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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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Feuchtigkeit Javas sie in wenigen Monaten töten sollte.
    Als das Totenschiff die Reede von Batavia erreichte, wartete dort die kleine »Weiße Taube«, sauber gewaschen und bereit zur Weiterfahrt nach Formosa. Die beiden Kapitäne trafen kurz zusammen: »Wie war es?«
    »Wie immer.«
    »Wann fahren Sie zurück nach Holland?«
    »Wann immer sie es anordnen.« Auf der Rückreise sollte die »Princesse Royale« hundertfünfzehn Passagiere verlieren.
    Mevrouw van Doorn war nicht erfreut, als sie erfuhr, daß ihr jüngerer Sohn nach Java zurückgekehrt war. Sie argwöhnte, daß ihn eine Charakterschwäche veranlaßt habe, lieber eilig in ein leichtlebiges Land zurückzukommen, das er kannte, als sein Glück im rauhen, vom Intellekt geprägten Klima Hollands zu wagen, und sie fürchtete, das könnte der erste verhängnisvolle Schritt auf dem Weg zu seinem späteren Niedergang sein. Willem hatte die Befürchtungen seiner Mutter vorausgeahnt, fürchtete aber, sich lächerlich zu machen, wenn er ihr seine wirklichen Motive darlegte: eine Vision von einer Bergkuppe, eine Freundschaft mit einem kleinen Wilden und die Inspiration durch eine unter Steinen begrabene Bibel. Nachdem er mit sich zu Rate gegangen war, wagte er sich an die schwierige Aufgabe, einen langen Bericht für seine
    Vorgesetzten in Batavia zu schreiben, in der Hoffnung, sie würden ihn an die »Siebzehn Herren« weiterleiten.
    Darin erklärte er nüchtern und sachlich, was die Holländer seiner Meinung nach erreichen könnten, wenn sie am Kap der Guten Hoffnung einen Stützpunkt errichteten. Er betitelte ihn »Eine nüchterne Überlegung« und rekonstruierte darin alles, was er während seiner Zeit als Schiffbrüchiger beobachtet hatte, wobei er die leitenden Kaufleute der Kompanie über die potentiellen Reichtümer in diesem neuen Land informierte:
    Drei verschiedene Schiffe gaben uns Samen, zwei aus Holland, eines aus England, und jeder Samen, den wir anpflanzten, lieferte gutes Gemüse, einiges davon größer, als wir es von daheim erhalten. Seeleute, die eine große Anzahl von Ländern kennen, sagten: »Das ist die wohlschmeckendste Mahlzeit, die wir je bekamen.« Bei meinem Ausflug in das Eingeborenendorf sah ich Melonen, traubenähnliche Kletterpflanzen und anderes Obst.
    Er führte sorgfältig auf, was in den Gärten der Kompanie üppig gediehen war, wieviel Rinder die Hottentotten besaßen, welche Vögel man auf der Robbeninsel erlegen konnte. Dieses Verzeichnis hätte eine Ermunterung für alle sein können, die eine Versorgungsbasis zu errichten gedachten.
    Aber argwöhnische Leser neigten vielleicht dazu, sich mehr mit den Stellen zu beschäftigen, in denen er das Leben der Hottentotten eingehend beschrieb:
    Sie gehen völlig nackt und tragen nur ein kleines Stück Fell, um ihre Geschlechtsteile zu bedecken. Zum Schutz des Körpers beschmieren sie sich mit einem Gemisch aus Kuhdung und Sand, das sie Monat für Monat verstärken, so daß man sie auf große Entfernung riechen kann. Männer frisieren sich mit Schafdung, so daß ihr Haar so hart wird wie ein Brett. Die Frauen legen gewöhnlich getrocknete Eingeweide wilder Tiere um ihre Beine, die als Schmuck dienen.
    Er unterschied sorgfältig zwischen den Strandloopers, einer degenerierten Gruppe abfallessender Vagabunden, den Hottentotten, die Hirten waren, und den Buschmännern, die ohne Herden im Landesinneren lebten. Er rechnete aus, wie viele Schiffe frisches Gemüse laden könnten, wenn die Kompanie eine Niederlassung errichtete, wo man es auf dem Kap anbauen konnte, und legte dann dar, daß sie, wenn sie ständige Beziehungen mit den Hottentotten unterhalten könnten, auch imstande wären, fast unbegrenzte Lieferungen von frischem Fleisch anzubieten. Er riet, die Station auf St. Helena aufzugeben, mit der vernünftigen Warnung, daß die Engländer, falls sich die Holländer nicht friedfertig zurückzögen, sie ohnehin von dort vertreiben würden.
    Dies waren reifliche Überlegungen, wohlbegründet in allen wichtigen Punkten, und sie erreichten gar nichts. Die leitenden Beamten in Batavia waren der Ansicht, daß ein so weit entfernter Ort sie nichts anginge, während die »Siebzehn Herren« es für unverschämt hielten, daß ein so unbedeutender Mann, der nicht einmal Matrose war, sich in solche Angelegenheiten mischte. Soweit Willem sehen konnte, geschah nichts. Aber ein einmal geschriebenes Wort liegt oft lange vergessen in einer Schublade, bis es in einem völlig unerwarteten Moment

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