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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Beine hingen nach hinten, ihre weißen Hälse waren vorgestreckt.
    Während Gumsto ihnen zusah, zogen sie einen letzten Kreis und flogen in Richtung Norden davon. Auch sie verließen den See. Als sich die fünfundzwanzig Personen hintereinander aufgereiht hatten, übernahm nicht Gumsto die Führung, sondern die alte Kharu. Sie hatte einen Grabstock in der Hand, und über den Schultern trug sie ein Fellgewand, in dessen lose Pelerine sie vier mit Wasser gefüllte Straußeneier gewickelt hatte. Jede der anderen Frauen trug den gleichen Vorrat, während kleine Mädchen nur für zwei zu sorgen hatten. Kharu führte den Zug an, weil die Sippe fünf Tage lang genau nach Westen zu einem Ort wanderte, wo sie vor zwei Jahren einen Notvorrat von neun Straußeneiern vergraben hatte, für den Tag, an dem verirrte Sippenmitglieder erschöpft dort ankommen würden. Da sie nun das Gebiet verließen, würde sie diese Eier mitnehmen. Sie hatte die Aufsicht über das Wasser in den Straußeneiern und erlaubte keinem, es anzurühren. »Grabt nach Wurzeln! Trinkt aus ihnen!« Die Straußeneier mußten für die furchtbaren Tage aufbewahrt werden, an denen es keine Wurzeln gab.
    Gumstos Sippe bewohnte nicht allein dieses weite Gebiet. Es gab noch andere San-Familien in der Savanne, und sie begegneten einander oft, wenn ihre Wege sich kreuzten; manchmal verließ eine Frau ihre Sippe, um einen Jäger aus einer anderen zu heiraten, oder Kinder, deren Eltern gestorben waren, wurden von einer anderen Gruppe adoptiert. Und bei solchen Zufallsbegegnungen hörte Gumstos Familie von anderen, weniger glücklichen Gruppen: »Sie gingen in die Wüste ohne genügend Wasser und wurden nie mehr gesehen.«
    Kharu trug die Verantwortung dafür, daß ihren Leuten dieses Schicksal erspart blieb. Sie ging oft an Bäumen vorbei, ohne anzuhalten, bis ihr plötzlich einer auffiel, der ein wenig anders aussah. Wenn sie zu dem Baum hinging, fand sie in der Gabel, wo der Ast aus dem Stamm wuchs, ein Versteck mit Süßwasser.
    Am erstaunlichsten aber war, daß sie mitunter zwei oder drei Tage lang mit den auf ihrem Rücken hüpfenden Straußeneiern dahinschritt, in der Überzeugung, daß irgendwo Wasser versteckt lag. Ihre Augen suchten dabei unentwegt den ganzen Horizont ab. Dann hielt sie plötzlich an, damit die anderen nachkommen konnten. Sie wies, einem Zeichen gehorchend, das die übrigen nicht entdecken konnten, mit ihrem Grabstock in eine Richtung, die sie alle einschlagen müßten. Wenn sie dann zu einer leichten Erhebung kamen, sahen sie drüben ein Ufer, bedeckt mit Ranken, die fleckige Tsama-Melonen trugen; sie waren kleiner als Menschenköpfe und voll mit losem Fruchtfleisch, aus dem erstaunliche Wassermengen gewonnen werden konnten.
    Nach Gumstos Ansicht war die Tsama-Melone eines der schönsten Dinge auf der Welt, beinahe so köstlich wie Naoka. Er beobachtete das Mädchen ständig, und die Art, wie sie Kharus Anweisungen aufnahm, beeindruckte ihn tief.
    Am Ende dieser Wanderung würde sie durchaus fähig sein, ihre eigene Gruppe quer durch die Wüste zu führen, und er hatte die Absicht, die Führerrolle mit ihr zu teilen.
    »Ich denke noch immer an Naoka«, sagte er eines Abends zu Kharu. »Auch ich denke an sie«, sagte die alte Frau. »Wirklich?«
    »Sie wird bald soweit sein, diese Sippe zu führen. Aber sie braucht einen Mann, einen jungen, und wenn wir keinen für sie finden können, sollten wir sie einer anderen Familie geben, denn sie wird eine starke Frau sein.« Gumsto wollte schon sagen, er habe genug von starken Frauen, aber Kharu ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Dort sind die Dornbüsche!« rief sie, und als sie hinlief und die neun Eier ausgrub, fand sie das Wasser noch immer süß. Sie sagte mit einem dankbaren Seufzer: »Jetzt können wir die Wüste durchqueren.«
    Gumsto verbrachte die folgende Nacht gequält von zwei nagenden Problemen: Er konnte nicht verstehen, wie die alte Kharu es fertigbrachte, jeden Plan, den er sich ausdachte, um Naoka zu seiner Extrafrau zu nehmen, zu vereiteln; und er konnte nicht aufhören, dieses schöne Mädchen hungrig anzustarren. Es war peinigend, sie so im Mondlicht liegen zu sehen, mit ihrer glatten Haut und dem Staub auf ihren langen Beinen so nah und dennoch unberührbar.
    Doch während die Nacht langsam verstrich, mußte er zugeben, daß Kharu in einer grundlegenden Tatsache recht hatte. Wenn sie es über sich brachte, Naoka, ein Mädchen, das sie nicht mochte, in den Prinzipien des Überlebens

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