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Verheißene Erde

Verheißene Erde

Titel: Verheißene Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Michener
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sein.«
    Die Beziehungen zu den Hottentotten hatten sich verschlechtert: Nur noch wenige brachten Vieh zum Tauschen, und fast keiner wollte für die Bürger arbeiten. Die meisten hielten ihre Herden am Rand der Ansiedlung und beobachteten finster, wie das Vieh der Holländer die Grenze überschritt »Auf Java würde keiner so arbeiten«, beklagte sich ein dicker Bürger. »Ich glaube, ich werde mich im nächsten Schiff verstecken und nach Holland zurückfahren.«
    Mehrere der Freigelassenen taten das, so daß bei jedem Schiff, das in der Tafelbucht anlegte, Wachen aufgestellt wurden. Eines Morgens im Jahr 1685 aber weckte der Ausguckmann oben im Fort alle, indem er auf ein Stück Eisen hämmerte, das an einem Pfosten hing, und rief: »Kriegsschiff läuft ein!«
    Die kleine Gruppe der Ansiedler wurde von Angst erfaßt; soviel sie wußten, stand Holland noch im Krieg mit England, und da dieser Eindringling vielleicht die Vorhut für einen Landetrupp war, wurde eine rasche Musterung abgehalten, und van Riebeeck sagte: »Wir kämpfen. Wir werden niemals einen Besitz der Kompanie aufgeben.« Aber während die Männer ihre Musketen einsatzbereit machten, rief der Ausguckmann: »Gute Nachricht! Es ist ein holländisches Schiff!« Alle liefen aus dem Fort, um das schmucke kleine Fahrzeug zu begrüßen.
    Van Riebeeck wartete, bis das Beiboot des Schiffes am Hafendamm anlegte, den seine Leute bauten. Der Kapitän sprang an Land und verkündete die gute Nachricht: »Vor Angola begegneten wir einem portugiesischen Handelsschiff, das auf der Fahrt nach Brasilien war. Es gab einen kurzen Kampf. Wir kaperten es. Ein wenig Gold, ein wenig Silber, aber eine Menge erstklassiger Sklaven.«
    Van Riebeeck konnte die Worte gar nicht glauben; seit Jahren hatte er seine Vorgesetzten auf Java um Sklaven angefleht, die auf dem Kap arbeiten sollten, und nun sagte der Kapitän: »Wir fanden zweihundertfünfzig an Bord des Portugiesen, aber sechsundsiebzig sind in unseren Laderäumen gestorben.« Die meisten anderen waren ernstlich krank. Außerdem waren Kinder dabei und van Riebeeck beschwerte sich: »Die werden uns in den nächsten vier, fünf Jahren noch wenig nützen.«
    »Holt den großen«, rief der Kapitän. »Den werden Sie für sich selbst haben wollen, Kommandant.« Dann senkte er die Stimme: »Bekomme ich für ihn zusätzliches Rindfleisch?«
    Als das Boot zurückkam, stand am Bug, schwer gefesselt, der erste Schwarzafrikaner, den Willem und die anderen Holländer je gesehen hatten, denn bisher waren alle Sklaven private Käufe aus Madagaskar, Indien oder vom Malaiischen Archipel gewesen.
    Seiner vornehmen Haltung nach mußte der junge Mann aus einer der führenden Familien Angolas stammen. Er war groß, breitschultrig und hatte ein offenes Gesicht. Sobald van Riebeeck ihn sah, beschloß er, ihm eine wichtige Aufgabe anzuvertrauen. Er schien dazu bestimmt, der Führer von Tausenden von zukünftigen Sklaven zu werden, die bald in das Gemeinwesen gebracht werden sollten.
    »Wie heißt er?« fragte er, und ein Seemann antwortete: »Jango.« Das war ein unglaubwürdiger Name, ohne Zweifel die Verballhornung eines angolanischen Wortes von besonderer Bedeutung. Van Riebeeck sagte in dem portugiesischen Dialekt, der von allen verwendet wurde, die in den östlichen Meeren arbeiteten: »Komm mit mir, Jango.« Der hochgewachsene Schwarze folgte mit klirrenden Ketten dem Kommandanten ins Fort und Willem dachte: Wie würdevoll er ist! Stärker als zwei Malaien oder drei Inder.
    In den nächsten Tagen wies Kommandant van Riebeeck seinen neuen Sklaven ihre Aufgaben zu. Dabei reservierte er elf der besten für den privaten Gebrauch seiner Frau. Außerdem mußte die Stellung der bereits am Kap befindlichen Sklaven geklärt werden. Er ließ also Willem zu sich kommen und fragte: »Van Doorn, was sollen wir mit dem Mädchen Deborah tun?«
    »Van Valck will sein Malakkamädchen heiraten. Ich will Deborah heiraten .«
    »Das wäre äußerst unklug.«
    »Warum?«
    »Weil Sie der Bruder eines bedeutenden Angestellten der Kompanie sind.«
    »Sie bekommt ein zweites Kind.«
    »Verdammt!« Der kleine Mann lief aufgeregt auf und ab. »Warum könnt ihr nichtswürdigen Männer euch nicht beherrschen?« Er hatte seine Frau und zwei Nichten mitgebracht, so daß er keinen Mangel an weiblicher Gesellschaft verspürte; er glaubte, daß Männer wie van Doorn und van Valck geduldig warten sollten, bis Frauen aus Holland kämen. Wenn das neun oder zehn Jahre dauerte,

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