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Verhängnisvolles Gold

Verhängnisvolles Gold

Titel: Verhängnisvolles Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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den anderen drinnen.
    »Wir dachten, du fantasierst.« Mrs. Nix atmet tief ein und legt den Kopf ein winziges bisschen schief. Sie sieht so gütig aus.
    »Meine Mutter ist also wieder in der Stadt?« Astley richtet die Frage an Bifröst. Er kocht vor Zorn. »Und du hast es mir nicht gesagt, weil …«
    »Ihr habt nicht gefragt«, schnaubt Bifröst.
    Ich schaue Astley erstaunt an. »New York?«
    »›Big Apple‹«, erklärt er.
    Ich komme mir auf einmal sehr dumm vor. Warum bin ich da nicht draufgekommen? Mein ganzer Körper schmerzt vor Müdigkeit und Kälte. Ich schwanke ein bisschen. Da sagt eine sanfte Stimme hinter mir: »Komm rein, Zara.«
    Ich drehe mich langsam um, weil ich mehr nicht kann. Mrs. Nixs rundes Gesicht mit den großen braunen Augen schaut freundlich zu mir herab. Auf ihrem Sweatshirt ist ein Weihnachtsbaum aufgedruckt.
    Sie streicht mir eine Strähne meiner schmutzigen Haare hinters Ohr. »Jetzt komm ins Haus, damit dir wieder warm wird. Wir haben immer noch nicht herausgefunden, wer dir diese Fallen stellt und warum. Du bist in Island fast zu Tode gekommen. Du wurdest in der Bar angeschossen. Im Keller steht ein Käfig. Er ist fast fertig. Dort sperren wir den Elf ein, bis er mehr erzählt.«
    Ich drehe den Kopf, um zu sehen, ob Astley damit einverstanden ist, Bifröst einzusperren, denn ich weiß, wie sehr er es missbilligt hat, dass wir die Anhänger meines Vaters eingesperrt haben. Er nickt, aber dann stoppt er mitten in der Bewegung und lauscht. Ich höre es auch – ein Motor. Nein, ein Auto. Es kommt die Einfahrt herauf.
    »Da kommt jemand«, sage ich.
    Die anderen drängen zur Tür, als eine silberne Limousine in Sicht kommt. Der Motor wird ausgestellt und jemand springt aus dem Auto. Kurze Beine eilen über den Schnee, braunes Haar flattert im Wind.
    »Mom«, keuche ich.

Der in einer Bar angeschossene Teenager aus Bedford wurde aus dem Krankenhaus entlassen und erholt sich zu Hause. Die Polizei sucht immer noch nach den Tätern. Unterdessen wird ein weiterer Junge vermisst. Unbestätigten Berichten zufolge ist Thomas Steffan Freshman in der Highschool …
    – NEWS CHANNEL 8
    Wow. Okay. Meine Mom ist hier. Ich brauche einen Augenblick, um das wirklich zu akzeptieren, aber es gelingt mir, während meine Mutter einen prüfenden Blick auf den Waldrand wirft. Es ist so offensichtlich, dass sie bereits mit Elfen zu tun hatte.
    Während ich zusehe, wie sie sich halb rennend, halb gehend dem Haus nähert, wünsche ich, ich könnte alles in unserem Leben vollkommen verändern. Ich wünsche, dass diese schreckliche Geschichte nie angefangen hätte, dass mein Elfenkönigvater sich nie in sie verguckt hätte, dass wir nie in die Wälder starren und uns fragen müssten, ob dort Gefahr lauert, dass wir nicht die Verantwortung für unser Wissen tragen müssten, dass wir nichts wüssten, sondern glücklich und friedlich ganz normal vor uns hinleben könnten.
    Aber das ist egoistisch.
    Und es ist zu spät.
    Und wenn es so gekommen wäre, hätte ich Nick vielleicht niemals kennengelernt.
    Lauter sinnlose Gedanken.
    Ich fange an zu schwanken, als meine Mutter die Stufen heraufspringt. Astleys Arm legt sich um mich. Er stützt mich, sodass ich mich ein bisschen besser aufrecht halten kann. Trotz der Kälte habe ich vor lauter Anstrengung angefangen zu schwitzen. Meine Mutter mustert uns, während sie näher kommt. Ihr Rock flattert im Wind. Sie trägt einen großen roten Ski-Parka, der aussieht, als stamme er aus den Achtzigerjahren. Sie muss ihn ganz unten aus ihrem Schrank ausgegraben haben. Der Wind bläst ihr die dunklen Haare aus dem Gesicht und enthüllt sorgenvoll zusammengekniffene Augen.
    »Fass sie nicht an«, blafft sie Astley an und zeigt mit einem langen Finger auf sein Gesicht. Ihre Fingernägel sind perfekt lackiert und heute rot wie Blut. Sie sieht aus, als würde sie ihn gleich kratzen. »Ich weiß, wer du bist.«
    »Mom, es ist …«, fange ich an, aber sie umschließt mich mit beiden Armen. Ich atme nur noch Parka und Kaffeeduft ein. Einen winzigen Augenblick lehne ich mich einfach an sie, so wie früher, als ich klein war und sie so sehr brauchte. Manchmal war ich nach einem Tag im Kindergarten oder in der Vorschule so müde, dass sie kam und mich abholte. Ich konnte mich dann kaum noch aufrecht halten, weil ich von einem Tag voller Fangspiele und Anmalen und Finger-Sing-Spiele, die die Lehrerinnen immer machten, so erschöpft war. An solchen Tagen lehnte ich mich einfach an sie und

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