Sie lief auf schwachen Beinen zu einem der Medizinschränke und wühlte entgegen ihrer sonstigen Art achtlos darin herum, bis sie nach der Flasche greifen konnte, die sie gesucht hatte. Sie schraubte sie auf und setzte die Flasche an die Lippen, um ein paar tiefe Schlucke daraus zu nehmen, bis ihre Augen und ihre Kehle brannten und sie keuchend nach Luft ringen musste. Sie war es nicht gewohnt, so Hochprozentiges auf ex zu trinken.
Schließlich glitt sie kraftlos auf den Boden und lehnte sich schwer mit dem Rücken gegen den Unterschrank, wo sie sitzen blieb und einfach nur ins Leere starrte. Der gesamte Inhalt der Flasche würde kaum ausreichen, um den Schock dieses Morgens zu verwinden.
„Nico?!“
Nathan sah die kleine Sophora aus dem Krankenzimmer in die Richtung einer der anderen stürmen und darin verschwinden. Er ging ihr sofort nach.
Sollte Vulcan es nicht geschafft haben, dann sollte er lieber nicht in dessen Zimmer gehen, wo Cat sich gerade mit dem Schlimmsten abfinden würde. Ihr jetzt gegenüberzutreten, würde vielleicht einen Angriff zufolge haben.
Rys hatte sie auf dem Dach ganz schön gereizt. Viel hatte wohl nicht gefehlt, um ihn vom Dach fliegen zu sehen. Als sein Waffenbruder Bericht erstatte, hatte sogar Nathan sich räuspern müssen. Er hatte solange bei Romy die Stellung gehalten, die ihnen allen Tee gemacht hatte und so besorgt um Cat und ihren Bruder war wie Nathan selbst.
„Oh Nico!“ Nathan nahm ihr die Flasche mit dem Alkohol aus der Hand und stellte sie zurück auf den Rand des Waschbeckens. Mit einem geschickten Griff hob er sie vom Boden auf und legte sie auf die Krankenliege, auf der er Wochen zuvor Theron behandelt hatte. Diese Szene hatte allerdings so gar nichts von dem brüderlichen Besäufnis, welches sie hier veranstaltet hatten, um ein paar Geister zu vertreiben.
„Nico, was ist passiert?“
Es war kaum zu glauben, dass Nico noch blasser werden konnte, als sie von Natur aus war. Nathan tätschelte vorsichtig ihre Wange, um sie wieder in die Gegenwart zu holen. Der vollkommen entrückte Ausdruck ihrer dunklen Augen gefiel ihm nicht. Diesmal suchten sie keine fremden Bilder heim. Ihre Augen blickten einfach ins Leere.
„Ist Vulcan...?“
Nathan konnte es nicht aussprechen, wenn Nico hier so ohne Reaktion vor ihm lag. Er war auf die Krankenstation gekommen, als die ersten Strahlen der Sonne am Horizont auszumachen gewesen waren. Schon lange vorher hatte er genauso regungslos wie Nico an Rys Fenstern im Wohnzimmer verharrt und darauf gewartet, dass der neue Tag anbrach und dieses hilflose, ungewisse Gefühl in seinem Inneren verschwand.
Kurze Zeit, nachdem Rys vom Dach zurückgekehrt war, hatte Tiponi bei ihnen rein gesehen und berichtet, dass es keinerlei Veränderung gegeben hatte. Lediglich eine kurze, nicht ausschlaggebende Reaktion, die sowohl positiv als auch negativ gewertet werden konnte. Entweder kämpfte Vulcan für sein Überleben oder sein Körper war nicht willens, die neu und brutal geschaffenen Umstände anzunehmen. Nathan wagte nicht zu hoffen.
Nico ging es nicht gut und das ließ ihn das Schlimmste annehmen. Damon erschien Sekunden später und kümmerte
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