Verhängnisvolles Gold
so viel für mich, Astley. Ich … ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll.«
Er lächelt dieses traurige, süße Lächeln: »Ich bin mir dessen wohl bewusst, aber du brauchst mir nicht zu danken.«
Ich berühre ihn rasch am Ärmel, dann reibe ich die Hände: »Also, dann sag mir, was wir tun müssen.«
Nachdem er mir alles erzählt hat, was er über die Zeremonie weiß, entkommen wir wieder durch mein Fenster. Eines Tages können wir hoffentlich einfach die Tür nehmen. Während wir die Einzelheiten besprechen, bringt er mich zu Issie.
Dort stelle ich fest, dass ich nicht möchte, dass er geht. Ich möchte, dass er mit mir hineingeht, denn ich habe Angst, und es ist leichter, von Menschen umgeben zu sein, die einem dem Rücken stärken.
»Ich warte auf dich. Es wird alles bereit sein«, sagt er. Seine Hände berühren eine winzige Sekunde lang meine Wange. »Sei vorsichtig.«
»Du auch.«
Er schießt in den Himmel, bevor ich ihm noch einmal danken oder mir mit ihm zusammen Sorgen machen oder ihn zum Bleiben überreden kann. Also drehe ich mich um und klingle. Issies Mutter öffnet die Tür. Sie ist eine kleine, aufgedrehte Frau, die gern todschicke Röcke und Herrenstrümpfe trägt, die sie bis zu den Knien hochzieht. Laut Issie rutschen sie manchmal bis zum Knöchel, wenn sie gerade einkaufen ist. Egal, jedenfalls reißt sie mit einem Steakmesser in der Hand die Tür auf: »Zara! Komm schnell rein! Komm rein! Schnell ins Warme! Hast du draußen jemanden gesehen? Schleicht da jemand rum? Kaum zu glauben, dass Betty dich allein draußen rumlaufen lässt!«
Sie zieht mich ins Haus, wo es nach Lebkuchen und Schokoladenkeksen riecht.
»Ich backe für die Feiertage«, erklärt sie. Sie legt ihr Messer beiseite und klopft sich Mehl von ihrem dunkelblauen übergroßen Kaschmirpullover mit V-Ausschnitt, der aussieht, als würde er Issies Vater gehören. Neben der Tür lehnt eine Axt. »Issie und Devyn sind oben in ihrem Zimmer. Die Tür steht offen, du brauchst dir also keine Gedanken zu machen. Geh einfach hoch.«
Sie drückt mir einen ihrer wunderbaren Schokoladenkekse in die Hand. Nick hat früher auch solche Kekse gebacken.
»Mmmmmm, köstlich. Danke!«, sage ich kauend.
»Freut mich sehr, dass er dir schmeckt«, sagt sie, während ich meine nassen Schuhe ausziehe und dann die Treppe hinaufgehen will. Nach zwei Stufen ruft sie meinen Namen. Ich bleibe stehen und drehe mich halb um. Mit ruhiger Stimme fragt sie: »Ist mit Issie alles in Ordnung?«
Ich lege den Kopf schräg und mime die Ahnungslose: »Wieso?«
»In den letzten Tagen hat sie praktisch kein Wort gesagt. Langsam wird es besser, aber …« Ihr Gesicht sieht vor lauter Sorge ganz zerknautscht aus.
»Sie sorgt sich schrecklich, weil so viele Menschen vermisst werden«, sage ich. Das ist zumindest ein Teil der Wahrheit. »Sie ist einfach so sensibel und sorgt sich um alle, wissen Sie? Und außerdem macht ihr der Hausarrest zu schaffen.«
»Ich weiß, aber der ist zu ihrer eigenen Sicherheit.« Sie presst die Lippen aufeinander, wie ich es mache, wenn ich versuche, nicht zu weinen. »Sie ist so ein liebes Mädchen.«
»Ja, das ist sie«, sage ich. »Sie ist aus einer geilen Soße.«
»Geile Soße … Zara White, du bist vollkommen verrückt.« Sie schlägt sich auf den Oberschenkel. »Du meldest dich, wenn du noch einen Keks möchtest, ja? Sie haben einen Teller oben, aber wenn ihr mehr braucht …«
»Danke«, sage ich und steige so schnell ich kann, ohne unhöflich zu wirken, die Treppe hinauf. Ich mag Issies Mom wirklich. Sie ist wie Issie: Niemand sollte jemals unhöflich zu ihr sein.
Issies Zimmer ist vollgestopft mit Kuscheltieren und wird von einer elektrischen Kerze im Fenster erleuchtet. Ich brauche einen Augenblick, bis ich sie und Devyn entdecke: Sie haben sich aufs Bett gekuschelt und knutschen.
Ich räuspere mich und die beiden fahren erschrocken auseinander.
»Meine Güte! Ich dachte, du wärst meine Mom.« Issie streicht sich die Haare glatt. »’tschuldigung.«
Sie schafft auf dem Bett Platz für mich, indem sie ein paar Stofftiere woanders hinsetzt.
Devyn schaut mich fragend an: »Ist was passiert?«
Issie greift nach seinem Arm und stößt keuchend hervor: »Nicht Cassidy? Ihr ist doch nichts zugestoßen? Oder Callie?«
Ich schüttle den Kopf und setze mich an den frei geräumten Platz zu Devyns Füßen. Seine Socken riechen ziemlich widerlich, deshalb konzentriere ich mich auf die anderen Gerüche. »Nein, alles
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