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Verhängnisvolles Gold

Verhängnisvolles Gold

Titel: Verhängnisvolles Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Jones
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zweihundert Elfen, die vor ihm an Tischen sitzen. Sie fragen respektvoll, und so wie Amelie jeden anfunkelt, der eine Frage stellt, bin ich mir sicher, dass alle Angst haben, sie würde ihnen den Kopf abreißen, wenn sie auch nur andeutungsweise unhöflich sind. Astley erklärt, wie seine Mutter versucht hat, uns zu ermorden. Außerdem erwähnt er, dass wir Fenrir gesehen haben, den Wolf, der Ragnarök, die Götterdämmerung, das Ende unserer Welt, ankündigt.
    Zum Schluss hebt Becca, eine Elfen-Frau, die die ganze Zeit über Kaugummi gekaut hat, die Hand: »Ihr habt also versucht, Walhalla zu finden, um den Werwolf zu retten, der Euch an einem Baum festgebunden hat?«
    »Ja«, antwortet Astley.
    Amelie geht wie ein Raubtier am Rand des Raumes auf und ab. Ich versuche mir vorzustellen, wie schwer es für sie sein muss: Sie hat ihre Schwester getötet und jetzt bin ich Astleys neue Königin.
    Becca ignoriert Amelie und fährt fort: »Und er ist der Freund der Königin?«
    Astley nickt.
    »Und die Königin hat wegen dieses Wunsches getötet?
    »Ja«, antwortet Astley und schaut mich an. Wir hoffen beide, dass Becca endlich auf den Punkt kommt.
    »Schau«, fährt Becca fort. »Für mich ist es vollkommen in Ordnung, dass wir jemanden retten, der uns hilft, Frank in den Hintern zu treten, aber ich frage mich, warum Ihr nicht einfach den Rat fragt, wie man nach Walhalla kommt?« Sie zwingt mich zum Wegsehen, obwohl ihr Blick nicht unfreundlich ist, nur einfach sehr taff.
    »Ich habe bereits telefonisch angefragt und werde nach der Versammlung auch noch einmal persönlich hingehen. Bislang haben sie noch nicht geantwortet«, sagt Astley. Er schaut sich im Raum um, ob es noch mehr Fragen gibt.
    »Will die Königin noch etwas sagen?«, fragt Becca. Sie lächelt mich an. Wie hübsch sie ist, wenn sie lächelt. Ihre Eltern kommen aus Hongkong, hat Amelie mir erzählt. »Sie ist so still gewesen.«
    Die Energie im Raum verändert sich. Alle erinnern sich, wie ich weggelaufen bin, wie schwach und verängstigt ich war. So etwas können sie jetzt nicht gebrauchen. Die Atmosphäre hier im Raum sagt mir, dass alle nervös sind, genervt von dem Verrat und den Angriffen, die sie hier abwehren müssen.
    »Es geht hier nicht um Zara«, sagt Astley, aber dann schaut er mich an und fügt hinzu: »Aber wenn du etwas sagen möchtest, steht es dir natürlich frei, das zu tun.«
    Meine Knie zittern ein bisschen, als ich aufstehe und zum Rednerpult gehe. Ich ziehe das Mikrofon zu mir herunter und fühle mich mehr als unbehaglich. Hätte ich in der Schule nur einen Debattier- oder Rhetorikkurs belegt. Ich zwinge mich, tief ein- und wieder auszuatmen.
    »Es ist mir eine Ehre, eure Königin zu sein. Jeden Tag fühle ich mich geehrter angesichts der Risiken, die ihr alle auf euch nehmt, indem ihr einfach hier seid. Ihr wisst, was Franks Elfen tun: Sie foltern und quälen unschuldige Menschen, sie saugen ihre Seelen aus, ritzen ihre Haut auf und verwirren ihren Geist. Sie tun das als Elfen. Und indem sie es tun, zerstören sie, was wir sind. Zeigt der Welt, zeigt mir, zeigt eurem König und, was noch viel wichtiger ist, zeigt euch selbst, dass ihr besser seid, dass ihr nicht so seid. Beschützt die Menschen in dieser Stadt. Nutzt eure Kraft, um Gutes zu tun. Seid stolz darauf, dass ihr auf der Seite des Guten steht. Seid stolz auf euren König und auf euch selbst. Ich weiß, dass ich stolz bin, und ich bin dankbar, dass ich euch alle habe.«
    Als ich mich wieder setze, muss ich lächeln, denn ich weiß, dass mein Vater – derjenige, der mich aufzog, also mein Stiefvater – sehr, sehr stolz auf mich gewesen wäre, wenn er das gehört hätte.
    Nach dem Treffen fährt Astley mich nach Hause. Wir bleiben noch ein bisschen auf der Veranda stehen.
    »Das hast du sehr gut gemacht«, lobt er.
    »War es nicht zu sehr hipp-hipp-hurra?«
    »Nein, überhaupt nicht.«
    »Du hast deine Sache auch sehr gut gemacht«, sage ich und vermeide es bewusst, seine Lippen anzuschauen. Wir haben nicht mehr über den Kuss gesprochen.
    Kaum haben wir das Auto verlassen, öffnet meine Mutter die Haustür und blafft: »Was macht ihr da?«
    »Wir unterhalten uns«, sagt Astley.
    Sie hebt die Augenbrauen und gibt uns unmissverständlich zu verstehen, dass Astley gehen muss.
    »Gib uns noch eine Minute, Mom«, bitte ich.
    Sie kreuzt die Arme vor der Brust und rührt sich nicht. Nur ihr Fuß klopft ihren Zorn in die Bodendielen der Veranda.
    »Nur eine Minute unter vier

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