Verhängnisvolles Gold
Ordnung, Is …«, fange ich an.
»Nein«, unterbricht sie mich. »Ich hab eine Idee. Ich sage, dass ich zum Gemeindetreffen gehe. Morgen ist sowieso Gruppenstunde. Ich darf nur nicht superspät nach Hause kommen. Und ich werde rumjammern, dass ich hinmuss. Das mache ich immer, und wenn ich es nicht mache, schöpft sie Verdacht und denkt, dass irgendwas im Busch ist.«
Ich springe aus dem Bett. »Issie, ich liebe dich! Wenn du hier wärst, würde ich dich umarmen.«
»Es reicht, dass ich bei dir wohnen darf, wenn sie mich rausschmeißt«, flüstert sie. »Oder dass du mich aus dem Himmel rettest, wenn sie mich umbringt. Okay?«
Lachend umarme ich mein Kissen. »Geht klar.«
Issie holt Cassidy und mich ab. Wir quetschen uns in ihr Auto, das voll beladen ist mit Steak-Messern, weil Issies Mutter darauf bestanden hat, dass sie die Messer zu ihrem Schutz mitnimmt. Von einer Schlüsselkette baumelt eine Notfallpfeife. Ich nehme Devyns Platz auf dem Beifahrersitz ein, denn Is ist nervös, weil Devyn nicht mit von der Partie ist, und ich glaube, das macht auch Cassidy ganz verrückt.
»Wir kommen sehr gut ohne ihn klar«, betont Is zum hundert Millionsten Mal, während wir auf die Route 3 auffahren. »Oder? Heute Abend machen wir auf Frauenpower. Frauenpower! Juhu!«
Sie streckt die Hand zum Abklatschen in die Luft, aber ihre Stimme hebt sich am Ende des Satzes. Das macht sie immer, wenn sie gestresst ist. Cassidy schlägt ein. Ich bin zu sehr mit dem pochenden Schmerz in meinem Kopf beschäftigt.
»Du brauchst vielleicht eine von den Eisen-Pillen, die Astley dir gegeben hat«, meint Is. »Hast du sie dabei?«
Ich versuche zu nicken, stoppe aber die Bewegung, denn mein Kopf droht zu explodieren.
»Schau in ihrer Handtasche nach, Cassidy«, befiehlt Is.
Cassidy greift sich die Tasche auf meinem Schoß und zieht sie nach hinten auf den Rücksitz. Dann holt sie ein Plastikröhrchen mit Tabletten heraus. »Die sehen absolut illegal aus.«
»Um Himmels willen, Zara«, fällt Issie ein. »Das stimmt. Was, wenn sie wirklich illegal sind? Und als Drogen zählen? Dann fliegt man von der Schule, und wenn sie meinen, dass man mit dem Zeug auch dealt, bekommt man zusätzlich eine Jugendstrafe mit allem Drum und Dran. Du kannst sie nicht einfach so in deiner Handtasche mit dir rumtragen, sonst wirst du verhaftet, und du darfst nicht verhaftet werden. Du weißt schon, was sie mit netten Mädels wie dir im Gefängnis machen? Ich meine, klar, du bist ein Elf, aber das könnten sie trotzdem mit dir machen und …«
»Issie«, unterbricht Cassidy. Sie öffnet das Tablettenröhrchen und gibt mir eine der großen blauen Tabletten. »Hol auch mal Luft, Liebes.«
»Okay, ja, genau, Luft holen …« Sie atmet ein paar Mal kräftig ein. »Ich bin einfach so aufgeregt.
»Danke«, sage ich. Es ist nur ein Flüstern. Ich schlucke die Tablette und warte. Es dauert ungefähr eine Minute, aber sie wirkt.
»Besser?«, fragt Issie.
»Ja. Tut mir leid. Nebenwirkung des Elfendaseins«, erkläre ich und sortiere die Steakmesser.
»Ist doch nicht alles nur Glitzerstaub und Peter-Pan-Liebe, was?«, foppt Issie mich. Dann verwandelt sie sich wieder in die gestresste Issie, die nervös ist, weil sie ohne Devyn und Betty Bescheid zu sagen, in eine Bar geht. Cassidy und ich versichern ihr die gesamte Fahrt über, dass alles mega-gut werden würde. Mein Körper vibriert vor Aufregung, während wir die Route 3 hinunterfahren, dann auf einer zweispurigen Straße Trenton durchqueren, vorbei an einem geschlossenen Spaßbad und touristischen Hummerrestaurants und schließlich über die Brücke auf die Mount-Desert-Insel. Dort gibt es keine Straßenlaternen und vor Bar Harbour auch nur vereinzelt Häuser. Draußen herrscht nur Dunkelheit, und es kommt mir merkwürdig vor, dass es gerade die Menschen sind, die die Dunkelheit erleuchten und uns durch ihre Wohnzimmerfenster Einblicke in ihr Leben gestatten.
»Zara, du zappelst so herum, dass das ganze Auto wackelt«, beklagt Cassidy sich vom Rücksitz aus, als wir in den Parkplatz einbiegen.
»Ich kann nicht anders.« Ich schnalle mich schnell ab.
»Du darfst dich nicht abschnallen, solange wir noch fahren. Du bist schrecklich ungeduldig!«, sagt Issie beim Einparken. »Das ist ja okay, aber erhoff dir nicht zu viel, Süße. Sonst bist du nachher …«
»Enttäuscht«, beende ich den Satz für sie. »Ich weiß! Aber ich werde nicht enttäuscht sein. Ich hab das im Gefühl. Wir werden Nick ganz sicher
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