Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
Gelegenheit hätte sie genutzt. Doch Nico hatte Recht. Man trug eine große Verantwortung und der durfte man sich nicht aus egoistischen Gründen entziehen.
Brock drückte Nicos Hand, als er spürte, dass die Reaktion von Jeanne sie aufregte. Es gab keinen Grund für die Frau, sich ihr gegenüber feindselig zu zeigen. Das tat Nico auch nicht, obwohl man sie mit diesem Besuch überrascht und förmlich aus dem Bett geworfen hatte.
Dabei hätte die Kleine doch allen Grund gehabt, sich daneben zu benehmen, wenn man die Entwicklungen der letzten zwei Tage betrachtete. Oder der ganzen letzten Wochen. Man musste seine schlechte Laune ja nicht öffentlich breittreten und vollkommen Unbeteiligte damit treffen.
Hier endete der Spaß, den er sich mit Hellga geboten hatte. Brock würde nun jederzeit bereit sein, den beiden Damen das Maul zu stopfen, sollten sie weiter so auf Nicos Gefühlen herum trampeln.
Damon mochte noch nicht der perfekte Mann sein, das war aber nun kein Grund, die Verbindung der beiden ins Lächerliche zu ziehen. Wenn man es mit Abstand betrachtete, dann brauchte Nico einen Mann, der sie immer wieder daran erinnerte, auch nur ein Mensch zu sein. Nicht, dass sie abgehoben war, aber ihr Fähigkeiten und ihr herzensguter Charakter machten sie nun einmal beinahe zu einem überirdischen Wesen, das sich ohne regelmäßige Erinnerung dem irdischen Leben entziehen mochte. Damon würde Nico Jahrhunderte lang beschäftigen, weil er kaum die Stufe erreichen würde, auf der Nico vermutlich schon seit Beginn ihres Lebens stand.
Hellga brummelte etwas in ihre Tasse, für das Ihr Jeanne wahrscheinlich die Zunge herausgeschnitten hätte. Sie flirtete nicht mehr mit dem Wolf und machte auch sonst keine Anstalten, ihn zu einem kleinen Stelldichein bei Vollmond zu überreden. Die Lust war ihr vergangen.
Jeanne wickelte endlich das Bündel auf und zum Vorschein kam ein schwerer bronzefarbener Kettenpanzer-Handschuh, dessen Ringe auf einem dicken, braunen Lederuntergrund festgemacht waren. Fingerglieder, Handrücken und Unterarm wurden durch fein geschmiedete, Eisenplatten geschützt, die dem ritterlichen Schmuckstück sein Gewicht verliehen. Alle Plättchen waren mit feinen, verschlungenen französischen Lilien bossiert. Jeanne hob es auf und machte Anstalten, den Handschuh überzuziehen. Auf das ein altes Gefühl von Vertrautheit zurückkehren mochte.
„Oh nein, Jeanne!“ Hellga sprang nun ebenfalls auf und versuchte, ihr Einhalt zu gebieten. Jeanne schüttelte nur beschwichtigend mit dem Kopf und grinste schief. Noch bevor Hellga sie aufhalten konnte, hatte sie den Handschuh übergestreift, die fünf krallenartig anmutigen Fingerglieder geöffnet und die metallene Handfläche nach oben ausgerichtet.
„Jeanne, lass das.“, flüsterte die Bärin, plötzlich angefüllt mit Respekt und einem Hauch Angst, was man ihr niemals zugetraut hätte.
„Nein.“ Jeannes Augen leuchteten mit einem Mal glühend rot auf.
„Jeanne!“, versuchte es Hellga wieder und wagte einen Schritt auf die Sophora zuzugehen. Diese reagierte mit einem erneuten Zuschnappen der eisernen Finger und als sich die Faust diesmal öffnete, leuchtete ein glühend roter Feuerball darin auf. Magie. Sich ihr jetzt zu nähern, wäre glatter Selbstmord gewesen. Jeanne war in einem ganz anderen Element versunken. Sie erinnerte sich zurück an die Schlachten, die sie ausgefochten und manchmal mit der Macht dieser gefährlichen Waffe für ihre Seite entschieden hatte. Es war leicht, die Feuerkraft zu missbrauchen und sie war hart dafür bestraft worden. Für einen gefestigten Kriegercharakter sollte es aber kein Problem darstellen, richtig damit umzugehen.
Für einen Moment war Jeanne versucht, die glühende Kugel auf Hellga zu schleudern, nur um zu sehen, ob der durchschlagende Effekt immer noch anhielt. Es war so verführerisch. Die dunkle Seite der Macht. Wie oft hatte man sie schon in Versuchung geführt und wie oft hatte sie widerstanden?
Jeanne machte erneut eine Faust und die Magie erlosch. Sie zog den Handschuh aus und legte ihn zurück in das braune, schützende Tuch.
„Die Faust des Satan. Feuer direkt aus der Hölle. –Ich denke es ist genau richtig für die Tri’Ora. Die Größe passt sich dem Besitzer an. Allerdings wäre ich vorsichtig damit, das Baby hier aus einer Laune heraus auszuprobieren. Wenn die Kraft nach hinten losgeht, wird die Sache ziemlich ekelig.“
Ein vorwitziger Kommandant in ihrer Armee hatte es gewagt, den Handschuh
Weitere Kostenlose Bücher