Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
Mahlzeiten und sparte seit Monaten an der Blutzufuhr, in der wiederholt törichten Hoffnung auf ein paar Visionen weniger. Jetzt, wo sie die andere Sophora in einem ihrer wohl besten Momente gesehen hatte, hatte die Diät ihren Sinn verloren.
„Ich glaube nicht mehr daran, dass Titel wichtig sind oder irgendetwas an unseren Fähigkeiten besser machen, Nicolasa.“ Jeanne setzte sich auf den ihr angebotenen Platz. Dabei lächelte sie so gequält wie am Morgen, als Hellga ihr die Bandage angelegt hatte.
„Du kannst hinzu bitten, wen du möchtest. Ich mache nur die Übergabe und du sollst wissen, dass dieses Gespräch hier ganz und gar nicht meine Idee war.“
Hellga war hinter ihr stehen geblieben. Als Leibwächterin war sie immer wachsam. Kritisch beäugte sie die Regalmeter, als wäre sie auf der Suche nach einem guten Stoff zum Einschlafen, wandte sich aber schon nach wenigen Minuten gelangweilt ab, weil nichts Neues darin zu finden war, was sie nicht schon vor langer Zeit gelesen hatte. Familienchroniken interessierten sie nicht weiter. Jeanne öffnete den Reißverschluss ihrer kurzen Lederjacke. Ihr war warm, obwohl noch nicht einmal Tee serviert worden war. Vielleicht war es auch einfach nur unangenehm, sich für etwas zu entschuldigen, das sie nicht zu verantworten hatte.
„Astyanax ist ein...komischer...Typ. - Nein, sagen wir es frei heraus, er ist ein gemeines Arschloch, nicht wahr? - Zu fein dafür, sich für das, was er dir angetan hat, selbst zu entschuldigen.“
„Jeanne!“ Hellga machte den müden Versuch, sie zu bremsen, doch Jeanne ließ sich nicht beirren. Höchst gespannt sah sie Nico an, die wahrscheinlich nicht wusste, was sie dazu sagen sollte.
Nico bekam das Gefühl, dass zumindest eine der Dame nicht besonders gern hier war. Und es handelte sich dabei sicher nicht um Hellga, die hier herum tigerte, als wollte sie ihr Revier abstecken. Die Fortress war aber der letzte Ort, an dem man als Immaculate einen Angriff fürchten musste.
Sie richtete ihre volle Aufmerksamkeit lieber auf Jeanne, die sich noch deutlicher ausdrückte, als das zuweilen Brock oder Cat taten. Nico blinzelte überrascht, sagte aber nichts zu der Einschätzung über Astyanax, der sie kaum widersprechen konnte, auch wenn sie es selbst wahrscheinlich nicht in solchen Worten ausgedrückt hätte.
Verrückter, alter Mann … Oder so etwas in der Art hatte sie zu ihm gesagt. Sie konnte sich nicht mehr genau daran erinnern, nur an das viele Blut, das auf den Boden geflossen war, nachdem Damon von dem Hieb getroffen zusammengebrochen war.
Da tauchte ihr Leibwächter gerade zur rechten Zeit wieder auf. Brock setzte sich direkt neben sie. So breitbeinig es Tisch und Stuhl zuließen und musterte den Besuch in wohl mehr als eindeutiger Absicht. Sie sollten die Zeit seiner Herrin nicht mit doofem Gesülze vergeuden, sondern in die Hufe kommen, um so schnell wie möglich wieder abzuzischen.
Hellga hatte ebenfalls eindeutige Absichten und starrte dem Wolf direkt auf den Schoß. Wohl überlegend, ob das, was in der maßgeschneiderten Designerhose steckte, genauso hart war wie der Rest des Typen. Jeanne stieß sauer auf und verspürte mit einem Mal wieder wenig Lust auf Tee und Kuchen. Stattdessen legte sie ihre Hand über die Nicos auf dem Tisch. Trotz der Gefahr einer weiteren Vision, die zu ihrem Glück ausblieb.
„Ich bin Jeanne D’ Arc. Sophora in Diensten des Astyanax und in seinem Namen hier, um dir die letzten zwei Gaben zu bringen, nun nachdem sich die Sechs zusammengefunden haben und Nummer Sieben nicht weit sein kann. Du wirst es ja bald wissen."
Brock bleckte seine Zähne in einem wölfischen Lächeln und war insgeheim froh, dass die kräftige Blondine nicht zu den Bade-Nixen des Castles gehörte. Die hätte ihm wahrscheinlich so kräftig den Rücken abgeschrubbt, dass ihm die Haut anschließend in Fetzen heruntergehangen wäre.
Jeanne D’ Arc?! Meine Fresse! Der Fratz war eine alte Oma! Die eigentlich auf einem Scheiterhaufen verbrannt worden war, wenn ihn seine Erinnerung nicht trügte. Brock vergaß, Hellgas Auslage zu bewundern und richtete seine volle Aufmerksamkeit auf den lebenden Beweis für die Unsterblichkeit von Immaculate. Er hatte ja nun schon das Orakel und die Krieger kennen gelernt und wusste um ihr wahres Alter, er hatte nur keinen geschichtlichen Referenzpunkt wie bei der Dame hier. Sie hatte sich auf jeden Fall gut gehalten für ihre paar hundert Jahre. Es war schier unglaublich. Und sie war wie
Weitere Kostenlose Bücher