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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Unsere Aufgabe ist es jetzt, die Verbündeten zu beruhigen.« Später aber, als die Holländer allein beim Essen saßen, fühlte sich Karel ermutigt, sein Glas auf die Seeleute und Soldaten zu erheben, die an der Belagerung teilnehmen würden: »Auf den tapferen Mann unter uns, der sehr wohl Gouverneur von Malakka sein könnte, bevor dieses Jahr zu Ende ist!« Und alle Holländer tranken schweigend und dachten über ihre Möglichkeiten nach: In ihrer Armee brauchte ein Mann kein Adeliger zu sein, um Admiral oder Gouverneur zu werden. Als die van Doorns Ende April 1640 mit der Versicherung nach Batavia zurückkamen, daß kein Nachbar sich in die Operationen in der Malakkastraße einmischen würde, und man eine Flotte von Kriegsschiffen gesammelt hatte, beschloß General van Diemen, daß die Zeit für den Hauptschlag günstig war.
    »Karel«, erklärte er dem zurückgekehrten Gesandten, »du wirst die Flotte begleiten. Du übernimmst die Verantwortung, sobald die Festung genommen ist.«
    »Plünderung?«
    »Es wird ein langer, gefährlicher Kampf sein. Gestatte den Soldaten, drei Tage lang zu nehmen, was sie wollen. Dann stellst du die Ordnung wieder her. Nachher darf keiner, ob Moslem oder Christ, mehr angerührt werden.«
    »Der Sultan?«
    »Den mußt du unbedingt beschützen. Die Soldaten werden wahrscheinlich seine Paläste plündern und einige seiner Frauen rauben. Laß ihn aber wissen, daß er mit unserem Segen überlebt - und nur wegen unseres Segens. Er wird sich als unser stärkster Verbündeter erweisen.« Als die Segel der Flotte gehißt wurden, bedeckten sie die See wie ein Tuch aus weißen Spitzen, und Spione machten sich eilends auf, um in kleinen Booten hinauszufahren und die Portugiesen in Malakka zu benachrichtigen, daß die nächste Belagerung bevorstand. Die unregelmäßig angeordnete Flotte brauchte dreizehn Tage, um die Malakkastraße südlich der Festung zu erreichen, und als der junge Willem van Doorn zu den mächtigen Festungsmauern hinaufblickte, die neun Meter hoch und acht Meter dick waren, stöhnte er: »Die kann keiner überwinden.«
    Er war mit Recht besorgt, denn die Festung war jetzt viel größer als zu der Zeit, da die Holländer sie das erstemal bestürmt hatten. Fünf große Kirchen gab es innerhalb der Mauern, zwei Krankenhäuser, Getreidespeicher, viele tiefe Brunnen, Quartiere für viertausend Kämpfer. Die außerhalb liegende Stadt wurde von zwanzigtausend Menschen bewohnt, im Hafen und auf dem Fluß lagen über tausend kleine Boote. Von fünf Türmen aus beherrschten neunundsechzig große Kanonen alle Zufahrten, und was das wichtigste war, die Verteidigungsanlagen wurden von einem Mann befehligt, der schon andere Belagerungen überstanden hatte und entschlossen war, auch dieser standzuhalten.
    Fünf lange, schreckliche Monate gelang es ihm. Zweitausend Menschen verhungerten, dann noch zweitausend, und schließlich weitere dreitausend. Aber er fügte den holländischen Angreifern schwere Verluste zu: Über tausend hervorragend ausgebildete Soldaten starben bei dem Versuch, sich diesen mächtigen Mauern zu nähern.
    Aber sie erzielten auch begrenzte Erfolge: Nach immensen Vorbereitungen brachten sie mit großer Mühe ihre Kanonen an Land, schirmten sie mit Stützbalken ab und begannen methodisch, große Löcher in die Befestigungsmauern zu schießen. Nun mußte nur noch die Infanterie durch die Löcher zum Angriff vorgehen, und sie würde das Fort erobern, denn Deserteure versicherten: »Die Portugiesen essen Ratten und kauen auf Pferdeleder.«
    Aber um zu den Löchern zu gelangen, würden die Holländer bis zu den Achseln durch Malariasümpfe waten und dann durch reißende Flüsse schwimmen müssen, während die Portugiesen sie von den Mauern aus beschossen, und das zu tun, zögerten sie. So entwickelte sich eine Art Wartekrieg, in dessen Verlauf regelmäßig Boote nach Java geschickt wurden, um Verstärkungen und Ratschläge zu holen.
    Im Dezember fuhr Willem van Doorn auf einem von ihnen, um Botschaften zu überbringen:
    Unser Prediger Johannes Schotanus war während der ersten Kämpfe ein hervorragender Mann, aber in dieser Warteperiode erweist er sich als äußerst schwierig und mußte suspendiert werden. Seine Lehren sind vorbildlich, wenn er sie nur praktizieren würde. Er könnte so viel erreichen, wenn er nüchtern bliebe, aber wir dürfen ihn nach der Eroberung von Malakka nicht predigen lassen, denn er würde der Kompanie durch seine wilde Trinkerei Schande

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