Verhängnisvolles Spiel
darauffolgenden Morgen landete der
Dundee
-Jet in Chattanooga. Wie Sawyer vorausgesagt hatte, wartete Lieutenant Desmond bereits auf sie, zusammen mit einer uniformierten Polizistin.
“Lausanne Raney”, sagte Lieutenant Desmond, “Sie sind verhaftet.”
“Alles wird gut”, murmelte Dom. “Vertrau mir.”
“Ich vertraue dir ja, aber …”
Er drückte ihre Hand. “Geh einfach mit der Polizistin mit und sei kooperativ. Du wirst nicht eine Minute hinter Gittern verbringen, das verspreche ich dir.”
“Ich verstehe nicht.”
“Du wirst mit dieser Polizistin gehen.” Er warf der großen, sportlichen Frau einen Blick zu. “Ich habe jetzt keine Zeit, dir alles zu erklären.” Er umarmte sie. “Dir wird nichts passieren”, flüsterte er ihr ins Ohr. “Ich kümmere mich um dich.”
Sie schloss kurz die Augen, klammerte sich an Dom, ohne zu verstehen, was hier vor sich ging. Aber sie wusste, dass sie ihm vertrauen konnte. Sie löste sich von ihm und drehte sich zu der Polizistin um. “Ich bin so weit.”
Die junge Frau verlas Lausanne ihre Rechte, legte ihr dann Handschellen an und führte sie zum Streifenwagen. Als die Tür zufiel, stieg Panik in ihr auf. Es war ein Gefühl, als ob sie von der Welt abgeschottet würde und von Dom und der Sicherheit, die er ihr vermittelte.
Sie zwang sich zur Ruhe und kauerte still auf dem Rücksitz, während der Streifenwagen über die Autobahn jagte. Sie war verhaftet worden, weil sie entgegen einer Anweisung der Polizei das Land verlassen hatte. Nun, es hätte schlimmer kommen können – man hätte sie auch wegen Mordes festnehmen können.
Dom wird sich um mich kümmern
.
Niemand hatte sich mehr um sie gekümmert, seit ihre Mutter gestorben war. Sie war gezwungen gewesen, für sich selbst zu sorgen, ihre Kämpfe allein auszutragen, niemandem zu vertrauen. Aber jeder Mensch brauchte jemanden, auf den er zählen konnte, der einem zur Seite stand, jemanden, der die Triumphe und Niederlagen mit einem teilte.
War es dumm zu glauben, dass Dom dieser Mensch war?
“Sind Sie okay, Ms. Raney?”, fragte Officer Fuqua.
Lausanne nickte. “Ja, ich bin okay.” So okay, wie man eben sein konnte mit Handschellen in einem Polizeiwagen auf dem Weg ins Gefängnis.
Sie lehnte den Kopf nach hinten und begann, stumm zu beten.
Bitte, lieber Gott, hilf mir aus diesem Durcheinander. Ich weiß, dass ich dir schon vorher alles Mögliche versprochen habe, aber irgendwie schaffe ich es immer wieder, in Schwierigkeiten zu geraten. Wenn du mich jetzt hörst, kannst du gleich noch was für mich tun. Es wäre wirklich schön, wenn ich mich in Dom Shea nicht geirrt hätte. Du weißt ja, wie schwer es mir fällt, jemandem zu vertrauen. Aber ich vertraue Dom. Und ich liebe ihn. Himmel hilf, aber ich liebe ihn ganz schrecklich.
Und vermutlich muss ich das gar nicht erwähnen, weil ich ja sowieso ständig daran denke, aber … bitte pass auf mein kleines Mädchen auf. Sorge dafür, dass sie bei Leuten ist, die sie lieben und gut für sie sorgen.
Dom wartete im Vernehmungszimmer, zusammen mit Bain Desmond und Mike Swain. Er konnte nur hoffen, dass Lausanne, sobald sie die Neuigkeiten erfuhr, nicht auf ihn losgehen würde. Immerhin handelte es sich hier um ein abgekartetes Spiel, von dem sie nichts wusste. Noch nicht. Als er Desmond noch vom Flugzeug aus anrief, hatte der Lieutenant ihm den Plan vorgeschlagen, Lausanne als Köder einzusetzen. Dom hatte nicht zugestimmt. Er kannte Lausanne inzwischen gut genug, um zu wissen, dass sie darauf bestehen würde, selbst eine Entscheidung zu treffen. Wenn sie bereit war, mitzuspielen, dann würde er jeden einzelnen Schritt des Planes höchstpersönlich überwachen. Auf keinen Fall würde er zulassen, dass Lausanne etwas zustieß. Nicht jetzt und niemals.
Als Lausanne ins Zimmer marschierte, den Kopf stolz erhoben, die Schultern gestrafft und mit einem trotzigen Ausdruck in ihren schönen grünen Augen, hätte Dom am liebsten laut aufgelacht. Hier trottete kein zahmes, kleines Lamm zur Schlachtbank. Verdammt, er war so stolz auf sie. Sie sah ihn an. Er reckte einen Daumen in die Höhe, worauf sie halbwegs lächelte. Dann starrte sie die beiden Detectives düster an.
“Bitte kommen Sie herein und setzen Sie sich, Ms. Raney.” Lieutenant Desmond zog einen Stuhl für sie zurück.
Lausanne setzte sich, faltete die Hände im Schoß und sah sich um. Dom stellte sich hinter sie. Als er ihre Schultern umfasste, versteifte sie sich kurz, dann entspannte
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