Verheißene Erde
vom Boden sprang, während er die rechte Faust mit schrecklicher Kraft schwang und Spyker einen kräftigen Haken versetzte.
Das vierte Foto zeigte ein tolles Durcheinander. Frikkie war beinahe tot. Spyker Swanepoel war bewußtlos und sein Kinn so schief, daß er selig zu lächeln schien. Sieben Spieler von Monument stürzten sich auf Jopie, schlugen und traten ihn zu Boden. An anderen Stellen des Fotos war ein halbes Dutzend größere Boxkämpfe zu sehen, wobei einer der Spieler von Venloo seinem Gegner das Knie genau in die Hoden stieß. Über den Bildern stand der Titel T emperamentvolles S piel auf dem L oftus V ersfeld . Als Frikkie im Krankenhaus wieder zu sich kam, wollten die Sportreporter seine Meinung über das Spiel hören, und er sagte: »Wir sollten gewonnen haben.«
»Habt ihr auch«, sagte man ihm.
»Hurra!« Er versuchte aufzustehen, konnte aber seine Bewegungen nicht koordinieren und fiel ins Bett zurück. »Wissen Sie, daß Spyker Ihnen einen Tritt versetzt hat?«
»Na, und wenn schon.«
»Haben Sie die Zeitungen gesehen?«
»Ich hab’ nicht mal das Tageslicht gesehen.« Sie zeigten ihm die Fotos, und er sah das erste eine Weile an. »Der Spyker hat mich hart angegriffen, oder?«
»Aber der Fußtritt?«
»Das hat Jopie schon ausgeglichen«, meinte er und wies auf das dritte Foto. Dann betrachtete er das letzte Bild. »Ich bin am Boden, Spyker ist am Boden. Jopie geht zu Boden. Ich bin froh, daß wir gewonnen haben.« Der Tritt gegen den Kopf hatte vorübergehend seinen Gleichgewichtssinn gestört. Es war, als hätte jemand ein Gyroskop in Bewegung gesetzt, das unabhängig vom seitlichen Druck seinen Weg beharrlich fortsetzte. Frikkie schlug eine bestimmte Richtung ein, und wenn er abbiegen wollte, ging er geradeaus weiter, manchmal direkt gegen eine Wand.
Die Ärzte waren darüber mehr beunruhigt als er selbst. »Es wird schon wieder werden«, meinte er und erklärte, er sei entschlossen, in dem für Samstag festgesetzten Match gegen ein Team aus dem Oranje-Freistaat zu spielen. Aber Mitte der Woche war es klar, daß er noch nicht einmal aus dem Krankenhaus entlassen würde. Sannie begann nun, ihn regelmäßig zu besuchen, und als sie bemerkte, wie freimütig er die ihm zuteil gewordene harte Behandlung akzeptierte und wie entschlossen er alles zu seiner Wiederherstellung tat, hatte sie immer mehr das Gefühl, daß er das Beste an Südafrika repräsentierte. Gab es eine Aufgabe an der Grenze zu Mo 9 ambique zu erledigen? Er übernahm sie. Mußte ein gegnerischer Spieler angegriffen werden? Er tat es. Er war geradeheraus, unkompliziert und vertrauenswürdig.
Sie war bei ihm, als Spyker Swanepoel ihn besuchte, dessen Kinn mit Draht fixiert war. »Das war ein harter Angriff, Spyker«, meinte Frikkie. »Hast du noch ein Klingen in den Ohren?«
»Etwas ist aus dem Gleichgewicht geraten. Wird sich wieder geben.«
»Was du brauchst, Frikkie, hab’ ich ein dutzendmal gesehen. Ein bißchen scharfes Training und ein Tropfen Brandy.«
»Mein’ ich auch«, und er ließ sich von dem großen Spyker auf die Beine stellen, stützen, einen Drink geben, und dann lief er mit ihm zu der am weitesten entfernten Wand.
»Halt!« rief Spyker, und sie liefen wieder zurück. »Fühl’ mich glänzend!« sagte Frikkie. »Komm raus in die Halle.«
»Frikkie!« protestierte Sannie, aber sie konnte die beiden Riesen nicht aufhalten, und sie verschwanden hinaus in die Halle. Sie sah zu, wie sie den langen Korridor entlangliefen, als ob sie auf einem Rugbyfeld wären. Spyker brummte und rief aufmunternde Worte, bald war er vorne und Frikkie lief selbständig hinter ihm her, aber wie zuvor hinderte das innere Gyroskop ihn daran, um die Ecke zu biegen, und er lief geradeaus gegen die Wand. »Jesus Christus!« brüllte Spyker durch seine verdrahteten Zähne. »Renn doch nicht gegen die verdammte Wand!«
»Was in aller Welt treibt ihr denn da?« schrie die Stationsschwester, als sie die zwei riesigen Männer durch den Korridor laufen sah, Spyker voran, Frikkie hinterdrein, bis er wieder gegen die Wand krachte. »Das müssen wir besser machen«, sagte Spyker, während er Frikkie zu seinem Bett führte. »Wie fühlst du dich?«
»Diese verdammte Wand.«
Inzwischen drängte sich bereits das Pflegepersonal im Zimmer, und der Oberarzt machte Sannie Vorwürfe, weil sie dieses gefährliche Spiel nicht verhindert hatte. »Sie hätten sie zurückhalten sollen«, schimpfte er. »Haben Sie schon mal versucht, die
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