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Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)

Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)

Titel: Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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dabei immer wieder von scheinbar unsichtbarer Hand im Vorbeigehen berührt wurde. Unter die Düfte des blühenden Gartens mischte sich ein neuer, ungewöhnlicher Geruch. Süß und dunkel. Sie sog ihn tief in ihre Lungen und versuchte, ihn zu identifizieren. Jemand war ganz in der Nähe… Oder gehörte der Duft zu ihr? Ein weiterer tiefer Atemzug und die plötzliche Erkenntnis ließ ihr Gesicht triumphierend aufleuchten. Es roch nach zartbitterer Schokolade! War das ihre Belohnung, wenn sie ihn endlich einfing?
    Bevor Nico jedoch in ihrem Traum ans Ziel kommen konnte, wurde sie durch das anhaltende Piepsen des Alarms unsanft aus dem Schlaf gerissen. Sie sprang wie von der Tarantel gestochen auf und riss die Augen weit auf. Vulcan wehrte sich gegen die Fesseln, die sie ihm zu seinem Schutz angelegt hatte. Cat war schon dabei sie zu lösen. Seine Herzrate war auf 110 Schläge angestiegen, doch das konnte man seiner Orientierungslosigkeit zuschreiben. Sein Herz schlug viel stärker und trotzdem regelmäßig. Ein letztes Aufbäumen seines geschundenen Körpers?
    „ Calma te, Draga ! Ruhig, Vulcan! Wehr dich nicht. Ich bin es, Catalina. Ganz ruhig. Ich will dir nur helfen.“, sprach Cat leise auf ihren Bruder ein und hielt ihn an den Schultern fest, bis er sich ihrer Stimme bewusst wurde.
    Nico seufzte erleichtert, als sein Atem und sein Herzschlag sich langsam beruhigten und der Alarm endlich aufhörte zu schrillen. Ein erneuter Anfall. Nicos Herz raste vor Schreck, weil sie gedacht hatte, es wäre nun soweit. Sie kühlte ihm die Stirn mit einem bereitliegenden Tuch und legte es dann mit einer müden Geste zurück in die Schale mit dem Wasser, die auf dem Nachttisch bereitstand. Sie schämte sich für diesen sorglosen Traum, der in einem solch krassen Gegensatz zur Wirklichkeit stand. Visionen hatten sie noch nie so positiv ereilt, dass sich ein Lächeln in ihre Mundwinkel stehlen wollte. Es war der Traum eines unbedarften Kindes gewesen, das der Realität entfliehen wollte.
    „Nico… Die Sonne geht eben auf.“, verkündete Cat mit dumpfer Stimme und Nico zuckte entsetzt zurück, als Vulcan in diesem Moment die Augen weit aufriss.
    Nein, noch nicht! Ich bin noch nicht so weit! , dachte sie bestürzt, dass sie ihre Pflichten so vernachlässigt hatte und einfach so lange geschlafen hatte. Sie taumelte zurück und überließ Cat den Platz an der Seite ihres Bruders. Sie stellte sich an das Fußende und umklammerte die Querstange aus Metall, die sich eisig unter ihren zitternden Händen anfühlte. Sie konnte nichts mehr tun, eine Krankenschwester wurde nicht mehr gebraucht.
    „Catalina…“
Seine Stimme klang brüchig und vom Akzent der alten Heimat geschwängert, so dass es Nico erneut die Tränen in die Augen trieb. Sie wollte dem Abschied nicht zusehen müssen, aber es war ihre Pflicht und ihr Wunsch, Cat in dieser dunklen Stunde beizustehen. Das hier war weit schlimmer als die Visionen, die sie sonst ereilten. Die hörten irgendwann auf, doch dieser Schrecken würde sie bis ans Ende ihres Lebens verfolgen.
    „Ich bin hier, Vulcan! Ich bin hier bei dir.“, flüsterte Cat beruhigend.
Ihr Bruder stöhnte und wand sich in den durchgeschwitzten Laken, die Nico eigentlich noch hatte wechseln wollen, doch gerade war das die letzte Sache, an die sie denken sollte. Bitte verlass uns nicht, Vulcan!
    „Diese Schmerzen… Nimm es weg, Catalina! Nimm es weg!“
Vulcan hob die freie Hand an sein Gesicht und versuchte, die Verbände herunter zu zerren, doch Cat fing seine Hand ein und hielt ihn fest.
    „Nein, Vulcan! Das würde dir nur wehtun! Bleib einfach ruhig liegen. Streng dich nicht zu sehr an.“, bat ihn Catalina, doch er zog mit aller Kraft an seiner Hand und Cat gab sie schließlich frei, weil es alles nur noch schlimmer machte, wenn er sich so in seinen Befreiungsversuch hineinsteigerte.
    „Ruhig, ich nehme sie dir ab! Lãsa mã face !“ Cats Stimme klang gepresst und dann kühl abweisend, als sie den Kopf wandte und Nico fragte, ob es einen Unterschied machen würde.
(rum.: Lass mich machen.)
    „Nein… Du kannst sie ihm abnehmen.“, antwortete Nico voller Schuldgefühle, dass dies der letzte Wunsch war, den sie dem Todgeweihten erfüllen konnte. Ihr verdammter Plan! Ihr wahnwitziger Plan! Sie trug an allem die Schuld. Nur weil sie meinte, mehr als die anderen zu wissen. Sie würde für diesen Hochmut teuer bezahlen müssen.
    „Ich kriege keine Luft… Ich brauche Luft!“, keuchte Vulcan und Cat entfernte

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