Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
griff gleichzeitig nach der Akte, die sie eigentlich hatten durchgehen wollen.
Scheiße, der Fall!
Lichtblitze nahmen ihr unvermittelt die Sicht, dann zogen rasend schnell Bilder an ihr vorbei, die ihr einen erschrockenen Laut entlockten. Sie war eigentlich noch nicht bereit für ein erneutes Frage-und-Antwort-Spiel, so dass ihr die Knie weich wurden. Es waren keinen schönen Bilder. Die Akte fiel aus ihrem schwach gewordenen Griff auf den Tisch zurück und Romy knickte ein.
Brock sprang sofort auf, fing sie auf und ging mit ihr in den Armen zu Boden, noch bevor er auch nur geblinzelt hatte. Sein Herz blieb beinahe stehen und innerlich stieß er tausend Flüche aus.
„Es sind nicht nur fünf… Viel mehr… viele… zehn… zwölf…?“, wisperte sie leise von Stöhnen unterbrochen und ihre Lider flatterten unruhig wie die Flügel eines ängstlichen Vogels. Ihre Pupillen waren dermaßen geweitet, dass man kaum noch die sonst so klare grüne Iris sehen konnte.
Brock tätschelte ihre Wange sanft und redete leise auf sie ein, sie sollte wieder zu sich kommen und dass nicht, weil er scharf auf die Informationen war, die sie ihm in dem Fall geben konnte.
„Komm, schon… Sugar … Sieh mich an! Hier ist Brock… Peaches , mach die Augen wieder auf!“
Vielleicht reagierte sie auf die alten Spitz- und Kosenamen, so hoffte Brock wenigstens, doch bisher kam nichts weiter, als unzusammenhängendes Gemurmel über ihre Lippen.
„Ich kill dich, wenn du ihr Drogen gibst! Dann bist du TOT! Und ich warte sicher nicht darauf, dass dir irgendein dämlicher Richter den Prozess macht!“, knurrte Wolfe kämpferisch und sein blitzender Blick bohrte sich in Rys’ Augen beinahe schon so eindrucksvoll wie der eines Kriegers, der entschlossen in die Schlacht zog. Eigentlich fehlte nur das rote Glühen, da er die Zähne wie ein angriffslustiges Tier fletschte.
Brock war bereit, Harper zu töten, wenn er sich an Romy vergriffen haben sollte und ihr wegen ihrer besonderen Begabung Drogen verabreicht hatte, um sie im Zaum zu halten oder sie für sich auszubeuten. Er sah regelrecht rot, er würde Romy um jeden Preis beschützen und nur ihr nachgiebiger Körper in seinen Armen hielt ihn davon ab, sich gleich auf den Schweinepriester zu stürzen, um ihn den Garaus zu machen.
Als Romy plötzlich zuckte, zuckte Rys ebenfalls. Da war etwas. Klar und deutlich. Irgendetwas Telepathisches, von dem Romy und Brock den Krieger ausschlossen. Eine private, abhörsichere Leitung, um es mit Rays Worten professionell auszudrücken.
Professioneller Arschtritt gefällig?
Das wütende Schnauben ließ sich diesmal nicht aufhalten. Genauso wenig wie das aggressive Grollen, das darauf folgte. Ob sich Romy nun davor erschreckte oder etwas anderes fürchtete, musste er sie später fragen. Die Ereignisse überschlugen sich so schnell und überrumpelten ihn, dass er sich schneller vergaß, als er es hätte tun sollen.
Romy hatte die Akte genommen und sah sich plötzlich mit ihren Fähigkeiten konfrontiert, die sie aufschreien und die FSK-25-Version eines Horrorschockers sehen ließen. Weiß wie die Wand kippte sie um und noch bevor Rys sie fangen und sicher in seinen Armen hatte bergen können, lag sie in denen des Cops, der plötzlich von Dirty Harry zu Florence Nightingale mutierte und über Romys Visionen hinweg so zärtlich auf sie einredete, als wäre er ihr... Lover.
Rys sah rot. Nicht die Tatsache, dass Brock lächerlicherweise glaubte, er könnte Romy Drogen gegeben haben, die sie aus den Folgen der Entzugserscheinungen heraus in ein Delirium versetzte, das sie wirr reden und halluzinieren ließ, sondern der Kosename, Peaches , war schuld daran.
Brock besaß für ihn nur die Gefährlichkeit eines kleinen, kläffenden Handtaschenwauwaus. Rys Knurren und das Fletschen seiner Zähne war ungleich lauter und bei weitem gefährlicher einzustufen. Ohne zu zögern, in fließend geschmeidigen Bewegungen riss er seine halb ohnmächtige Soulmate in seine eigenen Arme, presste sie mit einem Arm an sich und hielt Brock mit dem anderen in Schach.
Aus dem Ärmel seiner Lederjacke ragte die kalt blinkende Spitze seines Dolches, mit dem er unter anderem bewaffnet war, die er dem Cop an die Kehle drückte und nicht gerade liebevoll Druck ausübte. Da war keine Liebe mehr zwischen ihnen und die Zeit der Freundschaft war vorbei.
„Nenn sie noch einmal Peaches und ich schneid dich in Stückchen, Bulle!“, grollte Rys, in dessen Augen nun kein Sturm mehr wütete
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