Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
alles gut, Nico! Alles wird gut!“
Damon drückte die weinende und schluchzende Nico fest an sich. Er würde sie mit nichts trösten können, dabei hatte sie einfach nur das getan, was ihr richtig erschien. Sie hatte helfen wollen und selbst wenn ihre Bemühungen nicht fruchten würden, so war das doch immer noch besser gewesen, als den Jungen einfach sterben zu lassen. Niemand machte ihr Vorwürfe. Niemand sagte, es wäre eine dumme Idee gewesen. Niemand, außer ihr selbst.
Damon grub sein Gesicht in ihr Haar und gab einen Kuss nach dem anderen auf ihren zerzausten Scheitel. Ihre Erschöpfung wurde zu der seinen und er wollte ihr so gern auch noch den Schmerz abnehmen, der sie so sehr quälte und schlimmer zu sein schien als jede bisher erlebte Vision.
„Es ist nicht deine Schuld. Cat hat zugestimmt, genauso wie Vulcan auch.“ Damon war durch Tiponi, Rys und Nathan bestens über die Geschehnisse informiert. Ob Brock bereits zurück war, konnte er nicht sagen. Er hoffte nur, dass sie irgendwo ein hübsches Feuerchen angezündet hatten, um die Leichen der dreckigen Bastarde zu verbrennen, die sich feigen Schweinehunden gleich über Cats Bruder hergemacht hatten. In der klaren Absicht, ihn zu töten und Nico dasselbe anzutun. Bei Vulcan hatten sie ihr Ziel offenbar so gut wie erreicht.
„Gott, Nico...was soll ich sagen? ...Ich...“ Damon fehlten die Worte und sogar das nächste „Alles wird wieder gut.“ blieb ihm im Hals stecken. Er wusste nicht, von welchem Kleid sie sprach und ob sie damit ihre Hochzeit meinte. Noch hatte sie nicht einmal mit Aubrey oder sonst jemandem darüber gesprochen. Niemand wusste von dem Antrag, den er ihr gestern gemacht hatte.
„Mach es dir doch nicht so schwer. - Du hast alles richtig gemacht. Du hast getan, was du konntest.“
Damon schob sie von sich, stand von der Liege auf und holte die Flasche mit dem Schnaps zurück, die Nathan offen auf dem Waschbecken hatte stehen lassen.
„Hier, nimm noch einen Schluck!“, drängte er sie, da sie nicht von ihm trinken wollte aber unbedingt ein wenig innere Wärme brauchte.
„Ich bin ja da. Dir passiert nichts. Selbst wenn dir schlecht werden sollte.“ Er sah ihr dabei zu, wie sie einen ordentlichen Schluck nahm und hielt ihr im nächsten Moment einen Papierkorb unter die Nase, in den sie den gerade getrunkenen Alkohol hineinspuckte. Damon streichelte ihr abermals behutsam über den Rücken, bis sie zu Ende gewürgt hatte und unter weiteren Schluchzern kaum zu Atem kam.
„Ach, Nico. Wenn ich dir doch nur helfen könnte.“, murmelte er leise und ließ sie wieder Trost an seiner starken Brust und in seiner Umarmung finden. Mehr konnte er ganz offensichtlich für den Augenblick nicht tun.
. . .
Cat hatte schon sehr viele üble Verletzungen in ihrem Leben gesehen, auch an ihrem eigenen Körper, doch der Anblick ihres Bruders war zu viel für ihre Selbstbeherrschung. Sie schrie den Schmerz hinaus und hörte in Nicos schwacher Stimme ein Echo davon. Aber sie konnte sich gerade nicht um die Kleine kümmern. Ihre Wut war schon längst verflogen. Ohne Nico wäre Vulcan dort im Hotelzimmer gestorben, ohne dass sie die Gelegenheit gehabt hätte… Aus ihren Augen liefen heiße Tränen. Es war einfach nicht fair, doch sie hatte ja schon in frühester Kindheit gelernt, dass es im Leben nun einmal nicht wie im Märchen zuging.
Vulcan unter ihr stöhnte schmerzerfüllt auf und Cat stützte sich auf einem Arm auf dem Bett ab, um das Gewicht von seiner Brust zu nehmen. Nico hatte den Einstich zwar versorgt, aber er war natürlich nicht verheilt. Sie hatte ja gewusst, dass die Umwandlung zur Lost Soul ein beinahe unmögliches Unterfangen sein würde. Seine Verletzungen waren einfach zu schwer gewesen, die Umwandlung war kein Allheilmittel. Und die Immaculate keine Götter.
Cat strich Vulcan zärtlich über die zerklüftete Wange, seine alte Verletzung und suchte seinen Blick.
„ Draga … Ich weiß, dass du Schmerzen hast… Es tut mir leid… Es war einen Versuch wert. Aber wenn du gehen musst, dann wehr dich nicht länger… Nicht meinetwegen! Du sollst nicht mehr leiden. Ich wollte nur noch die Gelegenheit haben, dir zu sagen, wie sehr ich dich liebe. Du bist und bleibst mein Ein und Alles. Wir hatten doch auch schöne und verrückte Zeiten zusammen, nicht wahr? Erinnerst du dich…?“
Aus ihren traurig schimmernden Augen liefen die Tränen unaufhaltsam, doch sie lächelte ihren kleinen Bruder liebevoll an und stimmte alte Geschichten
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