Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
waren.
Er hätte tot sein müssen. Ziemlich viel eingesteckt hatte er jedenfalls. Es war bestimmt Romys Glücksbringer gewesen, der ihm letztlich den Arsch gerettet hatte. Diese Biester reagierten irgendwie allergisch darauf. Brock konnte von Glück sagen, dass er sein Jagdmesser eingesteckt hatte und nicht die Schusswaffe, damit konnte man schlecht Köpfe abtrennen. Es war das reinste Blutbad geworden. Irgendwann lehnte er keuchend nach Atem ringend schwer gegen die Backsteinwand an der Rückseite eines zum Abriss stehenden Gebäudes und besah sich das Massaker, das er angerichtet hatte.
Von Kopf bis Fuß schien er mit Blut besudelt, zum Teil sein eigenes. Dort lagen sie auf dem Boden verstreut mit abgehackten, zum Teil abgerissenen Köpfen, weil das Messer allein natürlich nicht viel genutzt hatte. Es war nicht so leicht, menschliche Gliedmaßen einfach durchzuschneiden. Zum Glück hatte er bei den Schulungen gut aufgepasst und den ein oder anderen Trick von den Gerichtsmedizinern dabei aufgeschnappt.
Ein Teil von ihm fürchtete, wirklich den Verstand zu verlieren, weil er wie ein Wahnsinniger gewütet hatte, der sein Wissen aus schlechten Horrorfilmen bezog. In Gedanken gab er schon seine Dienstmarke ab, dann war irgendwann die Sonne aufgegangen und die entzündeten Flammen hatten jeden Beweis seiner Wahnsinnstat vernichtet.
Man kann sie killen, es ist nicht unmöglich! Brock wehrte sich weiter, was das Blut stärker fließen ließ, ihn jedoch nicht störte. Er konnte nur daran denken, Romy zu retten. Der rote Nebel schluckte alles, das Feuer in seinem Inneren loderte heißer als die Flammen der Hölle, sonst wäre ihm wahrscheinlich klar geworden, dass er die Jacke vorhin ausgezogen hatte und das Kruzifix für jeden deutlich zu sehen um seinen Hals hing.
Der Bulle schien doch dümmer zu sein, als Rys ihn eingeschätzt hatte oder aber auch verdammt klug. Nichts hasste der Krieger mehr, als Typen, die nach außen hin taten, als könnten sie es mühelos mit den Gladiatoren von Rom aufnehmen und dann, wenn es hart auf hart kam wie in diesem Augenblick, nach ihrer Mama schrien und um ihr armseliges kleines Leben bettelten. Da war ihm ein Zweikampf, und sei er noch so im Vorteil, lieber. Das wütende Knurren und die Inkaufnahme des nicht tief gehenden aber dank der rasiermesserscharfen Klinge arg blutenden Schnitts konnten einen fast beeindrucken. Wenn Brock nicht von Romy abließ und ihr tatsächlich, im Geheimen natürlich, mehr als freundschaftliche Gefühle entgegen brachte, dann hatte gerade sein letztes Stündchen geschlagen.
Noch befand sich die Klinge nämlich an dessen Hals und je mehr sich der Cop dagegen wehren wollte, desto länger wurde der von brutaler Perfektion anmutende Schnitt.
Romy stöhnte in Rys’ klammerartigen Griff, der sie auf den Beinen hielt. Einen Moment verlor sie die Orientierung, vergaß, wo sie war und wer bei ihr war. Sie fühlte sich, als hätten mehrere Leute versucht, mental in sie einzudringen, dann wurde ihr klar, dass es Bilder aus einer Vision gewesen sein mussten. Sie weigerte sich jedoch, sich gerade jetzt daran zu erinnern, wenn sie sich so schwach und ausgelaugt fühlte.
Das Verhältnis kippte so schnell, dass es sie selbst überraschte. Ihr Körper spannte sich in Rys’ Umarmung an, als ihre Nase von einem altbekannten Aroma bestürmt wurde, der allerdings um das Hundertfache konzentriert schien. Unter ihren schweren Lidern glühte der Irisring rot auf, ihre Zähne schossen heraus und ein leises, bedrohliches Knurren entschlüpfte ihrer Kehle. Ein hungriges Knurren, da ein paarungswilliges Männchen sich in ihrer Nähe aufhielt, das sie kannte. Der Hunger machte sie aggressiv, ihr Kopf schnellte herum und sie wurde des Blutes gewahr, das beständig auf Brocks Brust floss.
„NEIN!“, schrie sie wütend auf, als ihr klar wurde, dass man ihm wehgetan hatte.
Der Hunger, das Blut und der Wunsch, ihren alten Freund zu beschützen, mobilisierten ungeahnte Kräfte in ihr, so dass der Schlag, den sie Rys gegen den Solarplexus verpasste, ihn gegen die Glasbausteinwand donnern ließ, die zum Glück seinem Gewicht standhielt. Allerdings musste er ordentlich nach Luft ringen und sein Hinterkopf hatte bei dem Aufprall ein dumpfes Geräusch von sich gegeben.
Chryses hörte Romy zwar knurren, glaubte sie aber immer noch sicher in seinem Griff und auf seiner Seite. Endlich waren ihre Instinkte wach genug, um die Gefahr zu erkennen, die sie und nicht er für Brock darstellte,
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