Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
Vom Netzwerk:
erreichen?«
    »Es wird ihre Nerven angreifen. Saltwood, Sie haben mit den vorurteilsfreien Afrikandern gesprochen. Diese Leute sind nicht dumm. Sie wissen, daß es zu einer gütlichen Einigung kommen muß. Ich glaube, sie sind jetzt bereit, auf einer völlig neuen Basis mit uns zu verhandeln. Nicht völlige Gleichheit, noch nicht. Und nicht ein Mann, eine Stimme. Aber eine echte Partnerschaft.«
    »Sehen Sie, was jetzt in Pretoria geschieht«, sagte Daniel aufgeregt. »Sie haben dieses neue Theater gebaut. Mit öffentlichen Mitteln. Wie ich höre, ist es ebensogut wie die Theater in Berlin oder sogar Minneapolis.«
    »Ich habe darüber gelesen«, sagte Philip. »Öffentliche Mittel, und dann erklären sie, daß nur Weiße eingelassen werden.« Jonathan schlug auf den Tisch. »Sie tun das wieder?«
    »Ja«, sagte sein Bruder, »aber darauf erhob sich ein riesiger Proteststurm. Von allen Seiten. Leute, von denen man es nie erwartet hätte, forderten, daß das Theater allen zugänglich sein müsse.«
    »Verdammt noch mal!« rief Jonathan, und Magubane stand auf und ging erregt im Zimmer auf und ab. Es war die Situation, gegen die sie in den letzten drei Jahren gekämpft hatten. »Wir wollen keine Brosamen vom Tisch des Herrn mehr. Wir wollen keine Schnitte Brot mehr. Wir wollen nicht den Laib. Wir wollen die ganze verdammte Bäckerei. Und wir wollen sie jetzt.« »Wir gehören nicht zu ihrer Gesellschaft«, meinte Magubane sarkastisch. »Wir können Shakespeare oder Goethe nicht würdigen.« Er versetzte dem Stuhl, von dem er soeben aufgestanden war, einen Tritt. »Ich kann ganze Seiten aus >Othello< zitieren, aber ich kann nie eine Aufführung des Stücks sehen.«
    Jonathan begann zu lachen. »Magubane, du Esel. >Othello< ist in Südafrika wirklich nicht willkommen. Er ist schwarz, Mann. Er ist schwarz, oder hast du das nicht gewußt?«
    Magubane rieb sich das Kinn, als wäre er wegen seiner Unkenntnis verlegen, dann stellte er sich zur Tür, die rechte Hand auf der Brust - »Ich bin der Mohr von Venedig!« - und rezitierte:
    Gefiel es Gott,
    Durch Trübsal mich zu prüfen, göss’ er Schmach Und jede Kränkung auf mein armes Haupt, Versenkt’ in Armut mich bis an die Lippen, Schlug samt der letzten Hoffnung mich in Fesseln: Doch fand’ ich wohl in einem Herzenswinkel Ein Tröpfchen von Geduld!
    Er beendete seine Deklamation und fügte ruhig hinzu: »Diesen Tropfen Geduld haben wir, aber nicht mehr sehr lange.«
    »Ich wollte sagen«, fuhr Daniel Nxumalo fort, »daß eben jetzt an vielen Stellen in Pretoria Buden aufgestellt wurden. Sie sind mit Weißen, zumeist Frauen, besetzt.«
    »Zu welchem Zweck?« fragte Jonathan.
    »Sie sammeln Unterschriften für Gesuche an die Behörden, Nichtweißen den Besuch der Vorstellungen im neuen Theater zu gestatten. Und soviel ich höre, ist die überwältigende Mehrheit dafür.«

»Also«, gab Jonathan widerwillig zu, »die Veränderung kommt. Langsam - aber unvermeidlich.« Er schaukelte mit seinem Stuhl hin und her, dann fragte er: »Glaubst du, Dan, daß ich jemals frei hierher zurückkommen und wie ein gewöhnlicher Arbeiter leben kann?«
    »Ja. Ohne das geringste Zögern bejahe ich das. Veränderungen kündigen sich an. Es geschehen wichtige Dinge, und ich glaube aufrichtig, daß wir unser Ziel erreichen können.«
    »Ich nicht«, erwiderte Jonathan. »Nicht ohne eine blutige Revolution, die vermutlich erst kommen wird, wenn ich ein alter Mann bin.«
    »Sie erwarten, ein Leben in der Verbannung zu führen?« fragte Philip. »Ja. Magubane wird seinen Geburtsort nie als freier Mann wiedersehen. Tubakwa, wenn du zu uns jenseits der Grenze kommst, kannst du nie wieder nach Hause zurück.«
    »Was wollt ihr dann?«
    »Den Druck aufrechterhalten. Die Afrikander dazu aufstacheln, offen eine faschistische Haltung einzunehmen, so lange, bis die Welt eingreifen muß.«
    »Wenn die Regierung Ihnen eine Amnestie anbietet.«
    »Wir würden sie ablehnen«, mischte sich Magubane ein. »Das ist ein Krieg, der bis zum Ende geführt werden muß. Mit den üblen Tricks dieser Leute muß endlich Schluß sein.«
    »Aber Frikkie und Jopie, die beiden Rugbyspieler. Sie sagen fast das gleiche. Krieg bis zum Ende. Um die Art von Regierung zu bewahren, die Gott für sie bestimmt hat.«
    Jonathan wollte schon eine zynische Bemerkung machen, aber Magubane unterbrach ihn und sagte zu Philip: »Deshalb rate ich Ihnen, das Mädchen zu heiraten und das Land zu verlassen. Ihr Amerikaner habt in Vietnam

Weitere Kostenlose Bücher