Verhängnisvolles Spiel
aus, und ich lasse dir Wasser ein.”
Wie bitte? Er wollte ihr Wasser einlassen? Das konnte doch nur ein Scherz sein. Er drehte beide Hähne auf und warf ihr über die Schulter einen Blick zu. “Hast du Schaumbad?”
Sie schüttelte den Kopf.
Er musterte sie. “Du ziehst dich ja gar nicht aus.”
“Nicht bevor du das Badezimmer verlassen hast.”
“Schüchtern, wie?”
“Ja.”
Er lachte. “Wo sind die Handtücher?”
“Im Schlafzimmer in der Kommode, oberste Schublade.”
“Zieh dich aus. Ich reiche dir die Handtücher hinein und verspreche auch, nicht zu gucken.”
Nachdem er gegangen war, begann Lausanne sich zu entkleiden. Die Bluse und die Hose faltete sie ordentlich zusammen, um die Uniform am nächsten Tag noch einmal anziehen zu können.
“Bitte schön”, sagte Dom.
Sie sah seine große Hand, schnappte sich die Handtücher und schob die Tür ein Stück zu. Trotzdem erhaschte er einen Blick auf ihre Unterwäsche und stieß einen langen, lauten Pfiff aus.
Lausannes Wangen färbten sich rot. “Du hast versprochen, nicht zu schauen.”
“Ich habe es ja versucht, aber ich konnte einfach nicht anders. Schließlich bin ich nur ein Mann, und, Honey, du bist eine hinreißende Frau.”
Lächelnd warf Lausanne einen Waschlappen in die Wanne. Dom fand sie also hinreißend. Sie war schon immer hübsch gewesen, schon als kleines Mädchen. Das hatte ihr ihre Mutter immer versichert, allerdings hinzugefügt, dass nur schön sei, wer auch Schönes tue. Zwischen zehn und vierzehn war sie dann ein wenig pummelig geworden, und ihre Stiefmutter hatte alles darangesetzt, ihr Selbstbewusstsein für immer zu ruinieren. Renee war schrecklich eifersüchtig auf Lausanne gewesen und vor allem auf die Erinnerungen an ihre Mutter. Sie hasste die verstorbene Frau ihres Mannes mit einer Kraft, die an Wahnsinn grenzte.
Später hatte Brad ihr erklärt, dass sie zu dünn sei, nicht genug Busen habe, dafür aber hässliche Sommersprossen. Allerdings erst, nachdem er sie geschwängert hatte. Clay schließlich erzählte ihr, wie hübsch sie sei. Hübsch und dumm, hatte er gesagt. Genau wie ich es mag. Was die Dummheit betraf, hatte er recht behalten.
Sie stellte das Wasser ab, zog die Unterwäsche aus und stieg in die Wanne. Seufzend ließ sie den Kopf gegen den Wannenrand sinken. Normalerweise sprang sie morgens nur kurz unter die Dusche, ein ausführliches Bad erschien ihr wie reiner Luxus.
Wie schnell man sich an Luxus gewöhnen konnte. In den zehn Tagen als Audrey Perkins’ Doppelgängerin hatte sie sich ein Leben gegönnt, von dem die meisten Menschen nur träumen konnten. Doch der Traum hatte schnell geendet und würde sie jetzt teuer zu stehen kommen.
Versuch, nicht daran zu denken, wenigstens heute Abend nicht. Was geschehen ist, ist geschehen
.
Lausanne gönnte sich noch ein paar Minuten, dann schnappte sie sich die Seife, rieb den Waschlappen damit ein und fuhr sich über das Gesicht. Danach wusch sie sich die Haare mit dem teuren Shampoo, das sie in dem eleganten Beautysalon in Palm Beach erstanden hatte.
Wenn sie nur niemals das Angebot angenommen hätte, sich als Audrey Perkins auszugeben. Im Leben wurde einem nichts geschenkt, irgendwann musste man immer den Preis bezahlen. Wie oft noch musste sie diese Erfahrung machen, bevor sie ihre Lektion endlich lernte?
So etwas wie mit Brad oder Clay würde ihr nie wieder passieren. Wenn sie nur die Möglichkeit hätte, ihre Fehler rückgängig zu machen. Andererseits gab es irgendwo auf dieser Welt ein zehnjähriges Mädchen, das von seinen Eltern abgöttisch geliebt wurde, und diesem Mädchen hatte sie das Leben geschenkt. Wenn sie noch einmal die Wahl hätte, würde sie dann dieses Kind nicht bekommen?
Nein.
Aber du weißt nicht, ob sie abgöttisch geliebt wird
.
Deswegen hatte sie die fünfzigtausend Dollar, die Audrey Perkins ihr angeboten hatte – besser gesagt Megan Reynolds –, nicht ablehnen können. Mit diesem Geld wollte sie ihre Tochter finden. Und wenn sie wusste, dass es ihrem Mädchen gut ging, dann konnte sie sich endlich wieder um ihr eigenes Leben kümmern.
Aber beides war erst möglich, wenn sich Audrey Perkins’ Verschwinden aufgeklärt hatte.
Lausanne kletterte aus der Wanne, trocknete sich ab und schlüpfte in den seidenen Morgenmantel. Dann fuhr sie mit den Fingern durch ihre nassen Locken. Ihr Magen knurrte. Seit mittags hatte sie nichts mehr gegessen. Sie verknotete den Gürtel und wappnete sich für eine weitere Nacht mit Dom
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