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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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diesem Gebiet. Die Wanderer waren gezwungen, sich an die Straußeneier zu halten, bis nur noch neun davon übrig waren; doch Kharu wußte von früheren Unternehmungen, daß dieses Wasser für den äußersten Notfall aufbewahrt werden mußte, und so weit war es noch lange nicht. Sie grub mit ihrem Stab nach Wurzeln, von denen sie glaubte, daß sie wenigstens eine winzige Spur Flüssigkeit enthielten, und ließ ihre Leute daran kauen, bis ihr Mund feucht wurde. Sie untersuchte jeden Busch, der ein wenig Tau aufgefangen haben mochte, und sah sich ständig nach Anzeichen um, die auf ein tief unter dem steinigen Sand verborgenes Rinnsal hätten hindeuten können.
    Entdeckte sie eine solche Stelle, grub sie mit den Händen, so tief sie nur konnte, und stieß ein langes Stück Schilfrohr unter die Oberfläche. Wenn sie richtig geraten hatte, konnte sie mühevoll einige Tröpfchen Wasser nach oben in ihren Mund saugen, die sie jedoch nicht hinunterschluckte. Sie ließ die Flüssigkeit durch ein zweites Stück Schilfrohr, das sie im Mundwinkel hielt, in ein Straußenei tröpfeln, aus dem ihre gefährdeten Gefährten später tranken.
    Nachdem sie zwei Tage überhaupt kein Wasser gefunden hatten, war es klar, daß sie beginnen mußte, den Vorrat in den neun Eiern anzugreifen, und sie nahm, alter Tradition gemäß, zuerst die sieben in Angriff, die von anderen getragen wurden. Ihre eigenen reservierte sie für die sogenannten »Sterbetage«. Täglich mittags, wenn die Sonne am heißesten brannte, ging sie zwischen ihren Leuten umher und ermutigte sie: »Bald werden wir Wasser finden.« Sie verweigerte ihnen eine Ration, aber am Spätnachmittag, wenn das Schlimmste überstanden war, ließ sie ein Ei herumgehen, nicht um zu trinken, sondern um die Lippen zu befeuchten. Als das Wasser weniger wurde, wurden die Frauen, die die Eier trugen, von einem geheimnisvollen Phänomen überrascht. Solange die Eier voll und schwer waren, stellten sie eine Last dar, die ihre Schultern nach unten zog; doch trotz dieses Gewichtes bewegten sie sich mit leichten Schritten, in dem Bewußtsein, daß sie die Sicherheit aller trugen; als aber das Wasser getrunken war und die Eier keine Last mehr darstellten, gingen die Frauen mühselig. Ihre Schultern hungerten nach dem verlorenen Gewicht, und ihre Gedanken befaßten sich ständig mit ihrer Unfähigkeit, weiter von Nutzen zu sein, da ihre Schalen leer waren.
    Kharu spürte noch die tröstende Schwere ihrer Eier und wußte, die Sippe würde am Leben bleiben, solange sie sie aufbewahren konnte. Aber es kam der Nachmittag, an dem auch sie eines davon anzapfen mußte. Es war das vorletzte. Als der Marsch wieder begann, merkte sie den Unterschied im Gewicht, und Angst erfaßte sie.
    Als älteste Frau hatte sie noch eine Pflicht, der sie sich nicht entziehen konnte; sie kam, als bei Kusha die Wehen einsetzten, und die Gruppe auf einem öden Stück Sand haltmachen mußte. Es war für Schwangere üblich, sich von den anderen zu entfernen, wenn sie kurz vor der Geburt standen. Sie suchten eine Wasserrinne oder eine durch Bäume geschützte Stelle auf, um dort ohne Hilfe das Kind zur Welt zu bringen. Das tat auch Kusha, aber nach einer Weile rief sie nach Kharu, und die verwelkte alte Frau ging hinter den kleinen Hügel. Dort entdeckte sie, daß Kusha Zwillinge geboren hatte, einen Knaben und ein Mädchen.
    Sie wußte sofort, was zu tun war. Sie legte das kleine Mädchen an Kushas Brust, nahm den Knaben zur Seite und bereitete mit ihrem Stock ein seichtes Grab. Sanft legte sie den Jungen hinein und verhärtete ihr Herz, als er zu weinen begann. Rasch erstickte sie ihn, indem sie Erde auf ihn häufte und das Loch wieder füllte. Denn obwohl Kinder gebraucht wurden, um die Sippe am Leben zu erhalten, waren Zwillinge Vorboten von Unglück, und wenn eine so schmerzliche Wahl wie diese verlangt wurde, war es immer der Knabe, der geopfert wurde. Sogar ein einziges zusätzliches Kind würde bei einer Wüstendurchquerung Wasser verbrauchen, das von entscheidender Bedeutung sein konnte.
    Nachdem Kharu ihren Pflichten nachgekommen war, verlangte sie, daß Gumsto nun die seinen erfüllte. »Wir müssen sogar die gewagtesten Schritte unternehmen, um Wasser und Fleisch zu bekommen. Und du mußt Gao das Töten überlassen, denn er kann diese Sippe ohne eine Frau nicht anführen.«
    Gumsto nickte. Er hatte jeden Trick versucht, um diesen Augenblick hinauszuschieben, doch es war ihm klar, daß sich sein Sohn nun bereitmachen

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