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Verhängnisvolles Gold

Verhängnisvolles Gold

Titel: Verhängnisvolles Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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befindet sich in einem kritischen Zustand. Die Behörden sehen keinen Zusammenhang zu den zahlreichen Vermissten in der nahe gelegenen Stadt, die heimgesucht wird von …
    – NEWS CHANNEL 8
    In den folgenden Tagen komme ich immer wieder zu Bewusstsein, um dann wieder in tiefe Bewusstlosigkeit zu sinken. Jemand sagt mir, dass meine Mutter wegen eines Streiks in Europa festsitzt. Ich weiß nicht einmal, dass sie in Europa ist. Langsam heilt mein Körper. Cassidy hat irgendwie mit Kräutern und Gebeten dazu beigetragen. Manchmal sehe ich sie mit geschlossenen Augen und zusammengelegten Händen in meinem Zimmer in einer Ecke sitzen. Betty sagt mir, ich könne mich glücklich schätzen, dass ich jetzt ein Elf sei, denn als Mensch wäre ich richtig übel dran.
    »Wochen«, sagt sie. »Wochen im Krankenhaus.«
    Irgendwann wache ich mal wieder auf und über mir hängt ein Amnesty-International-Poster. Es ist mit Reißzwecken an der Decke befestigt. Ich starre eine Weile auf das Bild einer in Stacheldraht gewickelten Kerze, bis ich den Zusammenhang herstellen kann: Ich bin zu Hause. Die Informationsverarbeitung geht noch ein bisschen langsam, und einen Augenblick lang denke ich fast, ich wäre wieder in Charleston, wo das Leben warm und voller Blumen ist, wo mein Stiefvater noch lebt, wo ich nichts über Elfen weiß und selbst noch ein Mensch bin.
    Diese winzige Hoffnung löst sich rasch in Nichts auf, als ich den Kopf wende und aus dem Fenster schaue. Es schneit immer noch, leicht nur noch, aber unaufhörlich. Das Licht des Schnees erfüllt mein Zimmer mit einer kalten Helligkeit, aber das ist nichts im Vergleich zu dem Licht in Charleston. In jeder Ecke meines Zimmers stehen Äste. Ich glaube, sie stammen von einer Espe. Keine Ahnung, wie sie dorthin kommen. Von Cassidy vielleicht? Außerdem liegen überall Kamelien herum, rosa und weiße Blütenbälle. Und ein Räucherstäbchen brennt. Der Duft ist so intensiv, dass sich meine Nase innen anfühlt, als würde eine Bürste darüberrubbeln.
    Ich stöhne. Nicht deswegen, sondern weil mein Kopf pocht, wenn ich ihn auch nur ein bisschen bewege. Ich fasse unter die Decke und betaste meine Seite, die komplett verbunden ist. Da fällt es mir wieder ein: Ich bin angeschossen worden. Ich war im Krankenhaus. Alle waren da, sie sind hereingekommen und wieder gegangen, immer nur einzeln, Erinnerungsfetzen und Gesten und Worte, die ich nicht wirklich greifen kann.
    Und jetzt?
    Jetzt bin ich allein.
    Ich überprüfe meine Arme und sehe immer noch eine blasse, menschliche Haut. Wenigstens meinen Zauber habe ich nicht verloren. Vermutlich muss man ihn bewusst ablegen, sonst wirkt er weiter wie auch im Schlaf. Ein Zweig schlägt gegen das Fenster und kratzt über die Scheibe. Mein Körper ist total steif, aber ich zwinge ihn, sich langsam aufzurichten. Dann schwinge ich die Beine über den Rand des Bettes und schlage die sonnengelbe Daunendecke zurück. Meine Socken berühren den Fußboden. Jemand hat mir einen Pyjama und Weihnachtssocken mit kleinen Schneemännern drauf angezogen. Ich hoffe nur Betty, und nicht alle zusammen, schreckliche Gruppenarbeit! Wenn ich die Energie dazu hätte, würde ich rot werden, aber allein das Aufsitzen ist richtig Arbeit. Vorsichtig richte ich meinen Körper auf. Schmerz pocht in meiner Brust, aber ich ignoriere ihn und schlurfe, auf den Bettpfosten gestützt, langsam los. Als ich weit genug bin, lasse ich mich nach vorn fallen und stütze mich an der Wand und dem Türknauf ab. Ich drehe ihn und schlurfe in den Flur hinaus wie eine Hundertvierjährige, die ihren Rollator irgendwo im Pflegeheim vergessen hat.
    Von unten dringen Stimmen zu mir herauf.
    »Auf keinen Fall lasse ich zu, dass sie das erfährt. Ihr wisst, was sie dann tun wird.« Es ist Bettys Stimme, und sie bricht einfach ab.
    »Aber wir müssen … Nick …« Issies Stimme klingt hoch, und sie spricht abgehackt und bruchstückhaft, was nie ein gutes Zeichen ist. Mein Herzschlag stolpert ein bisschen und ich bewege mich so schnell ich kann zur Treppe.
    Issie, Cassidy, Devyn und Mrs. Nix sitzen im Wohnzimmer. Betty geht auf und ab und Astley steht draußen vor der Tür. Elfen sind im Haus nicht erlaubt. Regel des Hauses. Außerdem können sie nur hereinkommen, wenn sie ausdrücklich eingeladen werden, was ja angeblich auch für Vampire gilt. Neben Astley liegt mit Ketten an Händen und Füßen gefesselt Bifröst.
    »Was ist los?«, frage ich von der Treppe aus. Alle schauen auf. Issies Mund formt

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