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Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)

Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition)

Titel: Verhängnisvolle Wiedersehen (The Immaculate Breed) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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jetzt die Chance hätte.“
    Wendy, die eben in einem angrenzenden, luxuriösen Gästebad eine Dusche genommen hatte, band mit einem ebenso zufriedenen Lächeln, wenn auch aus ganz anderen Gründen, den schwarzen Satinmantel zu, den LeRoi ihr gegeben hatte. Ihre Klamotten waren zwar nicht kaputt gegangen wie die von Ash, aber sie würde sich gleich sowieso wieder ausziehen müssen und da waren die vom schnellen Sex zwischendurch angeschwitzten Ledersachen eher umständlich. Es tat ihr schon ein wenig leid, Ash eingesperrt zu haben, aber es war nur zum besten von allen Anwesenden geschehen.
    „Miez, miez, miez.“ LeRois Lächeln wurde herausfordernd böse und er glitt spielerisch mit der linken Hand die Gitterstäbe entlang, um das Raubtier anzulocken.
Es dabei noch weiter auf die Palme zu bringen, war sein Ziel, denn er brauchte das gigantische Vieh gerade in mehreren Perspektiven, um das Bild zu verinnerlichen und sich die Mischung der einzelnen Farben zu überlegen. Das Fell war ungewöhnlich hell. Nicht weiß sondern eher blond und auch wieder nicht. Die Augen von solch exotischem Blau, das seine eigenen in ihrem satten Violett eher an überreife, dunkle Trauben erinnerten und vollkommen gewöhnlich wurden. Die schwarzen Streifen glänzten mit dem Weißblond um die Wette. So satt gedeckt in einem ebenholzfarbenen Ton, dass Schneewittchen sich freiwillig ihrer bösen Stiefmutter geopfert hätte, um auch nur einen Tag diese Haarfarbe zu besitzen.
    An der rechten Halsseite klebte noch ein bisschen Blut im Fell. Um ihren Mann in die Gestalt des Tigers zu kriegen, hatte Wendy also kräftig zugebissen und wahrscheinlich noch ganz andere Dinge getan, die LeRoi, der eigentlich Lee Roy Stapleton hieß, an die eigene Zeit als frisch verbundener Immaculate mit seiner Colette zurückdenken ließen. Sie war die heißeste Braut in ganz New Orleans gewesen. Mit der Figur einer Sanduhr. Ihre Taille konnte LeRoi noch heute mit beiden Händen locker zweimal umspannen, wenn sie zu besonderen Anlässen ein eng geschnürtes Korsett trug.
    Nicht leicht zu erobern und ganz sicher nicht damit zufrieden, dass er damals mit Kreide Straßen bemalte und um milde Gaben bettelte, um sich beim Schlachter eine Büchse Schweineblut leisten zu können.
Er hatte sich etwas einfallen lassen müssen, um seine Soulmate zu erobern und das Studio hier sowie die besonders anspruchsvollen Klientel wie zum Beispiel Ash und Wendy waren dabei herausgekommen. Natürlich brachten erst die Jahre der Modernisierung die heutige Perfektion und Annehmlichkeiten mit sich, aber eines veränderte sich nie: Die Schmerzen, die man beim Tätowieren mal mehr oder weniger verspürte. Das würde sich auch nie ändern und dafür war LeRoi dankbar. Denn das, was man von ihm unter die Haut gestochen bekam, musste man sich mit mehr als schnöden Dollars verdienen und konnte es nach der Tortur um so stolzer tragen und zur Schau stellen. Selbst die, die sich letztendlich doch nicht trauten, befanden es schon als Ehre, diese Räumlichkeiten einmal betreten zu haben. Unter den kunstschätzenden Immaculates war LeRoi so angesehen wie das Orakel. Fast jeder Krieger trug ein Motiv von ihm und die Kunden standen Schlange, um einen Termin zu bekommen, der manche von ihnen so viel kostete wie der Kauf eines erstklassigen Neuwagens.
    Es lebte sich in jedem Fall besser so als auf Parkbänken oder Pflastersteinen. Lee Roy wusste, was es hieß, ganz unten zu sein und mischte nun ganz oben mit. Eine Tatsache, die er zu schätzen wusste. Genau wie die Frau an seiner Seite und den Luxus, den man nicht brauchte, aber durchaus in vollen Zügen genoss. Wer ihn gut kannte, wusste, dass sein zuweilen exzentrisches Äußeres und Auftreten, das an einen Zuhälter oder Drogendealer erinnern konnte, nur Show war. Eine höchst plakative Selbstvermarktung. Der Rubel musste schließlich weiterhin rollen, wenn man den eigenen Ansprüchen stets gerecht werden wollte. Aus Lee Roy, dem Straßenkünstler, wurde dank Colette der Tätowierkönig LeRoi. Die Sonne wurde sein Markenzeichen und zierte nicht nur Teile dieses Showrooms sondern auch in gigantisch strahlender Pracht seinen braungebrannten Rücken. Colette hatte es gestochen. Ebenfalls in einer langen Nacht vor Vollmond. Das Zelebrieren ihrer Verbindung, die nun schon annähernd zweihundertfünfzig Jahre hielt.
    Er zuckte nicht einmal zurück, als die schwere Pranke des stattlichen Tieres plötzlich nach ihm schlug und ihm beinahe das rechte Hosenbein

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