Verhängnisvolles Gold
meine Bedenken beiseite und ziehe meine Mundwinkel nach oben, mehr Lächeln bringe ich im Augenblick nicht zustande.
Betty schaut mich an. »Wie wär’s, wenn du uns jetzt erzählen würdest, warum ihr beide abgehauen seid? Schon wieder?«
Und ich erzähle.
Die Anspannung in Bedford steigt. Immer noch gibt es keine neuen Nachrichten von dem zuletzt vermissten Jungen und die Vorbereitungen zu den Beisetzungen der toten Teenager von der nahe gelegenen Sumner Highschool dauern an. »Ich will einfach, dass es aufhört«, so eine Mutter. »Ich möchte, dass wir alle wieder in Sicherheit leben.«
– THE BEDFORD AMERICAN
»Im Großraum Bedford werden weitere Jugendliche vermisst«, plappert der Nachrichtensprecher vor sich hin, »was die Gesamtzahl auf zweiundzwanzig erhöht. Diese beispiellose Zahl lässt Experten über eine Verschwörung von Ausreißern spekulieren, denn vermisst werden überwiegend junge Männer. Das FBI indes hat Agenten geschickt, die untersuchen, ob ein Serienmörder oder ein internationaler Kinderprostitutionsring am Werk ist.«
Auf dem Bildschirm erscheint ein Mann, der offensichtlich FBI -Agent ist. Er trägt eine Sonnenbrille und hat kurz geschorene Haare. Den wichtigsten Hinweis auf seine Identität liefern jedoch die gelben Buchstaben FBI auf seinem dunkelblauen Jackett.
»Zum gegenwärtigen Zeitpunkt können wir nichts zur potenziellen Ursache für das Verschwinden der Jugendlichen sagen«, verkündet er mit tiefer Stimme, die nach »keine Gefangenen« klingt. »Aber wir haben Hinweise, und wir gehen diesen Hinweisen nach.«
Der Nachrichtensprecher wird wieder eingeblendet. »Dass einige Anwohner aus Angst die Stadt verlassen und in den Urlaub fahren, erschwert die Ermittlungen. Von manchen Menschen weiß man nicht, ob sie wirklich verschwunden oder einfach nur verreist sind.«
Mrs. Nix ist gekommen und Astley ist immer noch da. Wir drängen uns alle im Wohnzimmer. Ohne jemanden um Erlaubnis zu fragen, drückt Betty einfach einen Knopf auf der Fernbedienung und schaltet den Fernseher aus. Ich halte meinen Suppenlöffel auf halbem Weg zu meinem Mund an. Trotz ihrer leichten Gehirnerschütterung hat meine Mutter Suppe gekocht. Sie hat mir schon immer gern Suppe gemacht, wenn ich krank war, und eine Schussverletzung fällt bei ihr in die Kategorie »Krankheit«. Außerdem wollte sie sich wohl beschäftigen, damit sie mich nicht anschauen muss.
»Warum hast du ausgeschaltet?« Ich zeige auf den Fernseher.
»Da kommt nichts, was wir nicht schon wüssten.« Betty legt die Hände knapp über den Knien auf ihre Oberschenkel und drückt sich hoch in den Stand. Meine Mutter will auch aufstehen, aber Betty knurrt sie an: »Du rührst dich nicht vom Fleck. Ich hol nur Tee.«
Sie stiefelt in die Küche hinaus und murmelt was davon, wie toll es ist, mit einem Elf, einer Schussverletzung und einer dauernd in Ohnmacht fallenden Frau in einem Haus festzusitzen.
»Ich helfe ihr«, sagt Mrs. Nix lächelnd. Sie tätschelt meine Schulter. »Vielleicht kann ich sie ein bisschen beruhigen. Du weißt ja, wie sie manchmal ist.«
Während Mrs. Nix sich auf den Weg in die Küche macht, fragt Astley: »Und wie ist sie manchmal?«
»Unleidlich«, erkläre ich.
Astley sitzt in dem roten Sessel, meine Mutter und ich auf der Couch. Sie hält eines von Issies Steakmessern umklammert, denn sie denkt, er würde jeden Augenblick angreifen. Obwohl er sich doch erst vor zwei Stunden um sie gekümmert hat, als sie ohnmächtig geworden ist. Meine Mutter hat in Bezug auf Elfenkönige gewisse Vertrauensprobleme, was ich ihr ehrlich gesagt nicht verdenken kann.
»Mom …« Ich betone das Wort so, dass es wie eine Ermahnung klingt, und es scheint zu funktionieren, denn sie legt den Kopf an die Sofalehne, hebt das Kinn und schließt die Augen.
Issie, Cassidy und Devyn sind noch in der Schule. Astley und ich mailen ihnen unsere neuesten Erkenntnisse aus dem Buch. Issie antwortet mit vielen Ausrufezeichen und Smileys. Devyn ist mit unserer Interpretation der Dinge einverstanden. Jetzt warten wir einfach, dass sie von der Schule nach Hause kommen, damit wir weitermachen können.
Betty und Mrs. Nix bringen Tee für alle, sogar für Astley, was mir wie ein gewaltiger Fortschritt vorkommt.
»Vorsicht, Zara«, sagt Betty, als sie meinen Becher auf den Couchtisch stellt. »Heiß.«
Ich werfe Astley einen Blick zu. Sie behandeln mich wie ein Baby, aber ich schlucke meinen Ärger hinunter.
»Also, wir haben uns besprochen
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