Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)
versuchte, überzeugend und brav zu sein. Doch ihre Gedanken waren böse und alles andere als keusch. Bis zum Fahrstuhl waren es nur wenige Meter und der Stopp-Knopf brannte sich gerade zu verführerisch in ihr Gehirn.
„Wenn sie nicht will, dann hat sie eben Pech. Sie weiß ja nicht, was sie verpasst.“
Also beeilte sich Ash mit ziemlich gepresst klingender Stimme, Wendys eigentliches Anliegen zu erklären. Sie wollte Bekky die Möglichkeit geben, Theo wiederzusehen und sich persönlich zu entschuldigen. Romy hatte sich bei Rys nach einer Möglichkeit erkundigt, den Enforcer dazu zu bringen, noch einmal mit ihrer Schwester zu sprechen.
Theo ging nicht an sein Telefon, wenn Bekky ihn anrief. Egal, wie oft sie es klingeln ließ und wie viele Nachrichten sie ihm auf die Box sprach. Ein bisschen Abstand wäre vielleicht besser gewesen, wie die Männer in der Runde fanden, aber da Bekky für ihr plötzliches Einsehen schon ein bisschen belohnt werden sollte, verschaffte Wendy ihr gern ein unverhofftes Date auf geheiligtem Boden.
Im Angesicht des Sonnenkönigs ging sich niemand an die Kehle. Da hatte man ganz andere Dinge zu fürchten und Theo konnte ganz bestimmt nicht weglaufen, sondern musste sich anhören, was Bekky möglicherweise zu sagen hatte.
Ash würde sich gerne jederzeit sagen lassen, dass er zuhause unter dem Pantoffel seiner Frau stand. Wenn man die Unterstützung ihrer heutigen Pläne in Betracht zog, dann konnte man das wohl mit Fug und Recht behaupten. Er würde den nichts wissenden Idioten allerdings entgegenhalten, dass sein häusliches Leben dafür mit mehr Aufregungen ausgefüllt war, als sich die armseligen Zweifler jemals vorstellen konnten. Es machte ihm Spaß, sein Geld gab er zu gerne mit vollen Händen aus, wenn Awendela damit glücklich war. Es ging hier schließlich nicht um Verschwendung. Seine Familie verfügte über Geldreserven, die Krösus sicher erblassen lassen würden.
Er hatte in den letzten Jahren Geld mehr oder weniger verschwenderisch ausgegeben, wenn es darum ging, es in sein Geschäft zu investieren. Als Clubchef lief er natürlich nicht in Klamotten von der Stange herum. Sein Apartment war geschmackvoll und teuer eingerichtet, er fuhr einen kostspieligen Wagen, aber das gehörte eben alles zur Staffage. Es hatte nicht wirklich Spaß gemacht, das Geld auszugeben. Aber ein glückliches Lächeln von seiner Frau wog eben mehr als jeder Schatz, den sie in den Kellern des Castles aufbewahrten.
Der Sonnenkönig war teuer, keine Frage, aber er war jeden Cent wert, den man in seine Kunstwerke investierte. In seinem Club ließ er die Gäste ja auch monetär zur Ader, für Ash war die Ausgabe gerechtfertigt und selbstverständlich.
Beim Anblick seiner Frau in sündigem Leder hätte er ihr sowieso jeden Wunsch erfüllt, sich noch damit aufzuhalten die kleine Schwester von Romana abzuholen, war ein ziemliches Risiko, da er sich ja heute Nacht nicht weiter beherrschen musste, das hätte Wendys schöne Pläne schließlich sabotiert. Wenigstens war es nicht dieser eine Mond von zwei weiteren pro Jahr, an dem Wendy würde empfangen können, dann wären sie sicher nicht aus dem Bett gekommen. Diese speziellen Affectios waren noch heftiger als die anderen und selbst Frauen, die sie schon seit Jahren durchlebten, konnten sich zu dieser Zeit kaum beherrschen.
Natürlich würden sie mit dem Kinderkriegen warten, aber bestimmt nicht so lange wie die anderen Damen, die ihre Verwandlung gerade erst erfahren hatten. Seine Gedanken an Babies verpufften zugunsten anderer dem Zeugungsakt vorgelagerten Tätigkeiten.
° ° °
Open Dusk till Dawn
Das war das Erste, was Rebeka nach dem riesengroßen, astrologisch anmutenden goldenen Sonnensymbol an dem ansonsten ziemlich unspektakulären Backsteingebäude wahrnahm, zu dem Ash sie gebracht hatte. Außerhalb Manhattans aber trotzdem in einer eigentlich ziemlich exklusiven Geschäftslage, wenn man von den Öffnungszeiten absah und außer Acht ließ, was hier nach Ladenschluss von Schmuck-, Pelz- und Kunsthandel nebenan feilgeboten wurde.
Tattoos & Piercings
Zumindest stand das unter dem goldenen Sonnensymbol direkt an den ansonsten dunkel und nicht einsehbar getönten Schaufensterscheiben des Shops. Bekky schauderte. Das hatte sie sich jetzt eigentlich nicht so vorgestellt, als sie Gloria im Stich gelassen hatte, um in einem Anfall geistiger Umnachtung die Chance wahrzunehmen, Theodor zu treffen. Es war ihr hier, im Dunkeln und in der Gesellschaft
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