Verheißene Erde
bereit, ihre Festung, wenn nötig, jahrelang zu belagern.« Die »Siebzehn Herren« hätten diesen kühnen Vorschlag vielleicht abgelehnt, hätte nicht ein Herr, dessen Großvater auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden war, als er den holländischen Protestantismus vor der Wut des spanischen Herzogs von Alba schützen wollte, leidenschaftlich erklärt: »Unser Schicksal steht auf dem Spiel. Malakka muß vernichtet werden.« Seine Beredsamkeit hatte Erfolg, und es wurden Pläne zur Vernichtung der Portugiesen genehmigt, nicht von der holländischen Regierung, sondern von der Jan Compagnie. Die realistischen Bürger Hollands wußten, in wessen Hände die Verantwortung gelegt werden mußte: Kaufleute, die etwas zu beschützen hatten, würden wissen, wie sie es beschützen sollten. Als die Genehmigung nach Java gelangte, waren die dortigen Holländer begeistert. Es wurden Geldmittel bereitgestellt. Neue Schiffe wurden gebaut. Javanische Eingeborene in Sarongs wurden unterrichtet, wie die Fahrzeuge auf See gehandhabt werden sollten. Zur gleichen Zeit wurden Gesandte an große und kleine Königshöfe geschickt, die versicherten, daß die Interessen der Holländer, wenn sie gegen Malakka vorgingen, nicht territorialer Natur waren: »Wir wollen uns keines Landes bemächtigen, das anderen gehört. Aber wir müssen der portugiesischen Seeräuberei ein Ende machen.« Unter den für diese heikle Aufgabe gewählten Gesandten befand sich der jetzt fünfundzwanzigjährige Karel van Doorn, der als treuer Diener der Kompanie geachtet war. Er war streng, ehrlich, humorlos und hatte Verständnis für Finanzen und die gewinnbringende Behandlung der Sklaven der Kompanie.
Was Karel an Beförderungen erreicht hatte, verdankte er vor allem seiner Mutter, der strammen Witwe eines leitenden Beamten, der seine Bemühungen, den Besitz der Kompanie auf den Gewürzinseln zu erweitern, mit dem Leben bezahlt hatte. Er war ein Mann von ungeheurer Energie gewesen; durch Anmaßung, Bluff, Mut und Enteignungen hatte er der Kompanie genützt; durch Rechtskniffe, Diebstahl, Fälschungen und Ablenkungsmanöver hatte er zugleich seine eigenen geheimen Handelsinteressen gefördert - was streng verboten war - und dabei ein beträchtliches Vermögen angesammelt, das er nach Holland zurückzuschmuggeln versuchte, was ebenfalls untersagt war. Nun befand sich seine Witwe Hendrickje im Besitz eines wachsenden Vermögens, das sie nur in Java ausgeben konnte. Zum Glück lebte sie in den Tropen, und sobald die Holländer die javanische Stadt Djakarta zerstörten und ihren Ruinen gegenüber ihre eigene Hauptstadt Batavia zu bauen begannen, eignete sie sich einen der vorzüglichsten Plätze auf der Tijgergracht an und errichtete dort ein Wohnhaus. Merkwürdigerweise hätte es in jeder Amsterdamer Straße stehen können, ohne aufzufallen, denn es war in massivem holländischem Stil gebaut, mit schweren Steinmauern und einem roten Ziegeldach zum Schutz gegen den Schnee, der niemals fiel. Die Räume waren durch dicke Wände getrennt, in die das Licht durch sehr kleine Fenster fiel, und wo immer ein Windhauch hätte eindringen können, wurde er durch ein schweres Möbelstück daran gehindert.
Nur der wunderschöne Garten verriet, daß dieses massive Haus in den Tropen stand, war ein Garten von außerordentlicher Schönheit, voll von herrlichen javanischen Blumen und versehen mit schönen Statuen, die aus China importiert worden waren. In diesem Garten wurden zu den
Tönen klingelnder Gamelans viele Entscheidungen über holländische Vermögen im Osten getroffen.
Mevrouw van Doorn, eine üppige Blondine, die von Frans Hals hätte gemalt worden sein können, der ihre Mutter porträtiert hatte, war im Jahr 1618 eingetroffen, als der denkwürdige Jan Pieterszoon Coen die Geschäfte gekonnt und hart führte, und sie hatte bald seine Zuneigung gewonnen, da sie ihn eifrig unterstützte, gleichgültig, was er tat. Sie hörte beispielsweise seine Warnung, daß unmoralische Handlungen zwischen Dienern aufhören müßten. Als eines ihrer Mädchen schwanger wurde, schleppte sie das verängstigte Mädchen selbst zu Coens Hauptquartier und war auf dem Platz anwesend, als das Mädchen geköpft wurde. Der an der Sache beteiligte junge Mann wurde gleichfalls scharf gerügt.
Zwei fixe Ideen beherrschten ihr Leben: Geschäft und Religion. Sie spornte ihren Mann zu seinen verbotenen Privatgeschäften an und leitete höchstpersönlich diese Unternehmung. Dabei erzielte sie einen Gewinn
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