Verhängnisvolles Gold
genug gemacht und lasse Mrs. Nix an meiner Stelle nach Walhalla gehen.
Betty, meine Mom, Mrs. Nix und ich fahren im Mietwagen meiner Mom zum Hafen. Betty und Mrs. Nix sitzen auf dem Rücksitz, wo Betty ihr unentwegt gute Ratschläge gibt.
»Und traue keinem«, sagt sie. »Nicht mal den Göttern.«
»Klar«, antwortet Mrs. Nix.
»Und richte dich nicht auf, wenn du in einen Kampf verwickelt wirst, sonst zeigst du den Angreifern deinen ungeschützten Bauch.«
»Klar.«
Ich drehe mich zu den beiden um. Sie sehen so süß aus zusammen. »Wir sind da. Wollen Sie es wirklich tun? Noch kann ich an Ihrer Stelle gehen.«
Mrs. Nix lächelt mich an und streckt die Hand aus, um meine Wange zu berühren. »Jetzt bin ich an der Reihe, der Held zu sein, Zara. Das gefällt mir. Außerdem darf ich zwei wahre Liebende wieder zusammenbringen. Das ist romantisch.«
Ihr Blick ist freundlich und liebenswürdig, aber auch stark. Sie lässt die Hand sinken. »Danke«, sage ich mit erstickter Stimme.
Astley bremst neben uns.
»Dieses Auto passt nicht hierher«, schnaubt Betty beim Aussteigen.
Das stimmt. Astley, Amelie und ein gefesselter Bifrös steigen aus Astleys viel zu schickem Auto, als Mrs. Nix gerade unser Auto verlässt.
Ich will die Tür öffnen, aber meine Mom hält mich zurück. »Draußen ist es zu kalt für dich.«
Ich funkle sie wütend an. »Du machst wohl Witze.«
Keineswegs. Sie will, dass ich im Auto bleibe, einfach sitzen bleibe und zuschaue. Die anderen sind ebenfalls ihrer Meinung.
»Überstimmt«, verkündet Betty und runzelt dann traurig die Stirn: »Aber du hast einen Platz in der ersten Reihe.«
Das ist zwar kein Trost, aber ich will keine Szene machen. Ich winke Mrs. Nix zu mir ans Fenster und sie beugt sich herab. Sie riecht nach Zimtbrötchen, wie eine typische Großmutter aus alten Zeiten, warm und gut, nach Mehl und Zucker und Liebe.
»Ich kann Ihnen nicht genug danken«, flüstere ich ihr zu.
Eine Schneeflocke bleibt in ihren Haaren hängen. »Es ist mir eine Ehre.«
Sie will weggehen, aber ich halte sie an ihrem hellblauen Anorak fest. »Sagen Sie ihm, dass ich ihn liebe, ja? Sagen Sie ihm … dass eigentlich ich ihn retten wollte.«
»Zara.« Sie hält inne und richtet sich auf. »Nick weiß das schon, Liebes. Und jetzt mach dir keine Sorgen. Ich bringe ihn dir zurück. Pass gut auf deine alte Großmutter auf, während ich weg bin. Sie ist nicht so stark, wie sie immer tut, und sie sorgt sich sehr um dich. Abgemacht?«
»Abgemacht.«
Von meinem Platz im Mietwagen aus, der nach Plastik und Desinfektionsmittel riecht, schaue ich zu, wie sie an den zwanzig verlassenen Parkplätzen vorbeigehen und an dem Schuppen, der dem Hafenmeister als Büro dient, scharf rechts auf den Landungssteg abbiegen, der zum Teil aus Metall und zum Teil aus Holz besteht. Es ist schon eine merkwürdig bunt zusammengewürfelte Truppe, die da am Rand des Hafenbeckens steht. Im Wasser schwimmen Eisschollen, die aussehen wie kleine schmutzige Eisberge. Mrs. Nix in ihrem Anorak erinnert an ein blaues Marshmellow. Meine Mom, Cassidy und Issie stehen im Kreis zusammen, als ob sie beieinander Kraft suchen würden. Astley stößt Bifröst vor den anderen her. Sie tragen warme Stoffe, Leder und Wolle. Sie tragen Winterhüte und Handschuhe. Einige machen große Schritte (Betty), einige schlendern (Cassidy) und einige scheinen zu watscheln (Mrs. Nix), aber sie alle sind nur aus einem Grund hier: um Nick zurückzuholen, und ich liebe sie so sehr dafür. So sehr, dass es schon fast in Ordnung ist, dass sie mich zwingen, im Auto zu warten.
Was bin ich nur für eine Lügnerin.
Es ist überhaupt gar nicht in Ordnung. Es könnte ihnen etwas zustoßen. Sie könnten Unterstützung benötigen. Etwas könnte schiefgehen.
Die Luft um sie herum beginnt zu schimmern. Keuchend beuge ich mich nach vorn auf das Armaturenbrett, um besser zu sehen. Über dem Fluss erscheint eine silbern schimmernde Brücke, aber sie ist kein Regenbogen. In allem, was ich gelesen habe, hieß es, die Brücke sei ein Regenbogen. Aber vielleicht ist durch die Übersetzung die wahre Bedeutung verloren gegangen? Keine Ahnung. Ich will es hoffen, aber es fühlt sich nicht richtig an. Mrs. Nix betritt die Brücke und geht los. Die Brücke wölbt sich über den Fluss und ihr Ende verbirgt sich im Schneetreiben. Mrs. Nix watschelt höher und höher.
Ein Schauder ergreift mich und ich erstarre. Nicht wegen der Kälte. Und auch nicht wegen der Wunde. Sondern weil
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