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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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von sechzig Prozent jährlich, während die »Siebzehn Herren« es nur auf vierzig brachten. Und sie war es auch gewesen, die die gestohlenen Gelder beschlagnahmte, als sie nach Batavia kamen. Tatsächlich war der Nachlaß ihres Mannes jetzt so kompliziert, daß sie es nicht wagte, nach Holland zurückzukehren, da sonst alles in Chaos geraten wäre. Wie sie ihrer jüngeren Schwester nach Haarlem schrieb:
    Ich denke oft daran, heimzukommen, um mit Dir in unserem Haus am Kanal zu wohnen, fürchte mich aber vor den kalten Wintern. Außerdem bin ich hier festgehalten mit der Beaufsichtigung der neunundsechzig Sklaven, die für mich arbeiten. Ich weiß, daß das mit Haarlemer Maßstab gemessen nach viel klingt, was es aber in Wirklichkeit nicht ist. Wenn ich in Batavia umhergehe und mich um meine Geschäfte kümmere, begleiten mich acht Sklaven, die dafür sorgen, daß Kutschen, Schirme und Schuhwerk verfügbar sind. Sieben Mädchen kümmern sich um meine Kleider, sechs betreuen mein Boudoir. Ich brauche sechs Köche, neun Hausdiener, elf Mann für meine Kapelle, zwölf zur Betreuung des Gartens und zehn für allgemeine Bedienung. Du siehst also, ich bin sehr beschäftigt.
    Ihre Hinneigung zur Religion zeigte keine Spur von Unaufrichtigkeit, was angesichts ihrer Familiengeschichte nicht verwunderte. Ihr Großvater Joost van Valkenborch war 1568 von den Spaniern hingerichtet worden, als der große Graf Egmont den Tod erlitt; beide Patrioten hatten ihr Leben der Verteidigung Hollands und des Calvinismus geopfert. Auch ihr Vater war im Kampf gegen die spanischen Katholiken gestorben; Willem van Valkenborch hatte die erste Calvinistenvereinigung in Haarlem gegründet, einen Geheimbund, dessen Mitglieder wußten, daß sie des Todes waren, wenn man sie aufspürte. Eine ihrer ersten Erinnerungen war die an einen geheimen nächtlichen Gottesdienst, bei dem ihr Vater beredt von Gott und der menschlichen Natur sprach. Religion war für sie wirklicher als die Sterne über Java, umfassender als die Kanäle, die Batavia versorgten. Bevor ihr Mann starb, wurde ihnen die Ehre zuteil, von den »Siebzehn Herren« eine in holländischer Sprache gedruckte Bibel in Empfang zu nehmen, ein mächtiges Werk, das im Jahr 1630 von Henrick Laurentz in Amsterdam veröffentlicht worden war. Gemeinsam lasen sie in ihrer Muttersprache die faszinierenden Geschichten, die ihren Vater und Großvater in ihrem Märtyrertum bestärkt hatten. Trotz all des Reichtums, den ihr Mann ihr hinterlassen hatte, hielt sie diese Bibel für ihren größten Schatz; sie war das Licht, das ihr Leben lenkte.
    Ihre nächsten Schätze waren ihre beiden Söhne, die bei ihr wohnten und deren Vermögen sie sehr sorgfältig verwaltete. Wann immer sie meinte, daß Karel eine Beförderung verdiente, gab sie dem lokalen Direktor einen Wink. Sie war es auch, die ihn als Gesandten bei Regierungen in der Nachbarschaft von Malakka vorgeschlagen hatte. Während der Reisevorbereitungen regte sie an, daß Willem ihn begleiten solle, um sich ein Bild von der Ausdehnung der Geschäftsinteressen der Kompanie zu machen. »Er ist erst fünfzehn«, widersprach Karel.
    »Das ist die richtige Zeit, um zu lernen, was Schiffe und Schlachten sind«, fuhr ihn seine Mutter an. An einem sehr heißen Nachmittag, während Fliegen in der erstickenden Luft summten, wurden Mitglieder der diplomatischen Mission von hohen Beamten der Kompanie unterwiesen, die wie Wasserspeier in dem weiß getünchten Beratungsraum saßen und ernst nickten, als ein alter Mann, der seit drei Jahrzehnten gegen die Portugiesen kämpfte, hochtrabend sagte: »Ein feierlicher Moment naht. Wir stehen im Begriff, Malakka zu vernichten.« Karel beugte sich vor. »Die Festung angreifen?«
    Der alte Mann ballte die Fäuste, träumte von lang vergangenen Niederlagen und ignorierte ihn. »1606 versuchten wir, diesen verdammten Ort zu erobern, ohne Erfolg. 1608 versuchten wir es wieder, und dann 1623. In den Jahren 1626 und ‘27 führte ich selbst die Landetruppen. Wir kamen bis zu den Mauern, wurden aber zurückgetrieben. In den letzten vier Jahren versuchten wir eine Blockade der Malakkastraße, um sie auszuhungern, aber sie lachten uns immer aus. Jetzt«, schrie er und schlug mit seiner schwachen Hand auf den Tisch, »werden wir sie vernichten!«
    »Wann sollen wir absegeln?«
    »Sofort.«
    Als Karel Enttäuschung darüber zeigte, die Belagerung zu versäumen, wo man rasch befördert werden konnte, sagte der alte Mann: »Du wirst bis zu

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