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Verhängnisvolles Gold

Verhängnisvolles Gold

Titel: Verhängnisvolles Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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ein O und dann springen sie und Cassidy auf, als wären sie bei etwas Verbotenem ertappt worden.
    Betty dagegen reagiert genau entgegengesetzt: Sie brüllt mich an, als wäre ich diejenige, die Mist baut: »Warum bist du nicht im Bett?«
    Ich schlucke. Sie stürzt die Treppe herauf, bleibt aber auf halbem Weg stehen. Ihre Nasenflügel beben.
    »Ich hab nicht gewusst, dass ich nicht aufstehen darf.« Ich versuche mich aufzurichten, damit ich nicht zu zerbrechlich aussehe.
    »Du kommst gerade aus dem Krankenhaus. Natürlich darfst du nicht aufstehen.« Mit finsterem Blick springt sie die restlichen Stufen herauf. Sie legt mir den Arm um die Schulter und dreht mich um: »Dann wollen wir dich mal zurück ins Bett bringen.«
    Meine Hand greift nach dem Geländer. »Sagt mir erst, worüber ihr redet.«
    Sie zerrt nicht mehr an mir. Alle schweigen. Die Heizung springt an, ein großes, rumpelndes Monster. Issie fährt zusammen.
    »’tschuldigung.« Sie wird rot. »Bin ein bisschen schreckhaft.«
    »Ist ja auch alles nicht so leicht, mit zwei Elfen auf der Veranda.« Devyn beruhigt sie und legt ihr den Arm um die Schulter. Eine Sekunde lang durchströmt mich Eifersucht. Nick hätte das auch getan. Auch er hätte dafür gesorgt, dass es mir besser geht. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob er überhaupt jemals wieder dazu in der Lage sein wird.
    Alle schauen einander an. Die Spannung lässt die Luft prickeln.
    »Los. Weiht mich in euer Geheimnis ein«, beharre ich.
    »Okay … die Sache ist …« Issie räuspert sich nervös, geht einen Schritt auf mich zu und bleibt stehen. »Du darfst dich aber nicht aufregen, Liebes, ja?«
    Kein vielversprechender Satz. Sie benutzt die Wörter »aufregen« und »Liebes«. Über die Welt um mich herum legt sich ein Schleier, aber ich kämpfe gegen den Schwindel an, auch als Bettys Griff um meine Schulter fester wird.
    »Was ist los?«
    Noch einmal schauen sich alle an. Cassidy räuspert sich. Mrs. Nix steht langsam auf. Nur Astley, der immer noch draußen steht, ist mutig genug, es einfach zu sagen.
    »Es gibt eine zeitliche Frist, innerhalb derer wir Nick holen müssen«, sagt er und zeigt mit dem Kopf auf Bifröst. »Unser netter Partner hier hat uns gesagt, dass der Krieger innerhalb eines Monats aus Walhalla geholt werden muss, sonst kann er nie wieder zurückkehren.«
    »Was?« Ich überschlage kurz, wie viel Zeit schon verstrichen ist, und stolpere dann die Treppe hinunter. Betty hat offenbar nicht erwartet, dass ich mich bewege, denn sie hält mich nicht auf. Ohne Issie und Betty und alle anderen zu beachten, trete ich nach draußen. Ich konzentriere mich nur auf Astley. »Wir wissen nicht einmal, wie wir dorthin kommen. Wir wissen nicht, wie lange es dauert. Wir wissen nicht …« Auf der dünnen Schneeschicht, die auf den hölzernen Dielen der Veranda liegt, schwanke ich. Astley, der neben Bifröst hockt, streckt den Arm zu mir hoch und hält mich fest. Ich kann seine Augen nicht erkennen. Die schneidende, nasse Kälte dringt durch meine Schneemänner-Socken.
    »Zara«, sagt er und schaut mich durchdringend an. »Wir schaffen das. Wir werden es schaffen.«
    Mich schaudert. Um uns herum rieselt der Schnee. Bifröst verdreht die Augen, als wäre Astley zu gefühlsduselig. Was im Haus hinter mir vor sich geht, weiß ich nicht, denn ich suche den Waldrand nach weiteren Elfen ab. Im Augenblick scheint alles sicher zu sein. Ich muss noch einmal schlucken. Schon das fällt mir schwer, vom Stehen gar nicht zu reden.
    »Wir müssen ihn holen«, flüstere ich, und ich flüstere es nur Astley zu. »Wir können ihn nicht einfach dort lassen. Sonst denkt er, wir lassen ihn im Stich. Wir brauchen ihn hier, damit er hier kämpft.«
    »Das ist schon in Ordnung.« Eine Vene an seinem Hals pulsiert. Unsere Blicke treffen sich.
    Ich habe so viele Stunden und Tage über Nicks Tod nachgedacht, die Augenblicke eines jeden Tages und einer jeden Nacht in meinem Kopf miteinander verwoben, dass die Erinnerung wie ein solider Gegenstand ist. Es kommt mir vor, als könne ich sie anfassen, sie an meine Brust nehmen und drücken. Nur weil ich wusste, dass ich eine Chance habe, ihn zu retten, habe ich überhaupt weitergemacht. Und jetzt gibt es ein zeitliches Limit?
    »Hat er dir gesagt, was er mir erzählt hat? In der Bar?« Ich zeige auf Bifröst. »Es klang total kryptisch. Er meinte, die Königin, an deren Stelle ich getreten bin, ist im Apple.«
    »Darum hat sie dauernd vom Apple gesprochen!«, sagt Devyn zu

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