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Verhängnisvolles Gold

Verhängnisvolles Gold

Titel: Verhängnisvolles Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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mithalten.
    »Können wir alle gehen?«, frage ich.
    Er schüttelt den Kopf. »Nur einer.«
    Hinter mir ertönt die Stimme meiner Mutter. Sie ist vom Sofa aufgestanden und steht jetzt neben dem weißen Ledersessel, die Arme immer noch vor der Brust verschränkt. »Niemand geht irgendwohin.«
    »Was?« Ich mache einen Schritt auf sie zu. »Wie kannst du so was sagen. Wir können Nick holen.«
    »Niemand geht, und damit Schluss.« Sie schüttelt den Kopf. »Du bist unerträglich egoistisch, Zara. Wie viele Menschen willst du noch verlieren? Wie viele Menschen müssen noch sterben, nur damit du diesen einen Jungen zurückbekommst?«
    »Darum geht’s ja gar nicht.«
    »Doch, genau darum geht es.« Sie zeigt mit dem Finger auf mich. Ich weiche zurück und stoße versehentlich mit der Hüfte gegen Astley. »Du bist bereit, uns alle dafür zu opfern, dass du Nick zurückbekommst.«
    »Das stimmt nicht.« Zorn und Schuldgefühle drängen meine Kehle herauf, sodass ich kaum noch atmen kann. »Das stimmt nicht. Mrs. Nix wollte unbedingt. Ihr alle habt darauf bestanden, dass nicht ich gehe.«
    »Wir hatten keine Wahl. Du hättest das nicht überlebt, auch wenn es keine Falle gewesen wäre. Du warst so schwach.« In ihrer Miene mischen sich Kummer und Zorn.
    Ich stolpere nach hinten, weg von ihr. Astley stützt mich.
    »Hören Sie bitte auf.« Er richtet diese Worte an meine Mutter und spricht mit äußerster Ruhe und höchster Autorität.
    Sie wirbelt zu ihm herum. »Was fällt dir ein, so mit mir zu reden! Was fällt dir ein?«
    Sie hebt die Hand, um ihn zu schlagen, aber er rührt sich nicht, obwohl ich weiß, dass er es könnte. Stattdessen springe ich zwischen die beiden. Ihre Hand trifft meinen Kopf, wahrscheinlich, weil sie auf sein Gesicht gezielt hat. Ihr Mund formt ein erschrockenes O . Eine Sekunde lang zögert sie oder bedauert, was sie getan hat, aber dann sagt sie: »Raus mit dir, Elf. Zara, ab auf dein Zimmer.«
    »Nein«, widerspreche ich.
    »Ich sollte gehen«, sagt Astley ruhig. Er öffnet dir Tür und wirft mir einen Blick zu, den ich leicht verstehen kann.
    Ich stürme die Treppe hinauf, als er die Tür schließt.
    Die Stimme meiner Mutter ruft mir hinterher: »Eines Tages wirst du mir dafür dankbar sein, Fräulein.«
    Ja. Klar.
    Weniger als eine Minute später öffne ich mein Fenster und Astley klettert herein. Mit seinen langen, angewinkelten Beinen erinnert er mich an einen Grashüpfer. Er schließt das Fenster hinter sich. Ich sitze mit dem Rücken an mein Bett gelehnt auf dem Fußboden und klopfe auf den Platz neben mir. Er bricht neben mir geradezu zusammen. So müde habe ich ihn noch nie gesehen. Mit dem Handrücken fährt er sich über die Augen und fragt mich dann: »Ihr Schlag hat dich nicht verletzt, oder?«
    »Nicht körperlich. Nein, eigentlich nicht.« Wir flüstern, damit sie uns trotz der Musik auf keinen Fall hört.
    »Gut. Er galt ja mir.«
    »Ich weiß.«
    Er seufzt und knöpft dann seine Jacke auf. »Mit meinen Stiefeln mach ich deinen Teppich ganz nass.«
    »Kein Problem.«
    Wieder entsteht eine Pause. Ich muss mich beherrschen, dass ich ihn nicht mit Fragen nach dem Treffen bestürme oder unseren Kuss anspreche. Aber ich übe mich in Geduld. Nach einiger Zeit sagt er: »Mütter mögen mich wohl nicht.«
    »Bei meiner Mutter liegt es nur an den Umständen. Wenn du kein Elf wärst, würde sie dich bestimmt mögen.« Jetzt ist es an mir zu seufzen. Ich ziehe die Beine dicht an meinen Körper und fummle an meinen Schlappen herum. »Mein Vater hat sie nicht gut behandelt und …«
    »Du brauchst mir das nicht zu erklären, Zara.«
    Ich höre auf, mit dem Schuh rumzumachen, und schaue ihn an. Er ist noch so jung, und als Mensch sieht er richtig gut aus. Wie in den Kriegsfilmen der Typ »heldenhafter Hauptmann«. Das liegt an dieser merkwürdigen Mischung aus verletzlich und selbstbewusst, aus liebenswürdig und dominant. Aber jetzt wirkt er nur verletzt, und ich habe schreckliche Angst, dass es nicht nur um unsere Mütter geht oder um unseren Kuss, sondern um viel mehr.
    Ich mustere ihn. »Sie haben es dir nicht umsonst gesagt, oder?«
    »Geld habe ich ihnen nicht gegeben.« Er atmet langsam und tief. Seine Knöchel sind zerkratzt.
    »Aber du musstest sie bezahlen. Womit?«
    Er antwortet nicht. Er weigert sich zu antworten, und ich zweifle, dass ich ihn jemals dazu bringen werde, es mir zu erzählen. In meinem Herzen zerbricht etwas, noch eine Scherbe aus Schmerz in meinem Körper. »Du tust

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